Supply-Chain-Management : Fünf Lieferketten-Trends für 2024

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Unternehmen haben mehrere Prioritäten, wenn es um eine resiliente Lieferkette geht: Die Risiken sollen vermindert, gleichzeitig Nachhaltigkeit erhöht werden. Trotz eines möglichst schlanken Betriebs wollen sie eine schnelle Reaktion auf Kundenbedürfnisse erreichen und ihre termingerechten Erfüllungsraten - bei überschaubaren Kosten - verbessern. Experten der Supply-Chain-Softwareplattform E2Open haben dabei fünf Trends definiert, die Unternehmen beachten können, um diesen Prioritäten gerecht zu werden.

1. Die Verlagerung von unternehmensintern zu unternehmensübergreifend


Um Lieferketten effektiv zu verwalten und widerstandsfähig zu gestalten, müssen Unternehmen auch externe Parteien miteinbeziehen. Entscheidend ist dabei die Vernetzung ihrer Lieferkette und die Erfassung von Daten verschiedener Lieferanten, Logistikpartner und Kunden – nicht nur interner Abteilungen – in einer einzigen, einheitlichen Plattform.

In einer vernetzten Lieferkettenplattform haben Unternehmen Zugang zu einer Single Source of Truth und damit Zugang zu Informationen z.B. zu Lieferverzögerungen. Mithilfe dieser Daten lassen sich diese Störungen frühzeitig erkennen und abmildern, bevor sie sich auf die Kunden auswirken. Wenn Unternehmen Trends in ihren Lieferkettendaten erkennen und verstehen können, z.B. Nachfragespitzen, Wetterereignisse, Konjunkturschwankungen, Transportverzögerungen usw., können sie im Voraus planen. Dabei übernehmen KI- und Machine-Learning-Technologien den Großteil der Arbeit und die Beschäftigten müssen die Empfehlungen nur noch überprüfen und genehmigen.

2. Lieferketten diversifizieren mit Nearshoring


Vermehrte Unterbrechungen der Lieferkette, verschärfte Vorschriften und zunehmende protektionistische Maßnahmen verleiten Unternehmen nun dazu, ihre globalen Lieferketten neu zu gestalten, um die Versorgung sicherzustellen und die Abhängigkeit von einem einzigen Land zu verringern.

Konzepte wie das Nearshoring gewinnen dabei weiter an Popularität. Theoretisch erleichtert dieser Ansatz die schnelle Auftragserfüllung und verringert die mit globalen Lieferketten verbundenen Risiken. Jedoch ist auch Vorsicht geboten: Diese Modelle sind aufgrund der Kosten und des Zeitaufwands, die mit der Neupositionierung von Produktionsanlagen und Zulieferer- und Logistiknetzen in der Nähe des eigenen Standorts verbunden sind, kurzfristig nur begrenzt realisierbar. Nearshoring sollte als langfristige Strategie betrachtet werden und als eine Facette einer komplexen Lieferkette unter mehreren betrachtet werden.

3. Nachhaltigkeit auf granularer Ebene


Die Einbeziehung von Nachhaltigkeitsaspekten in die langfristige Wachstumsstrategie eines Unternehmens muss zur Norm werden – denn sie kann nicht nur ein Gewinn für die Umwelt sein, sondern auch aus finanzieller Sicht. Dafür ist zunächst eine Investition in vernetzte Lieferkettentechnologie erforderlich, die das gesamte Netzwerk bis auf eine granulare Ebene transparent macht. Denn nur so können Unternehmen Verschwendung, wie z.B. überhöhte Lagerbestände, reduzieren und die mit den Bewegungen in der Lieferkette verbundenen Emissionen, wie z.B. beschleunigte Lieferungen, minimieren.

Dabei ist auch die Berichterstattung ein wichtiger Aspekt. Beispielsweise müssen Unternehmen hierzulande den Berichterstattungsstandards der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU erfüllen. Dies bedeutet, dass Unternehmen effektiver über ihre Umweltauswirkungen berichten müssen. Mehr Transparenz, Datenaustausch, Lieferkettentechnologie und die Zusammenarbeit zwischen allen Gliedern der Lieferkette sind dabei entscheidend.

4. Neue Rolle für den Einzelhandel und das Omnichannel-Erlebnis


So sehr das Online-Shopping auch boomt, so sehr schätzen die Menschen doch das persönliche Einkaufserlebnis. Die Bereitstellung eines echten Omnichannel-Erlebnisses für den Online- und den stationären Einzelhandel macht das Fulfillment jedoch zu einer Herausforderung, und erfordert eine durchgängige Transparenz der Lieferkette. Um das umzusetzen, werden Einzelhandelsgeschäfte zu Fulfillment-Hubs. Sie sind nicht mehr auf externe Lager angewiesen, sondern werden zunehmend als Fulfillment-Standorte genutzt, die schnelle Bestellungen, Buy-Online-Pick-Up-In-Store (BOPIS) und Click-and-Collect ermöglichen.

Auch die Nutzung von Point-of-Sale-Informationen (POS) im Lieferkettenmanagement ist ein wichtiges Instrument, um das Kaufverhalten der Kunden zu überwachen und ihre Bedürfnisse zu antizipieren. Unternehmen müssen einen Schritt weiter gehen und nicht nur die Bestellungen der großen Einzelhändler prognostizieren, sondern auch die Kunden analysieren, an die die Einzelhändler verkaufen.

5. Einbindung von KI in die Entscheidungsfindung in der Lieferkette


Daten und eine eingebettete KI-Strategie sind unumgänglich – und entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens. Eine KI ist jedoch nur so gut, wie die Daten, die zur Verfügung stehen. Dazu gehören Daten aus internen Abläufen sowie entlang der gesamten Wertschöpfungskette mit mehreren Ebenen von Partnern, Lieferanten, Vertriebsnetzen, Transportunternehmen, Zollbehörden und mehr. Der Zugang zu diesen Informationen hängt von einem vernetzten Lieferkettennetzwerk ab, das die Daten für eine optimale Entscheidungsfindung liefert. Je mehr Datenpunkte, desto besser wird jede KI-Lösung funktionieren.

Der größte Gewinn für die Lieferketten liegt in der Einbettung von KI in die tägliche Entscheidungsfindung und in der Sicherstellung, dass die für die Herstellung, den Transport und den Verkauf von Waren verwendeten Tools KI in ihrem Kern enthalten. KI darf nicht länger ein Overlay oder ein nachträglicher Gedanke sein, sondern muss bei jeder Entscheidung eine zentrale Rolle spielen.