Elektromobilität : Logistikimmobilien sind der Schlüssel zur Ladeinfrastruktur

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Laut Umweltbundesamt verantwortete der Verkehrssektor 2023 rund 19,8 Millionen Tonnen der Treibhausgasemissionen in Österreich – das entspricht circa 29 Prozent der Gesamtemissionen des Landes. Gerade im Güterverkehr ist eine Verlagerung auf die Schiene zwar angestrebt, aber derzeit nur begrenzt realisierbar.

Laut dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI, sind E-Lkw bald nicht nur technologisch ausgereift, sondern auch wirtschaftlich mit Diesel-Lkw konkurrenzfähig. Die österreichische Regierung unterstützt bereits heute mit dem Förderprogramm ENIN Unternehmen bei der Flottenumstellung auf emissionsfreie Fahrzeuge und forciert hier auch den Aufbau der Ladeinfrastruktur am eigenen Standort. 

Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastuktur

Für eine flächendeckende Transformation hin zur E-Mobilität bedarf es nicht nur der entsprechenden Fahrzeuge, sondern auch eines umfassenden und bedarfsgerechten Ausbaus der Ladeinfrastruktur. Hierzu hat sich die EU mit der Verordnung zum Aufbau der Infrastruktur für alternative Kraftstoffe, kurz: AFIR, sehr konkrete Ziele gesetzt: Bis zum Jahr 2030 soll es entlang der Hauptverkehrsachsen alle 60 Kilometer Ladestationen für das ultraschnelle Laden von Lkw geben. Die OMV hat 2024 im kärntnerischen Völkermarkt Österreichs erste öffentliche Hochleistungs-Ladestation für E-Lkw installiert und plant laut eigenen Aussagen bis 2026 eine flächendeckende Lkw-Ladeinfrastruktur entlang der Hauptverkehrsachsen in Österreich. Und auch Milence, ein Konsortium aus Daimler Truck, Traton und Volvo, will die Entwicklung des ultraschnellen Ladens für Lkw vorantreiben. 64 Lkw-Ladeparks sollen hierfür in einem EU-geförderten Projekt in Österreich, Belgien, Deutschland, Dänemark, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Schweden und Spanien entstehen.

Laden auf dem Betriebshof

Die Planung der öffentlichen Infrastruktur basiert auf der Annahme, dass Fahrzeuge ihre Fahrt bereits vollständig geladen beginnen und unterwegs nachgeladen werden. Dafür braucht es jedoch den Ausbau von Lademöglichkeiten auf dem Betriebsgelände oder in Gewerbegebieten. 

Mit einer eigenen Infrastruktur behalten Unternehmen die Kontrolle über die Energiekosten – insbesondere in Koppelung mit selbst erzeugtem Strom aus erneuerbaren Energien. Hier kommen wieder die Logistikimmobilien ins Spiel, deren Dachflächen sich ideal für PV-Anlagen eignen. Die Herausforderung dabei: Lkw fahren meist tagsüber, könnten entsprechend über Nacht geladen werden, doch da scheint keine Sonne mehr. Eine Lösung sind Batteriespeicher, die sich jedoch derzeit für viele Unternehmen noch nicht rechnen. Eine weitere Option sind PPA-Verträge, um kostengünstig grünen Strom zu beziehen. Allerdings kommen aufgrund fehlender Netzkapazitäten oft nicht alle Ladesäulen zeitgleich zum Einsatz.

Laden an der Rampe

Um den Ladevorgang optimal in den Betrieb zu integrieren – und Herausforderungen wie das Laden in der Nacht zu umgehen – befürworten viele Fahrer das Laden direkt an der Laderampe. In Deutschland gibt es bereits erste Projekte: So baut die DHL Group in Kooperation mit E.ON eine Schnellladeinfrastruktur an ihren Standorten auf. Die E.ON-Lösungen sind exakt auf die Bedingungen der Fahrzeuge und Ladesituationen abgestimmt, um das Laden an der Rampe auch bei engen Platzverhältnissen zu ermöglichen. Um Engpässe zu vermeiden, Ressourcen effizient zu nutzen und Investitionen zu refinanzieren, genehmigt DHL ihren Servicepartnern die Mitnutzung der Ladestationen und schafft damit eine höhere Auslastung der Infrastruktur. 

Zentrale Ladehubs in Gewerbegebieten

Trotz Fördermaßnahmen verfügt nicht jedes Logistikunternehmen über ausreichend finanzielle Mittel – oder auch Flächen – für eine eigene Ladeinfrastruktur. Eine Alternative sind zentrale Hubs in Gewerbegebieten. Die gemeinsame Nutzung spart Kosten und Ressourcen, wie ein Beispiel aus Deutschland zeigt. Hier sind der Energiekonzern E.ON und der Fahrzeughersteller MAN eine Kooperation eingegangen. Gemeinsam errichten sie etwa 125 Ladestandorte an ausgewählten MAN-Stützpunkten – in Industriegebieten mit hohem Nutzfahrzeugaufkommen oder in der Nähe von Autobahnen. Die Ladestationen werden zwar an den MAN-Standorten errichtet, sind aber von den Servicebetrieben getrennt. So können auch E-LKW anderer Hersteller diese mitnutzen.

Ausblick – Kommunaler Energiepark

Viele Transportunternehmen sind trotz derzeit hoher Anschaffungskosten offen für eine Flottenumrüstung. Eine unzureichende Ladeinfrastruktur bremst jedoch die Umstellung. Für Planungssicherheit muss die öffentliche Ladeinfrastruktur ausgebaut und dem Fernverkehr angepasst werden. Dafür sollte das Potenzial von Logistikimmobilien genutzt werden. Kommunale Energieparks, in denen gegebenenfalls auch Windparks integriert sind, ermöglichen in Kombination mit dem Kraftwerk „Logistikimmobilie“ die gemeinsame Nutzung der Ladeinfrastruktur. 

LogiVest auf der ExpoReal Foto: Marcus Schlaf, 08.10.2024
Der Autor, Kuno Neumeier, ist CEO der Logivest Gruppe - © Marcus Schlaf