AEB-Kommentar : Die Zukunft hat begonnen

In der Logistik hat die Digitalisierung bereits vor Jahren begonnen. Dafür lassen sich zahlreiche Beispiele finden: Angefangen von IT-basierter Versandabwicklung und Transportbeauftragung via EDI über die Einführung digitaler Kommissionierlisten im Lager bis hin zum integrierten Zeitfenstermanagement an den Laderampen. Der Ansatz des Internet der Dinge (IoT) ist nicht auf die Produktion und auch nicht auf die eigenen Unternehmensgrenzen beschränkt. Laut dem Bericht „Internet of things in logistics“ von DHL und Cisco wird er für Unternehmen mit intensiven Supply-Chain- oder Logistikprozessen weitreichende Folgen haben. Demnach könne die Logistik in den kommenden zehn Jahren ihre betriebliche Effizienz deutlich steigern, wenn mit dem Internet der Dinge täglich Millionen von transportierten, nachverfolgten und gelagerten Waren in Echtzeit vernetzt werden. Der Report sieht in den kommenden zehn Jahren bei Umsatzwachstum und Kosteneinsparungen ein Potenzial von 1,9 Billionen US-Dollar in der Supply-Chain- und Logistikbranche. Im Bereich Lagerhaltung ermöglicht die Vernetzung von Paletten und Waren ein intelligenteres Bestandsmanagement. Beim Warentransport sorgt IoT für eine schnellere, aussagefähige und sichere Sendungsverfolgung. Mit der Analytik einer vernetzten Flotte können Wartungsintervalle automatisch gesteuert werden. Unvorhergesehene Fahrzeugausfälle lassen sich auf diese Weise vermeiden. "In vielen Unternehmen ist die IT noch eher Bremser als Treiber"Matthias Kieß, Geschäftsführer AEB Bild: AEB Gebremster Siegeszug Der IT kommt bei diesen Entwicklungen eine entscheidende Bedeutung zu. Doch ist sie in vielen Unternehmen noch eher Bremser als Treiber. Die eingesetzten Systeme sind oftmals starr und unflexibel. Eine Entwicklung, die sich hier abzeichnet: Es wird zunehmend Apps, Funktionsbausteine bzw. Softwareservices geben, die Unternehmen ganz flexibel nutzen können. So werden zukünftige IT-Landschaften serviceorientiert, de-hierarchisiert und appisiert sein und sich durch eine offene Standardisierung auszeichnen. Auch Datenschutz, Datensicherheit und IT-Security im Allgemeinen sind Herausforderungen, die den Siegeszug dieser Ansätze bremsen. Zudem müssen in vielen Bereichen erst Standards definiert oder etabliert werden – denn ohne Standards können Dinge nicht miteinander kommunizieren. Deshalb müssen Management- und Organisationsstrukturen auf den Prüfstand gestellt und weiterentwickelt werden. Dasselbe gilt für die Bedeutung der Mitarbeiter im Zuge dieser Entwicklungen und einer zunehmenden Digitalisierung. Denn wenn Maschinen, Transportmittel und Waren sich selbstständig steuern, wie sieht es um die Menschen in den Unternehmen und Lieferketten aus? Werden diese in Zukunft noch eine Rolle spielen – und wenn ja: welche? Kühler Kopf Noch sind die Lieferketten vieler Unternehmen von einer vollständigen Digitalisierung weit entfernt. In der Realität herrscht ein Mix aus elektronischen und papierbasierten Prozessen und die Organisationsstruktur ist oft durch funktionelle sowie geografische Silos gekennzeichnet, zwischen denen Informationen nicht offen ausgetauscht werden. Für Zoll- und IT-Verantwortliche sowie Logistik- und Supply-Chain-Manager sind damit noch viele Fragen offen. Doch der Trend zur Digitalisierung hat begonnen und scheint unumkehrbar. Die Unternehmen sollten sich daher intensiv mit dem Thema beschäftigen. Wichtig ist es allerdings, sich dabei nicht von dem derzeit vorherrschenden Hype nervös machen zu lassen und es mit kühlem Kopf und praxisorientiert anzugehen.