DSV übernimmt DB-Schenker : Warum der Verkauf von DB Schenker im letzten Moment scheitern könnte
Die Deutsche-Bahn-Tochter DB Schenker hat mit der dänischen DSV einen Käufer gefunden, 14,3 Milliarden sollen fließen. Morgen Mittwoch soll der DB-Aufsichtsrat über den geplanten Kauf nun abstimmen - die Zustimmung des Gremiums wackelt allerdings. Denn die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG will sich gegen den Verkauf stellen, so die Deutsche Presse-Agentur. Die EVG allein kann die Transaktion aber nicht blockieren.
Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" schrieb, dass wenn die EVG weitere Mitglieder des Gremiums von ihrer Position überzeugen könne, der Verkauf noch gestoppt werden könnte. Es ist aber völlig offen, ob die EVG mit ihrer späten Offensive den Verkauf von Schenker verhindern kann.
Die Hälfte des 20 Mitglieder starken Konzernaufsichtsrats kommt von der Arbeitnehmerseite. Neben der EVG ist aber auch die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer vertreten. Ob sie ebenfalls gegen den Schenker-Verkauf stimmen wird, ist nicht bekannt. Auf der Arbeitgeberseite sitzen im DB-Aufsichtsrat unter anderem zwei Staatssekretärinnen und drei Bundestagsabgeordnete.
Sollte es bei der Abstimmung zum Gleichstand kommen, könnte der Aufsichtsratsvorsitzende Werner Gatzer mit seinem Doppelstimmrecht die Entscheidung gegen die Arbeitnehmervertreter durchbringen.
Was die Gewerkschaften am Deal auszusetzen haben
Der Chef der Eisenbahnergewerkschaft EVG, Martin Burkert, führt vor allem Bedenken zu den Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort Deutschland an: „DB Schenker soll nach 153 Jahren vom Markt verschwinden“, kritisierte der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende im Interview mit der F.A.Z.
Nicht nur, dass Wertschöpfung verloren gehe, es würden auch Arbeitsplätze verschwinden. „Politik und Bahnvorstand wollen den Verkauf von wichtigen Unternehmensbereichen als strategische Maßnahme darstellen“, bemängelte er. „Eine zukunftsorientierte Geschäftspolitik sieht anders aus.“
Als Argumente dagegen führen Befürworter an, dass die Logistik-Tochter massive Investitionen braucht, die die Deutsche Bahn angesichts der Schuldenlast und als kriselnder Staatskonzern nicht aufbringen könne.
Ein weiterer, politisch heikler Punkt sei die angespannte Haushaltslage des Bundes, schreibt die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Um die Milliardenlücke zu schließen, wurde die Bahn bereits im Juli in die Pflicht genommen: Die Spitzen der Bundesregierung beschlossen überraschend, 4,5 Milliarden Euro, die ursprünglich als Baukostenzuschüsse vorgesehen waren, als Eigenkapital der Bahn zu verwenden, um den Haushalt zu entlasten.
DB Schenker: Diese Bieter waren im Rennen
Vor dem Sommer gab es für DB Schenker noch vier Bieter: DSV, eine Finanzinvestoren-Gruppe um CVC, der saudische Konzern Bahri und die Reederei Maersk. Nach dem Sommer waren nur noch DSV und der Private-Equity-Investor CVC übrig.
Die Arbeitnehmervertreter bei Schenker hätten dabei eigentlich einen Verkauf an CVC vorgezogen. Mit dem Verkauf an DSV befürchten sie einen größeren Stellenabbau.
Mit dem Verkauf von DB-Schenker will sich der angeschlagene Konzern von einem der wenigen gut laufenden Geschäftsbereiche im eigenen Haus trennen, um die Verkaufserlöse völlig in den Abbau des Schuldenbergs zu stecken, der sich zum ersten Halbjahr auf rund 33 Milliarden Euro belief.
Allein im ersten Halbjahr dieses Jahres fuhr Schenker einen operativen Gewinn (Ebit) von 520 Millionen Euro ein. Vor allem Schenker war es zu verdanken, dass die Bahn nach der Corona-Krise zumindest zeitweise wieder schwarze Zahlen schrieb. 2023 machte der Logistikriese einen Gewinn von 1,8 Mrd. Euro und holte die Bahn zumindest operativ aus der Verlustzone.