Logistik Immobilien : Mit dieser Lagerflächen-Entwicklung rechnen Experten
Die Zukunft der Lagerlogistik vor allem unter den Aspekten der gestörten Lieferketten, höheren Frachtkosten und explodierenden Rohstoffpreisen war Thema einer aktuellen Studie des Herchenbach Supply Chain Institute. Bei einer Befragung von über 300 europäischen Entscheidern vor allem aus dem Bereich Logistik stellten sie fest: Der Bedarf an Lagerfläche ist groß – und er nimmt weiter zu.
Über 60 Prozent der befragten Unternehmen rechnen mit einem Anstieg ihres Lagerbedarfs innerhalb der nächsten sechs Monate, innerhalb eines Jahres sind es sogar 63 Prozent. Weniger als ein Fünftel der Unternehmen geht dagegen von abnehmendem Lagerbedarf aus. Zwischen sechs Monaten und einem Jahr sinkt die Zahl dieser Unternehmen deutlich und hält sich danach abnehmend zwischen 14 und zwölf Prozent.
Die Zahl der Unternehmen, für die die Bewertung ihres Lagerbedarfs außerhalb des Planungshorizontes liegt, nimmt im Verlauf stark zu. Der stärkste Anstieg mit 65 Prozent von 23 auf 38 Prozent findet zwischen einem und drei Jahren statt. Genau zu diesem Zeitpunkt sinkt die Zahl der Unternehmen, die fest mit mehr Lagerbedarf rechnen, mit minus 22 Prozent von 63 auf 49 Prozent am stärksten. Nach drei Jahren ist der Zahl der Unternehmen, die mit einem Mehrbedarf an Lagerfläche rechnen, genauso groß wie die der Unternehmen, die so weit nicht planen.
Unternehmen, die auf eine schnelle und mobile Lagerlösung setzen, sind im Vorteil. Sie können schnell und einfach innerhalb weniger Wochen ihren Lagerbedarf decken. Gleichzeitig müssen sie sich (anders als bei einem festen Gebäude) nicht langfristig auf die Hallengröße und den Standort festlegen. Außerdem wird kein hohes Investitionsbudget gebunden. Für den Zeitraum, den sie sinnvoll überschauen können, haben sie so die optimale Lagerlösung gewählt. Ändern sich die Lagerbedürfnisse, können sie die Halle immer wieder den neuen Gegebenheiten anpassen oder sie ganz abbauen.
Begehrte Grundstücke: Wo die nächsten Hallen-Standorte entstehen
Lager- und Logistikflächen sind gefragt – und der Bedarf wird in den nächsten Jahren weiter deutlich zunehmen. Dabei nimmt nicht nur der Bedarf an neuen Standorten zu. Gleichzeitig wird die Zahl der Lager- und Logistikhallen an den bereits vorhandenen Standorten wachsen. Doch nicht alle Standorte sind in zwei bis drei Jahren noch genauso begehrt wie jetzt.
- Lager am Produktionsstandort und große Verteilerzentren sind für Unternehmen bisher die wichtigsten Standorte.
- Danach kommen die Mittelzentren, die lokalen Zentren und schließlich die Microlager.
- Mittelfristig ist eine Polarisierung erkennbar: Sowohl die Hallen an Produktionsstätten und große Verteilerzentren als auch die lokalen Zentren und Microlager werden zunehmen.
- Dabei verzeichnen die Microlager, wenn auch ausgehend von einem niedrigen Niveau, die größten Zuwächse. Diese kleinen Lager in den Zentren der Städte bieten vor allem Unternehmen im E-Food-Bereich aber auch Paketdienstleistern die Möglichkeit, durch kurze Lieferzeiten bei der Kundschaft zu punkten.
- Weniger Lager- und Logistikstandorte werden in Mittelzentren notwendig sein.
Drei Viertel der befragten Unternehmen sehen mittelfristig einen Trend zur Zentralisierung der Lager- und Logistikstandorte. Große Zentren bilden das Gerüst, Microlager und lokale Zentren ermöglichen Flexibilität in der Fläche.
Polarisierung bei der Standortwahl zeichnet sich ab
43,3 Prozent der befragten Unternehmen nutzen zurzeit große Verteilerzentren, in zwei bis drei Jahren werden es 46,9 Prozent sein, das ist eine Steigerung um 8,3 Prozent. 20,3 Prozent der Unternehmen verwenden zurzeit lokale Zentren, dort ist im Befragungszeitraum eine Steigerung um 2,94 Prozent zu erwarten. Nur ein geringer Teil der Unternehmen (5,67 Prozent) setzt bereits auf Microlager. Dort sind mit 52,73 Prozent in den nächsten zwei bis drei Jahren allerdings die größten Zuwächse zu erwarten.
Für die Mittelzentren zeigt die Kurve nach unten. Die Zahl der Unternehmen, die Mittelzentren nutzen, liegt bei 28,66 Prozent. In drei Jahren wird sich die Zahl laut Prognosen um 14,70 Prozent reduziert haben. Da Unternehmen auf einen Standortmix setzen, war eine Mehrfachnennung möglich.
Lagerhallen am Produktionsstandort verzeichnen deutliche Zuwächse
Nach der Zahl der Hallen am jeweiligen Standort gefragt, ist vor allem bei den Hallen an den Produktionsstätten eine deutlich höhere Zunahme erkennbar.
- 47,46 Prozent der befragten Unternehmen nutzen den Produktionsstandort auch als Lagerstandort.
- Für die nächsten zwei bis drei Jahre haben das rund 3,16 Prozent mehr Unternehmen geplant.
- Doch während die Menge der Unternehmen, die Hallen am Produktionsstandort haben, nur leicht wächst, nimmt die Zahl der Hallen dort deutlich zu.
Im Schnitt sechs Lagerhallen pro Unternehmen stehen zurzeit an Produktionsstandorten. In den nächsten zwei bis drei Jahren sind 9,5 Lagerhallen pro Unternehmen an Produktionsstandorten zu erwarten. Damit erhöht sich die Zahl der Lager- und Logistikhallen am Produktionsstandort pro Unternehmen um 58,33 Prozent. Während die Zahl der Unternehmen im Beobachtungszeitraum nur leicht zunehmen wird, bedeutet die Entwicklung bei den Lagerhallen: Die Mehrheit der Unternehmen, die bereits eine Lager- oder Logistikhalle am Produktionsstandort haben, planen innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre die Neuanschaffung einer Halle.
Damit müssen Unternehmen rechnen
Der Druck, attraktive Lager- und Logistikflächen zu finden, ist schon jetzt hoch und wird sich in den nächsten Jahren weiter verschärfen. Allerdings sind nicht alle Standorte gleich gefragt. Vor allem große, gut angebundene Flächen, die zentral in den zu beliefernden Gebieten liegen, werden noch begehrter werden als bisher. Unternehmen, die auf Microlager in Städten in unmittelbarer Nähe zum Kunden setzen, werden sich in den nächsten Jahren einer verstärkten Konkurrenz ausgesetzt sehen.