Logistik auf der letzten Meile : 6 Trends für die letzte Meile

Dodo-Lieferant übergibt Paket
© Radovan Bartek

Die letzten Meilen der Lieferung sind nicht nur die letzte Etappe auf dem Weg der Pakete – sie bilden auch die Schnittstelle zwischen den Erwartungen der Empfänger*innen und der Effizienz der gesamten Lieferkette. Im Jahr 2025 steht dieser entscheidende Schritt vor tiefgehenden Veränderungen, die durch technologische Innovationen, Nachhaltigkeitsdruck und dem Streben nach mehr Effizienz vorangetrieben werden. Die Branche sieht sich mit den immer höher werdenden Erwartungen der Konsument*innen und wachsenden regulatorischen Anforderungen konfrontiert, sodass Flexibilität und Innovationsfähigkeit zu zentralen Erfolgsfaktoren werden. Mit Blick auf 2025 zeichnen sich einige Schlüsseltrends ab, die die Last-Mile-Delivery-Branche prägen werden: 

Lieferungen werden noch grüner

Immer mehr Unternehmen setzen auf Elektrofahrzeuge, um CO₂-Emissionen zu reduzieren und die Anforderungen emissionsfreier Zonen in Städten zu erfüllen. Dieser Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit wird sich im kommenden Jahr noch verstärken. Dabei geht es nicht nur darum, gesetzliche Vorgaben zu erfüllen, sondern ein klares Signal an umweltbewusste Verbraucher*innen zu senden. Viele Verbraucher*innen sind zudem bereit, mehr zu bezahlen für eine grüne Lieferung. Gleichzeitig gewinnen alternative Lieferkonzepte wie gebündelte Transporte zunehmend an Bedeutung. Denn eine gebündelte Zustellung ist nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch kosteneffizienter. Spannend dabei wird die Frage, wie viel Geduld die Empfänger*innen im Tausch für eine grünere Zustellung bereit sind, aufzubringen. 

Abomodelle setzen neue Maßstäbe

Abonnement-basierte Liefermodelle setzen sich zunehmend als neuer Standard in der Last-Mile-Delivery-Branche durch. Unternehmen wie Allegro Smart!, Alza+ oder Wolt bieten bereits Premiumservices, die unbegrenzte kostenlose Lieferungen, bevorzugte Zustellzeiten und einen frühzeitigen Zugang zu neuen Funktionen beinhalten. Ähnlich wie bei Streaming-Diensten fördert dieses Modell die Bindung der Kund*innen, indem es Komfort und Exklusivität kombiniert und über die traditionellen Versandangebote hinausgeht. Gleichzeitig schafft es für Anbieter eine stabile Einnahmequelle, während gleichzeitig nachhaltigere Lieferketten möglich sind, indem bspw. einzelne Bestellungen gebündelt werden. 

KI und Big Data sorgen für intelligente Lieferprozesse

Die steigende Nachfrage nach automatisierten und effizienten Lösungen treibt den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und Big Data in der Logistikbranche voran. Denn diese Technologien ermöglichen es, Routen zu optimieren, Nachfrageprognosen zu präzisieren und Lagerprozesse zu automatisieren. Dadurch können Lieferketten effizienter gestaltet, Verzögerungen reduziert und der Treibstoffverbrauch durch eine optimierte Routenplanung gesenkt werden. Gleichzeitig erlaubt die Analyse von Kundendaten, wie Bestellmustern, eine personalisierte Kundenerfahrung und die Anpassung von Liefermodellen. Das Ergebnis: nahtlose Lieferprozesse und erhebliche Kosteneinsparungen.

Mikro-Fulfillment: Schneller, näher, effizienter

Die steigende Nachfrage nach ultraschnellen Lieferungen lässt immer mehr Unternehmen in Mikro-Fulfillment-Center investieren. Diese kleinen, zentral gelegenen Lagerhäuser ermöglichen es, Bestellungen oft innerhalb weniger Stunden auszuliefern. Besonders im Lebensmittel- und Quick-Commerce-Sektor zeigt sich hier großes Potenzial. Allerdings stellt die Rentabilität eine Herausforderung dar: Während Kund*innen die Bequemlichkeit schätzen, müssen Unternehmen eine Balance zwischen der gewünschten Geschwindigkeit und wirtschaftlicher Effizienz finden, um diesen Trend nachhaltig zu gestalten.

Zwischen Komfort und Kontrolle: Die Rolle von Logistikmarktplätzen

Logistikmarktplätze werden für die Last-Mile-Delivery-Branche immer relevanter, da sie Verbraucher*innen die Möglichkeit bieten, flexibel zwischen verschiedenen Lieferdiensten und Händleroptionen zu wählen. Besonders im Lebensmittelsegment gewinnen diese Plattformen an Bedeutung und fördern das Wachstum neuer Geschäftsmodelle. Doch während Händler auf der einen Seite von der Reichweite und der breiten Kundenbasis profitieren, riskieren sie langfristig ihre Autonomie, den direkten Kontakt zu den Konsument*innen sowie ihre damit verbundene Markenwahrnehmung zu verlieren. Daraus ergibt sich ein Spannungsfeld zwischen Komfort und Kontrolle, das die Branche in den kommenden Jahren prägen wird.

Zusammenarbeit als Schlüssel zur Lösung urbaner Probleme

In städtischen Gebieten, die unter Verkehrsproblemen und strengen Umweltauflagen leiden, wird die Zusammenarbeit zwischen Logistikunternehmen und Kommunen immer wichtiger. Gleichzeitig wächst die öffentliche Regulierung, die Unternehmen vor zusätzliche Aufgaben stellt, aber auch Chancen für eine nachhaltigere Entwicklung bietet. Es sind innovative Konzepte, wie emissionsfreie Lieferzonen oder gemeinsame Projekte zur Verbesserung der Infrastruktur, gefragt, um die komplexen Herausforderungen in den urbanen Gebieten gemeinsam zu bewältigen.  

Der Autor, Bahadir Birkan, ist Country Manager DACH bei Dodo.