Kommentar : Spitzensport Logistik: Le Tour de la Supply Chain

Im Juli versammelt sich die Rennrad-Elite zum prestigeträchtigsten Rennen im Straßenradsport – le Tour de France. Die besten Athleten der Welt rittern in 21 Etappen auf 3.320 Kilometer und über 50.000 Höhenmeter um das berühmte Maillot Jaune, das gelbe Trikot des Gesamtsiegers. Jedoch, entgegen der weitläufigen Meinung, Straßenradsport sei ein Einzelsport, ist es vielmehr eine Teamleistung mit einer Strategie, die jeweils das Optimum jedes Kettengliedes der Mannschaft herausholen soll.
Genau dieses effiziente Ineinandergreifen von Kettengliedern ist auch in funktionierenden Supply Chains unabdinglich. Eine wohldurchdachte Strategie und reibungslose Kommunikation sorgen für effektives Eingreifen bei Änderungen des Rennverlaufs. Damit ein Produkt schlussendlich zur richtigen Zeit, am richtigen Ort und mit der richtigen Quantität und Qualität beim Konsumenten ankommt, liegt meist ein weiter Weg zurück. Oft sind diese Wege gesäumt mit Stürzen, ungeplanten Mehraufwänden und anderen Widrigkeiten.
Im vergangenen Herbst beispielsweise gelangten über 600 Arzneiprodukte in Österreich nicht vollständig an ihr Ziel und waren zumindest vorübergehend nicht verfügbar. Die Ursachen dafür sind vielschichtig, wie beispielsweise der Mangel an Digitalisierung im pharmazeutischen Bereich. Unterschiedliche Datenquellen reichen von Produktionsdaten bis zu textuellen, geopolitischen Daten und machen eine einfache Zeitreihenprognose beinahe unmöglich. Nichtsdestotrotz reichen die potenziellen Vorteile verlässlicher Vorhersagemodelle von einer besseren Verfügbarkeit von Medikamenten bis hin zu optimierten Lieferketten mit geringeren Kosten und weniger abgelaufenen Wirkstoffen (APIs).
Genau hier setzt das Forschungsprojekt REMEDY an und untersucht das Potenzial für die Implementierung von KI-basierten Vorhersagesystemen, um strukturelle Probleme in der pharmazeutischen Lieferkette in Österreich zu beseitigen. Mithilfe intelligenter Nutzung von Daten und standardisierten Schnittstellen soll die europäische Pharmabranche souveräner und resilienter werden. Eine frühe Erkennung von potenziellen Engpässen erhöht die Flexibilität durch Substitution von Ressourcen und Rohmaterialien, wodurch schlussendlich Kosten gesenkt und die Materialverfügbarkeiten erhöht werden.
Mit REMEDY können also eventuelle Hindernisse entlang der Strecke frühzeitig erkannt und entsprechend reagiert werden, damit auch alle Teams und Sportler die großen Herausforderungen wie das Alp d’Huez meistern und alle das Ziel erreichen. Allez!
