Coronavirus : Für diese Lieferketten ist China wichtig

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Der Ausbruch des Coronavirus trifft den Werkplatz China empfindlich. Auch zahlreiche Schweizer Firmen hatten die chinesischen Neujahrsferien verlängert und waren in der vergangenen Woche in der Volksrepublik lahmgelegt. Nun zeichnet sich eine leichte Entspannung ab.

Wie dramatisch die Situation wirklich ist, lässt sich derzeit nur schwer einschätzen. Das Beratungsunternehmen Kearney spricht wegen des Virus von "weltweiten Turbulenzen in den Lieferketten", da Passagier- und Frachtflüge ausgesetzt und Fabriken geschlossen seien und auch der Export von Europa nach China leide. Gleichzeitig heißt es in einer aktuellen Einschätzung des Beraters aber auch, dass die Lieferketten im Moment noch nicht wirklich unterbrochen seien. Eine Gefahr entstehe aber dann, wenn die Fabriken über längere Zeit geschlossen blieben.

Dass dieses Szenario droht, zeichnet sich derzeit aber nicht ab. Einige befragte Schweizer Firmen haben die Produktion zumindest teilweise am gestrigen Montag wieder angefahren. ABB etwa hat "den Betrieb der Mehrzahl der Werke am 10 Februar wieder aufgenommen", wie ein Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur AWP erklärte. Es sei aber noch nicht abzuschätzen, wie schnell wieder der vollständige Normalbetrieb erreicht werde.

Für den größten Industriekonzern in der Schweiz ist China der weltweit zweitwichtigste Einzelmarkt nach den USA. Verwaltungsratspräsident und CEO Peter Voser bezifferte vergangene Woche die Zahl der Mitarbeiter in China auf rund 20.000. Im Gebiet von Wuhan, wo das Virus ausgebrochen ist, sind es allerdings lediglich etwa 100 Personen. Vergangene Woche waren alle ABB-Fabriken in China geschlossen.

Auch der in Schaffhausen beheimatete Konzern Georg Fischer ist in China breit aufgestellt und mit allen drei Standbeinen Rohrleitungssysteme, Werkzeugmaschinen und Gusslösungen mit eigenen Werken präsent. "Aufgrund der nach wie vor umfangreichen Pandemie-Maßnahmen der chinesischen Behörden wird der Betrieb vorläufig reduziert aufgenommen", sagte dazu am Montag ein Sprecher auf Anfrage von AWP. Er zeigte sich gleichzeitig zuversichtlich, in den nächsten ein bis zwei Wochen zum normalen Produktionsprozess zurückzukehren, sofern die Lieferketten funktionieren.

Der Automobilzulieferer Autoneum beschäftigt in China rund 1.800 Mitarbeiter und verfügt über sieben eigene Produktionsstandorte. Die Produktion sei entsprechend der Fristen, die von den chinesischen Lokalregierungen verhängt wurden, ausgesetzt gewesen bzw. sei es noch immer, hieß es seitens einer Sprecherin. Der Betriebsstart variiere je nach Standort zwischen dem gestrigen Montag und dem 24. Februar.

Beim Industriekonzern Dätwyler, welcher unter anderem systemkritische Dichtungslösungen an die Automobilhersteller liefert, wurde die Produktion an den beiden Standorten in Ningguo und Wuxi nach der Freigabe der chinesischen Behörden am Montag wieder gestartet. In einer ersten Phase steht an beiden Standorten aber nur rund die Hälfte der Belegschaft im Einsatz. CEO Dirk Lambrecht machte sich wegen der Lage in China noch keine großen Sorgen, wie er Ende vergangener Woche erklärte. Herausfordernd sei die Situation vor allem weil das Bestellverhalten der Kunden nach der Aufhebung des Produktionsunterbruchs nicht abschätzbar sei.

Sulzer hat laut einem Sprecher "die spezifischen staatlichen Anforderungen erfüllt, um die Produktion in China am Montag wieder aufzunehmen". Und der Textilmaschinenhersteller Rieter hat die Wiedereröffnung der Produktion in Changzhou beantragt und erwartet die Genehmigung durch die lokalen Behörden in den nächsten Tagen.

Auch die großen internationalen Automobilhersteller, also die Kunden vieler Schweizer Zulieferer, legen in China nach und nach wieder los. So hat etwa der US-Autobauer General Motors angekündigt, die mit chinesischen Partnern betriebenen Fabriken ab Samstag wieder hochzufahren, gestaffelt über einen Zeitraum von zwei Wochen. Der koreanische Autobauer Hyundai und seine Schwestermarke Kia wollen die Werke in Südkorea zum Teil ab Dienstag wieder hochfahren.

Volkswagen wiederum hat das Wiederanfahren der Produktion in den meisten Werken, die der deutsche Autokonzern zusammen mit SAIC betreibt, um eine Woche verschoben. In den meisten Fabriken mit dem Partner FAW dagegen wird seit Montag wieder gearbeitet. Toyota hat die Werksferien an seinen zwölf chinesischen Standorten bis am kommenden Sonntag verlängert.

In Gefahr sind aber nicht nur die Lieferketten der Autoindustrie, China ist auch ein wichtiger Produzent von Stoffen, die für Medikamente benötigt werden. Die beiden größten hiesigen Pharmakonzerne Roche und Novartis geben sich aber ebenfalls relativ gelassen. Roche lässt laut einer Stellungnahme in China eine aktive pharmazeutische Substanz (API, active pharmaceutical ingredient) für den globalen Pharmamarkt herstellen. Für diesen gebe es gewisse Lagerbestände und überdies die Möglichkeit des Bezugs von einem anderen Hersteller.

Novartis äußert sich nicht direkt zur Produktion in China. Dank angemessener Notvorräte und dank der geografischen Lage der Lieferanten sieht sich das Unternehmen in einer "sehr komfortablen Position", wie es in einer Stellungnahme schreibt. (apa/red)

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