Europäischer Schienengüterverkehr : Polen setzt bei Ratspräsidentschaft Fokus auf Schienenverkehr

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Ein zentraler Bestandteil der polnischen Agenda ist die Reduzierung des Verwaltungsaufwands für Unternehmen. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stehen vor Herausforderungen durch komplexe und sich ändernde Regelwerke, die erhebliche Ressourcen binden. Laut Enno Wiebe, Generaldirektor des europäischen Eisenbahnverbands UNIFE, könnte die Vereinfachung von Vorschriften und die Schaffung eines fairen Wettbewerbsumfelds dazu beitragen, die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie nachhaltig zu stärken. „Europa muss große Herausforderungen lösen, insbesondere was die Wettbewerbsfähigkeit seiner Industrie betrifft“, betont Wiebe. 

Schienenprojekte als Rückgrat der Infrastruktur

Polens Engagement für den Schienenverkehr spiegelt sich in Projekten wie dem Centralny Port Komunikacyjny (CPK) wider. Dieses Vorhaben, das den Bau neuer Hochgeschwindigkeitsstrecken vorsieht, steht im Einklang mit den Plänen der EU-Kommission, ein europaweites Hochgeschwindigkeitsnetz zu etablieren. Ziel ist es, Hauptstädte und Großstädte enger zu verbinden und die Mobilität in der EU effizienter zu gestalten. Gleichzeitig ist Polen ein zentraler Knotenpunkt im TEN-V-Netz, insbesondere durch das Rail-Baltica-Projekt, das die baltischen Staaten besser an das europäische Schienennetz anbinden soll.

Investitionen in die Schiene würden nicht nur der Verbesserung des Personen- und Güterverkehrs, sondern auch der Stärkung der Sicherheit dienen, insbesondere im Hinblick auf die Verteidigungsfähigkeit Europas, heißt es aus dem Umfeld der ECG (Association of European Vehicle Logistics).

ERTMS: Digitalisierung und Sicherheit im Fokus

Ein zentrales Element der polnischen Strategie ist die Förderung des European Rail Traffic Management System (ERTMS). Dieses digitale System verspricht effizienteren, sichereren und schnelleren Schienenverkehr. Der Ausbau von ERTMS in den europäischen Verkehrskorridoren ist jedoch ins Stocken geraten. Unterschiedliche nationale Regelwerke, bürokratische Hürden und eine unzureichende Infrastruktur bremsen den Fortschritt. Polen will diese Hindernisse überwinden und die Digitalisierung der europäischen Schiene vorantreiben.

Finanzierungsprobleme gefährden wichtige Projekte

Die Europäische Kommission hat bereits 95 militärische Mobilitätsprojekte genehmigt, doch die Mittel des Connecting Europe Fund in Höhe von 1,74 Milliarden Euro sind bis 2024 vollständig ausgeschöpft. Dadurch drohen schienenrelevante Mobilitätsprojekte unzureichend finanziert zu bleiben, heißt es von UNIFE, dem Verband, der die europäische Eisenbahnzulieferindustrie auf EU- und internationaler Ebene vertritt.

UNIFE plädiere für eine Reinvestition in diesen Fonds, um sicherzustellen, dass Investitionen sowohl der zivilen als auch der militärischen Nutzung zugutekommen. Die Modernisierung der Schieneninfrastruktur soll nicht nur die Sicherheit Europas stärken, sondern auch wirtschaftliche Vorteile durch effizienteren Güter- und Personenverkehr bieten.

Ein weiterer Aspekt ist die Modernisierung der polnischen Eisenbahnflotte. Laut der World Rail Market Study wird der polnische Markt für rollendes Material bis 2030 einen jährlichen Wert von 1,9 Milliarden Euro erreichen. Das entspricht mehr als einer Verdopplung gegenüber den 800 Millionen Euro im Jahr 2021. Diese Dynamik macht Polen zu einem der wichtigsten Märkte in der Region und unterstreicht das Wachstumspotenzial des Sektors.