Datendrehscheibe : Warum es digitale Lieferketten braucht

"Insgesamt brauchen wir uns in Österreich nicht zu verstecken – im Vergleich zum Nachbarn Deutschland sind wir mit der Nutzung von EDI schon sehr weit."Gerd Marlovits Editel

Gerd Marlovits, Geschäftsführer von Editel, ist überzeugt: „An EDI wird künftig kein Weg mehr vorbeiführen."

- © Petra Spiola

Rund 900 Unternehmen sind laut ARGE Automotive Zulieferindustrie in Österreich unmittelbar in der Kfz-Zulieferindustrie tätig. Große Lieferanten der Autokonzerne (OEM) haben längst Elektronischen Datenaustausch (EDI) im Einsatz, Sublieferanten hingegen haben das teilweise noch vor sich. Gerd Marlovits, Geschäftsführer von Editel, ist überzeugt: „An EDI wird künftig kein Weg mehr vorbeiführen, denn jede Meldung über eine unterbrochene Lieferkette wird den Trend zu EDI noch verstärken.“

Editel mit Sitz in Wien betreibt als technischer Partner von Automobilunternehmen die Datendrehscheibe Exite. Rund 20.000 Unternehmen verschiedener Branchen sind auf dieser laut Geschäftsführer Gerd Marlovits schon angebunden. "Wobei die Nachfrage aus der Automobilindustrie in jüngster Zeit spürbar gestiegen ist. In Zeiten von Lieferketten-Problemen möchten immer mehr Automobil-Zulieferer ihre Supply-Chain-Prozesse digitalisieren“, so Marlovits. Einerseits, weil das Thema seitens der Fahrzeughersteller (OEM) immer wichtiger werde, andererseits weil EDI entlang der gesamten Lieferkette für alle Beteiligten die Datenqualität, Planungssicherheit und Kosteneffizienz erhöhe.

Elektronisch ausgetauscht werden EDI Geschäftsdokumente, wie beispielsweise Lieferabrufe, Lieferankündigungen, Lieferscheine, Warenübernahmebestätigungen oder Rechnungen. Aus der Autmobilbranche sind laut Editel unter anderem Toyota, Skoda, Panasonic und Alpine bei Exite dabei. „Auch in Österreich, wo es viele erfolgreiche Industriebetriebe aus dem Automotive-Sektor gibt, orten wir zunehmenden Bedarf an professionellen, digitalen Lösungen“, so Marlovits weiter.

Wegen der exakt durchgetakteten Produktionsabläufe stellt die Kfz-Branche besonders hohe Ansprüche an die Datenqualität und treibt daher Innovationen laufend voran. „Bei allen Unternehmen, die in direkter Geschäftsbeziehung mit OEM stehen, ist EDI bereits seit langem ein essenzieller Teil der Zusammenarbeit“, erklärt Marlovits. „Und dieser Trend setzt sich sukzessive bei den Vorlieferanten, den sogenannten Tiers, fort."

Laut Daten der ARGE Automotive Zulieferindustrie sind 74 Prozent der österreichischen Kfz-Zulieferer auf der Tier-2-Ebene tätig, also vor allem Komponenten- oder Teile-Hersteller. 61 Prozent der Zulieferer beliefern hingegen auch direkt die großen Fahrzeughersteller (OEM) und sind daher Tier 1, also vor allem Modul- und Systemlieferanten. Nachdem für den Bau eines Pkw je nach Modell rund 30.000 Teile benötigt werden, sind naturgemäß unzählige Lieferanten und Sublieferanten involviert. Zudem werden Bauteile aus Gründen der Versorgungssicherheit oft von unterschiedlichen Lieferanten und aus unterschiedlichen Ländern bezogen.

Die tschechische Automobilindustrie gehört zu den größten in Mittel- und Osteuropa, Toyota hat hier beispielsweise mit seinem Tochterunternehmen TMM (Toyota Motor Manufacturing) eine große Produktionsstätte. Viele österreichische Kfz-Komponenten- und Kfz-Teile-Hersteller liefern nach Tschechien.

EDI ist auch ein wichtiger Erfolgsfaktor bei der Just-in-time-Produktion, wo die Teile und Komponenten zeit- und mengengenau angeliefert werden, sowie in der Just-in-sequence-Produktion, wo auch die Montagereihenfolge exakt mit den Lieferanten getaktet wird. „Der ideale Weg für die Anbindung an die Beschaffungslogistik ist die EDI-Integration ins ERP-System (Enterprise Resource Planning). Für kleinere Unternehmen gibt es aber Web-Portale, die alle Basis-Anforderungen der Geschäftspartner erfüllen“, erklärt Marlovits.