Logistik : Lieferketten: Deutschland und Japan rücken enger zusammen

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Angesichts geopolitischer Veränderungen wollen Deutschland und Japan zusammenrücken. Bei den ersten bilateralen Regierungskonsultationen vereinbarten die beiden Länder am Samstag in Tokio eine engere Zusammenarbeit in Klima-, Energie-, aber auch Sicherheitsfragen. "Die japanisch-deutschen Beziehungen sind stärker und enger denn je", sagte Premier Fumio Kishida. Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz erklärte: "Heute heben wir diese guten Beziehungen auf eine neue Stufe."

Beide Demokratien träten für die Stärke des Rechts und freien Handel ein. "Japan ist ein zentraler Wertepartner Deutschlands."

Schwerpunkt der Gespräche war die Sicherung der Wirtschaft. Japan sei für die Regierung in Berlin Vorbild, wie man die Rohstoffversorgung der Wirtschaft verbessern könne, hatte es vor der Reise in deutschen Regierungskreisen geheißen. Scholz hatte mit Wirtschaftsminister Robert Habeck, Finanzminister Christian Lindner, Außenministerin Annalena Baerbock, Verteidigungsminister Boris Pistorius, Innenministerin Nancy Faeser und Verkehrsminister Volker Wissing das halbe Kabinett mit nach Tokio genommen, was die Bedeutung der Reise unterstreicht.

Deutschland und Japan arbeiten bereits seit langem zusammen. So war Japan mit einem bilateralen Handelsvolumen von 45,7 Milliarden Euro 2022 nach China zweitwichtigster Partner in Asien. Das ist eine Steigerung von 9,6 Prozent zum Vorjahr. Vor allem der russische Angriff auf die Ukraine und die Sorge vor einem zunehmend selbstbewusst auftretenden China schweiße die Staaten zusammen, deutete Kishida an. Beide gehören zur G7-Gruppe der führenden westlichen Industrienationen. Japan hat dort in diesem Jahr den Vorsitz.

Die beiden Regierungen vereinbarten, stärker bei der Rohstoff-Beschaffung und der Sicherung von Lieferketten zusammenzuarbeiten - auch, um unabhängiger von China zu werden. Die Japan Organization for Metals and Energy Security und die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe sollen deshalb kooperieren. Erwähnt wird in der Erklärung eine "regierungsseitige Unterstützung für Gewinnung, Veredlung, Verarbeitung und Recycling" von Rohstoffen. Beide Seiten betonten die Bedeutung, sich auch für Menschenrechte und die weitere Dekarbonisierung in globalen Lieferketten einzusetzen.

Zudem will man sich darüber austauschen, wie man kritische Infrastruktur besser schützen kann und moderne Mobilfunknetze "offen, sicher, diversifiziert und resilient" organisiert. Hintergrund ist die Sorge vor einer zu großen Abhängigkeit von Komponenten chinesischer Hersteller.

Auch in der Sicherheitspolitik wollen die beiden G7-Staaten enger zusammenarbeiten und gemeinsame Manöver unternehmen. Dazu soll ein Rechtsrahmen beschlossen werden, der etwa für Aktivitäten der Zusammenarbeit in den Bereichen gegenseitige logistischer Hilfe und Unterstützung erlaubt.

Japans Verteidigungsminister Yasukazu Hamada teilte nach einem Treffen mit seinem deutschen Amtskollegen Boris Pistorius mit, dass er auf ein gemeinsames Engagement "für eine offene und freie indo-pazifische Region" hoffe. Pistorius habe erklärt, dass Deutschland in der Region weiter aktiv sein und den Austausch im Verteidigungsbereich verstärken wolle. (APA/Reuters)