Ukraine-Konflikt : Transporte nach Ukraine oder Russland: Der aktuelle Stand

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Russland hat als Exportland seit 2014 an Bedeutung verloren

Vor knapp zehn Jahren, 2013, exportierte Österreich Waren und Güter im Wert von 3,5 Milliarden Euro nach Russland. Das entsprach 2,8 Prozent der heimischen Gesamtexporte. Nach der Annexion der Krim 2014 wurden einige Sanktionen gültig, seitdem hat sich auch das Exportvolumen deutlich reduziert. 2020 schickte Österreich nur noch Waren und Güter im Wert von 2,1 Milliarden nach Russland – das sind nur noch 1,5 Prozent der österreichischen Exporte. Damit fand sich Russland nur noch auf Rang 16 der wichtigsten Handelspartner für Österreich wieder – vor 2014 befand sich Russland unter den Top 10.

Doch hat sich hier nur das Volumen, nicht die Warenstruktur verändert: Vor allem Maschinen und Fahrzeuge gehen von Österreich nach Russland (ca 42 Prozent), aber auch chemische Erzeugnisse (27 Prozent) und agrarische Produkte und Lebensmittel (sieben Prozent).

Insgesamt ist der Lieferverkehr nach Russland nach Kriegsbeginn massiv eingebrochen: Die Importe von Konsumgütern ins Land sind um 27 Prozent zurückgegangen, ermittelte die Chicagoer Lieferketten-Überwachungsfirma Fourkites. In den darauffolgenden Tagen habe es ein weiteres Minus im zweistelligen Prozentbereich gegeben.

Wie kann von und nach Russland geliefert werden?

Grundsätzlich sind der Export und Import von und nach Russland vor allem über die Schiene und LKW-Grenzübergänge mit dem Baltikum bzw. über Belarus und weiter nach Polen weiterhin möglich, heißt es vom Außenwirtschaftszentrum der Wirtschaftskammer. Große Logistikunternehmen wie UPS, FedEx, DHL, Maersk, MSC, CMA CGM, Shipco, Hapag-Lloyd, Oсean Network Express und Yang Ming haben, bis auf Ausnahmen wie z.B. Lieferungen von Medikamenten und humanitären Gütern, ihre Transporte nach und aus Russland gestoppt.

Ein umfassendes, europaweites Embargo für den russischen Seefrachtverkehr besteht derzeit noch nicht. Es kommt allerdings in zahlreichen europäischen Häfen aufgrund verstärkter Kontrollen zu Verzögerungen. Zusätzlich haben manche Hafenbetreiber (z.B. HHLA und Eurogate) angekündigt vorerst keine russische Fracht mehr abzufertigen. Da die Lage sehr dynamisch ist, rät die WKO, die aktuellen Informationen der Hafenbetreiber zu beachten und sich mit den Spediteuren und Frachtführern abzustimmen.

Welche Ausfuhrbeschränkungen gibt es von Russland in die EU?

Insgesamt wurde die Ausfuhr von rund 200 Warenarten aus der Russischen Föderation durch die russische Regierung ausgesetzt. Insbesondere betroffen sind technologische Ausrüstung und Telekommunikationsausrüstung, medizinische Geräte, Fahrzeuge, landwirtschaftliche Maschinen, elektrische Geräte, Eisenbahnwaggons und Lokomotiven, Container, Turbinen, Metall- und Steinbearbeitungsmaschinen, Monitore, Projektoren, Konsolen und Panels.

Weiters sind von diesem Ausfuhrverbot bestimmte Holzarten sowie bestimmte Arten von Landtechnik betroffen.

Funktionieren die Logistikwege nach Zentralasien, die russisches Hoheitsgebiet durchqueren?

Die Situation mit Waren-Beförderungen aus Europa nach und durch Russland ist im Moment sehr schwierig und ändert sich aufgrund der dynamischen Situation laufend. Internationale Speditionsunternehmen bringen momentan keine Ware per Luftweg nach Russland.

Der Transit durch Russland via Bahnweg funktioniert allerdings laut aktuellem Stand weiterhin, ebenso die Warenverkehre aus/nach Zentralasien und China, so Informationen der WKO.

Internationaler Warenverkehr mit der Ukraine

Luft- und Seefrachttransportwege in die Ukraine sind geschlossen, Transporte über den Landweg und Schienenverkehr sind eingeschränkt möglich. Humanitäre und kritische Importgüter werden derzeit priorisiert, weshalb es zu Verzögerungen beim Transport von nicht-kritischen Importgütern kommen kann.

Große Kurierdienstleister wie DHL, UPS und FedEx haben ihre Kurierdienste in der Ukraine vorübergehend eingestellt. Der private ukrainische Paketdienstanbieter Nova Poshta beliefert innerhalb der Ukraine, je nach Intensität der Kampfhandlungen, eingeschränkt weiter.

So agieren heimische Logistiker

Auf Dispo-Anfrage heißt es vonseiten Gebrüder Weiss, dass keine Luft- und Seefrachttransporte nach/von Russland sowie Weißrussland mehr durchgeführt werden. Bei Luftfrachttransporten von Asien nach Europa müsse wegen des gesperrten Luftraumes mit Verzögerungen gerechnet werden. Bei den internationalen Seeverkehren sei es bislang zu keinen weiteren Verzögerungen bzw. längeren Laufzeiten gekommen.

Bahn- und Lkw-Transporte nach/von und durch Russland sowie Weißrussland seien nur noch sehr eingeschränkt möglich. Aufgrund zunehmender Kapazitätsbeschränkungen komme es zu erheblichen Verzögerungen und längeren Laufzeiten.

Für alle Bahn- und Lkw-Transporte nach / durch Russland benötigt Gebrüder Weiss eine unterzeichnete Ausführererklärung. Damit bestätigt der Versender, dass die Embargoprüfungen durchgeführt wurden und die auszuführenden Waren nicht unter die restriktiven Maßnahmen fallen.

Aufgrund des erhöhten Risikos bei Transporten nach / durch Russland und Weißrussland müsse vom Versender eine Freistellungserklärung unterschrieben werden.

Die Rail Cargo Group halte sich „selbstverständlich an die verhängten Sanktionen und überprüfen Transporte und Geschäftspartner auf Compliance“, so der Konzern auf dispo-Anfrage. „Wir nehmen aber auch unsere Verantwortung als verlässlicher Partner unserer europäischen Kunden ernst, indem wir Transportbedarfe von/nach/durch Russland durchführen.“