LKW-Fahrermangel : Die Realität über den Job des LKW-Fahrers
Allein im letzten Jahr transportierten Lkw-Fahrer in der EU-Güter mit einem Gesamtgewicht von 13,2 Milliarden Tonnen. Diese Zahl unterstreicht eindrucksvoll die Rolle, die Lkw-Fahrer für den tägliche reibungslosen Ablauf der internationalen Lieferkette spielen.
Die Truck Driver Appreciation Week ist eine Tradition, die 1998 in den USA von der American Trucking Association ins Leben gerufen wurde. An der Initiative beteiligten sich sowohl Vertreter der Regierung, die an einer offiziellen Zeremonie in Washington teilnahmen, als auch private Einrichtungen im ganzen Land, die den Fahrern kostenlose Mahlzeiten und Gelegenheiten zum Duschen anboten. Diese Woche der Anerkennung gewinnt auch in Europa an Popularität.
Der Fachkräftemangel bei Lkw-Fahrern
In Europa, wo fast 80 Prozent der Waren über den Landweg transportiert werden, fehlen über 230.000 Lkw-Fahrer. Prognosen zufolge wird sich dieses Defizit in den kommenden Jahren noch deutlich verschärfen. Bis 2028 wird mit weltweit etwa sieben Millionen offenen Stellen gerechnet, davon 745.000 in Europa, wie aus einem Bericht der International Road Transport Union (IRU) hervorgeht. Der Fahrermangel ist zum Teil auf Altersbeschränkungen und hohe Einstiegskosten in den Beruf zurückzuführen, die angehende Berufskraftfahrer tragen müssen.
„Leider gibt es keinen reibungslosen Übergang direkt nach der Schule auf den Fahrersitz. In vielen Ländern liegt das Mindestalter für den Beruf des Lkw-Fahrers zwischen 21 und 22 Jahren. Diese jungen Menschen müssen auch die Kosten für Ausbildung, Lizenzen und Versicherungen tragen. Solche Summen können oft unerschwinglich sein und sie effektiv davon abhalten, den Beruf zu ergreifen“, erklärt Olivier Gonon, Director of Capacity for Europe bei C.H. Robinson.
Arbeitsalltag und Lebensstil von LKW-Fahrern
Die Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Fachkräftemangel bei Berufskraftfahrern bestehen nicht nur darin, die richtigen Mitarbeiter zu finden und einzustellen, sondern auch darin, sie zu halten. „Die Entscheidung, als Berufskraftfahrer zu arbeiten, ist nicht nur eine Berufswahl, sondern auch eine Entscheidung für einen bestimmten Lebensstil. Dieser Beruf ist für Menschen geeignet, denen lange Fahrten und die damit verbundenen Schwierigkeiten, wie die häufig damit verbundene Trennung von der Familie, nichts ausmachen. Nicht jeder kann mit diesen Bedingungen über einen längeren Zeitraum zurechtkommen“, sagt Olivier Gonon.
In Österreich allerdings sieht die Situation anders aus. Laut WKO-Spartenobmann Alexander Klacska sei der Beruf des LKW-Fahrers mittlerweile ein sehr planbarer Job und auch für Frauen gut geeignet, da die meisten LKW-Fahrten innerhalb Österreichs stattfinden: "Einige sind zwar im Fernverkehr unterwegs, aber die meisten fahren im Regionalverkehr, da hat man ein sehr geregeltes Leben, wie bei jedem Bürojob", so Klacska gegenüber Dispo.
Aufgrund der Art ihrer Tätigkeit, die vorrangig sitzend ausgeführt wird, sind Lkw-Fahrer anfällig für viele gesundheitliche Probleme. So leiden sie beispielsweise doppelt so häufig an Diabetes wie Menschen außerhalb der Branche. Lkw-Fahrer haben auch eine fast 40 Prozent höhere Adipositasrate als die allgemeine Bevölkerung. Diese Berufsgruppe hat häufig mit Schlafstörungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu kämpfen. Außerdem ist es für sie nicht einfach, eine angemessene und schnelle Diagnose zu erhalten, denn unregelmäßige Arbeitszeiten erschweren es ihnen oft, Termine bei Fachärzten zu vereinbaren.
Arbeitgeber sollten darauf Rücksicht nehmen, zum Beispiel indem sie eine zusätzliche Krankenversicherung als Lohnzusatzleistung anbieten und so für das Wohlergehen ihrer Mitarbeiter sorgen. Die Verbesserung der Lebensqualität von Berufskraftfahrern ist von entscheidender Bedeutung, um die derzeit in dieser Branche Tätigen zum Verbleib zu ermutigen und neue Mitarbeiter zu gewinnen. Dies ist eine wichtige Aufgabe angesichts des zunehmenden Mangels an diesen Fachkräften in Europa und weltweit.