Frachtraten : Kühne+Nagel-Chef Stefan Paul sieht Trendwende in Luft- und Seefracht

Kühne + Nagel übernimmt für Doppelmayr den Überseetransport rund um den Bau der Seilbahn in La Paz
© Kühne + Nagel

Die Frachtraten, also die Preise für Containertransporte, hätten sich in den letzten Wochen fast verdreifacht. Ein Grund dafür sei, dass leere Container knapp geworden seien. Dies sei eine Folge der faktischen Schließung der Suez-Route wegen der Angriffe der Houthi-Rebellen. Weil die Schiffe deswegen ums Kap fahren müssen und somit länger unterwegs sind, wurde laut Paul 15 Prozent der verfügbaren Containerschiff-Kapazität weltweit absorbiert.

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Gleichzeitig hätten einige Kunden wegen der Unsicherheit begonnen, Transporte für das Weihnachtsgeschäft vorzuziehen. "Knappheit trifft also auf eine punktuelle Belebung der Nachfrage", so der CEO.

Oder anders ausgedrückt: Die Komplexität auf den Weltmeeren habe in den letzten Wochen "sprunghaft zugenommen", so Paul weiter. Und von Komplexität profitiert das Unternehmen bekanntlich. Denn sie führt zu einem höheren Bedarf an Logistik-Dienstleistungen. Zuletzt hatte Kühne+Nagel während der Pandemie wegen der damals äußerst schwierigen Verhältnisse einen eigentlichen Boom erlebt.

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Neben der Seefracht, die zuletzt gut ein Drittel zum Umsatz beisteuerte, gibt es laut dem Kühne+Nagel-Chef auch in der Luftfracht einen Trend zu höheren Volumina. "Wir sprechen hier von einem hohen einstelligen Wachstum." Dies sei ein deutliches Anzeichen für eine Trendwende. Und auch im Landverkehr sei man aktuell "ganz leicht über dem Vorjahr".

Keine Sorgen machen dem Firmenchef im übrigen die aktuellen Deglobalisierungstendenzen. "Ich sehe die aktuellen protektionistischen Bewegungen nicht als Booster für uns, aber als tendenziell positiv für unser Geschäft - weil unsere Kunden einen höheren Beratungsbedarf benötigen."

Eine Besonderheit von Kühne+Nagel ist der dominierende deutsche Großaktionär Klaus-Michael Kühne. Trotz seines hohen Alters ist er noch präsent. "Ich habe mehrfach wöchentlich Kontakt mit ihm. Und das lohnt sich. Denn er hat dank seiner jahrzehntelangen Erfahrung nach wie vor einen Riecher, wie ihn andere nicht haben."