Gastbeitrag : So funktioniert die Datensynchronisation in der Supply Chain

blue digital binary data on computer screen. Close-up shallow DOF
© gonin - stock.adobe.com

Sobald Zulieferer:innen unabhängig voneinander agieren, arbeiten sie in Silos. Interaktionen laufen dann per Telefonanruf und E-Mails. Oftmals liegt außerdem eine überaus heterogene IT-Landschaft vor, vom ERP-System bis zum externen Lieferantenportal. Es kann leicht zu Interessenkonflikten zwischen den einzelnen Lieferant:innen kommen, wenn es darum geht, wessen Anfragen zuerst bearbeitet werden.

In B2C- und B2B-Szenarien erzeugen die Kund:innen die Nachfrage und das Unternehmen am Ende der Lieferkette muss auf diese Nachfrage reagieren. Daher müssen Unternehmen bei jeder Bestellung flexibel bleiben. Umgekehrt wollen Lieferant:innen Stabilität – vorhersehbare Bestellmengen und Liefertermine. Die einzige Möglichkeit, Angebot und Nachfrage zu rationalisieren, ist ein Datenaustausch zwischen Lieferant:innen, deren Datenpipelines miteinander verbunden sind. Durch diesen Austausch lassen sich nicht nur genauere Vorhersagen über den künftigen Bedarf treffen, sondern das Risiko für die Lieferant:innen und das Unternehmen wird minimiert und schließlich führt es zu einer Verbesserung der Kundenbeziehung, da Informationen über Verfügbarkeiten schneller kommuniziert werden können.

Schritt 1: Überwindung der Datenbarriere durch Anwendungs- und Datenintegration

Ein erstes Hindernis auf dem Weg zur effizienten Datenverwaltung in der Lieferkette ist die sogenannte "Datenbarriere." Daten liegen in vielen verschiedenen Formaten vor und stammen aus unterschiedlichen Anwendungen und Systemen. Eine zentrale Aufgabe ist es daher, diese Daten zu clustern und in einer konsistenten und strukturierten Form zu sammeln und zu integrieren. Die Sortierung umfasst dabei eine tiefgehende Analyse der vorhandenen Datenlandschaft, die Identifizierung von Quell- und Zielsystemen sowie die Bestimmung der Datenmuster, die synchronisiert werden sollen. Bei der Bewertung der Systeme ist es wichtig, die verwendeten Technologien, Datenformate, Übertragungsprotokolle und Sicherheitsanforderungen zu verstehen. Dabei können Datenvisualisierungstools, eine Data Governance-Strategie oder externe Anbieter:innen wie Intergrationsplattfrom als Service (iPaaS) Anbieter unterstützen.

Schritt 2: Auswahl geeigneter Synchronisationstools und -methoden

APIs sind oft die erste Wahl für Echtzeit-Synchronisationen, da sie eine direkte, bidirektionale Kommunikation zwischen den Systemen ermöglichen. Bei komplexeren Anforderungen, die mehrere Systeme und Datenformate betreffen, sollten Middleware-Lösungen wie Enterprise Service Bus (ESB) oder Data Integration Tools zum Einsatz kommen. Diese Tools ermöglichen eine zentrale Kontrolle und Verwaltung der Datenflüsse und unterstützen eine Vielzahl von Datenformaten und Protokollen.

Schritt 3: Implementierung und Konfiguration

In dieser Phase wird die Infrastruktur für die Datensynchronisation eingerichtet. Dazu gehört die Einrichtung und Konfiguration der APIs oder Middleware, die Implementierung der Datenverarbeitungs- und Transformationslogik und das Einrichten der Verbindungen zwischen den Quell- und Zielsystemen.

Für die Synchronisation sollten Regeln definiert werden, die festlegen, wann und wie die Daten synchronisiert werden, einschließlich Fehlerbehandlungs- und Wiederherstellungsstrategien. In dieser Phase können iPaaS-Anbieter umfassend unterstützen. Ein Beispiel ist die Boomi Plattform, die eine visuelle Schnittstelle für die Erstellung und Bereitstellung von Integrationsprozessen bietet. Im spezifischen Kontext der Datensynchronisation werden zunächst die Verbindungen zwischen den Quell- und Zielsystemen eingerichtet. Dies kann durch die Verwendung von Marken-Konnektoren oder allgemeinen Technologie-Konnektoren geschehen, die eine einfache Verbindung zu einer Vielzahl von Datenquellen ermöglichen. Anschließend wird die Transformationslogik implementiert.

Funktionen wie Lookup-Tabellen, Entscheidungszweige und Skripterstellung helfen hier bei der Implementierung. Diese können verwendet werden, um die Daten von ihren Quellformaten in die Zielformate zu konvertieren und umgekehrt. Schließlich werden die Regeln für die Synchronisation definiert. Dies erfolgt durch die Konfiguration der Prozessausführungspläne, die festlegen, wann und wie oft die Synchronisationsprozesse ausgeführt werden. Es ist auch möglich, Fehlerbehandlungsstrategien zu definieren, um sicherzustellen, dass eventuelle Synchronisationsprobleme korrekt gehandhabt werden und die Datenintegrität gewahrt bleibt.

Schritt 4: Tests und Validierung

Die Testphase ist entscheidend für die Gewährleistung der Zuverlässigkeit und Genauigkeit der Datensynchronisation. Dies sollte eine Reihe von Tests beinhalten, einschließlich Funktionalitätstests (um sicherzustellen, dass die Daten korrekt übertragen werden), Leistungstests (um die Geschwindigkeit und Effizienz der Synchronisation zu beurteilen) und Sicherheitstests (um die Einhaltung von Sicherheitsstandards und -bestimmungen zu überprüfen). Nach erfolgreicher Durchführung dieser Tests kann das System zur Validierung in eine Staging-Umgebung überführt werden, bevor es in die Produktion geht.

Schritt 5: Kontinuierliche Überwachung und Optimierung

Nach der Implementierung ist es wichtig, das System kontinuierlich zu überwachen, um mögliche Probleme zu identifizieren und zu beheben. Dazu können Monitoring-Tools und Dashboards eingesetzt werden, die wichtige Leistungskennzahlen anzeigen, wie z.B. die Latenzzeit der Datenübertragung, die Fehlerquote und die Auslastung der Systemressourcen. Basierend auf diesen Daten können Optimierungen vorgenommen werden, um die Leistung und Zuverlässigkeit der Synchronisation zu verbessern.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Implementierung der kontinuierlichen Datensynchronisation in heterogenen Lieferketten-Systemen zwar eine technische Herausforderung darstellt, doch selbst IT-ferne Anwendern können dank Low-Code-Anwendungen verschiedener iPaaS-Anbieter die Implementierung rasch durchführen. Mit einer sorgfältigen Planung und Umsetzung werden Unternehmen so ihre ganzheitliche Effizienz und Zulieferer-Zusammenarbeit verbessern und so einen Wettbewerbsvorteil erzielen.

Über den Autor

Michael Bachman ist seit über 20 Jahren in der IT-Branche tätig und ist Leiter der Architektur- und KI-Strategie des Boomi Technology Office. Sein Fachwissen konzentriert sich auf die Integration von KI, Datenpipelines und Infrastruktur. Zu seinen Fähigkeiten gehört es, komplexe technische Details in greifbaren Geschäftswert zu verwandeln und innovative und etablierte Architekturen zu vereinen, um reale Prozesse zu verbessern. Seine Leidenschaft für kontinuierliches Lernen und seine unstillbare Neugier, Muster in Systemen zu erkennen, inspirieren ihn bei seiner Arbeit.