Unverzichtbar : Leitbetriebe in Österreich

v.l. Christian Fechner CFO von Boehringer Ingelheim; Sabine Herlitschka Vorstandsvorsitzende der Infineon Technologies Austria AG; Wolfgang Hesoun IV-Wien-Präsident; Günter Thumser Henkel CEE Präsident;
© IV-Wien

Rund 260 Leitbetriebe bilden das starke wirtschaftliche Rückgrat Österreichs. Sie sichern Wertschöpfung im Land und geben hunderttausenden Menschen direkt in den Betrieben und in deren tausenden Partnerunternehmen Arbeitsplätze. Darüber hinaus haben Leitbetriebe aber eine noch größere Bedeutung, die über die rein wirtschaftlichen Effekte weit hinausgeht. Aufgrund ihrer zumeist hochkomplexen Produkte und Produktionsprozesse sind sie nicht nur mit einem überdurchschnittlich großen Netzwerk an Lieferanten und Partnerunternehmen verflochten, sondern haben auch eine enorme Strahlkraft und Bedeutung für ihr gesamtes Umfeld, wie beispielsweise Bildungseinrichtungen, Forschungsstätten sowie die Bevölkerung insgesamt. Das Industriewissenschaftliche Institut (IWI) hat anhand von vier dieser Vorzeigeunternehmen deren Bedeutung für die heimische Wirtschaft und auch Gesellschaft untersucht. So viel vorweg: Ohne diese Leitbetriebe sehe Österreich anders aus.

Siemens AG Österreich, Infineon Technologies Austria AG, Boehringer Ingelheim RCV und Henkel CEE – sie zählen zu den Lokomotiven der österreichischen Wirtschaft. Alleine diese vier Unternehmen sind gesamtwirtschaftlich für 11 Milliarden Euro Umsatz verantwortlich. Um diese Summe könnte der Hauptbahnhof Wien erneut errichtet werden – und zwar gleich elfmal. Sie sichern direkt und indirekt rund 42.000 Arbeitsplätze, das entspricht in etwa der Einwohneranzahl von Wiener Neustadt. Darüber hinaus forschen diese vier Leitbetriebe mit circa 2.800 hoch qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an neuen Produkten, kooperieren mit über 100 akademischen Institutionen, 40 NGOs und unterstützen rund 80 Bildungsprojekte.

Ihr Einfluss auf die regionale Entwicklung ist somit enorm. Von ihrer Performance werden oft ganze Bezirke und Landesteile wesentlich beeinflusst. Ihre Prosperität ist entscheidend für die Qualität der regionalen und nationalen Infrastruktur, der Bildungseinrichtungen bis hin zur Dichte der Nahversorger.

Das Industriewissenschaftliche Institut hat die wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung dieser vier Vorzeigeunternehmen unter die Lupe genommen.

Zentrale Rolle als Arbeitgeber

Österreichs Leitbetriebe sind gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten enorm wichtige Arbeitgeber. Für die Siemens AG Österreich, einen der führenden Industrie- und Technologiekonzerne des Landes, zählen die Schaffung und der Erhalt von hochqualitativen Arbeits- und Ausbildungsplätzen zu den zentralen Aufgaben des Unternehmens. Rund 10.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten für Siemens Österreich. Über die Wertschöpfungskette des Vorleistungsverbundes (Zulieferer, Kunden etc.) betrachtet, wächst die Bedeutung in Österreich nochmals um ein Vielfaches. So werden in Summe mehr als 26.000 Beschäftigungsverhältnisse in Österreich durch Siemens Österreich abgesichert.

Wolfgang Hesoun, Vorstandsvorsitzender Siemens AG Österreich und Präsident der Industriellenvereinigung Wien: „Großaufträge, die Siemens in Österreich abwickelt, sind mit wichtigen Impulsen für den Standort verbunden. Wenn wir hier im Land Aufträge abwickeln, beschäftigen wir rund 10.000 weitere Unternehmen (davon 6.600 Geschäftspartner aus Österreich), sorgen damit für Arbeitsplätze und Wohlstand.“

Alleine die Arbeitnehmerentgelte von Siemens und jene die in der Zusammenarbeit mit Siemens in den Partnerbetrieben generiert werden betragen über 1 Milliarde Euro pro Jahr. Die damit ebenfalls verbundenen Fiskal- und Sozialbeitragseffekte kommen auf über 620 Millionen Euro, womit rund 4.500 Wohnungen gebaut werden könnten.

Die soziale Bedeutung von Siemens Österreich geht aber weit über jene des Steuerzahlers und Arbeitgebers hinaus. Der Konzern bildet bereits seit vielen Jahren Jugendliche mit vermindertem Hörvermögen – unter ihnen auch viele mit Migrationshintergrund – aus. „Dank technischer und personeller Unterstützung ermöglichen wir derzeit 33 gehörbehinderten Jugendlichen eine duale Ausbildung im Bereich der Elektronik“, so Wolfgang Hesoun. 2.000 Fachbegriffe aus der Technik wurden bei Siemens extra in Gebärdensprache übersetzt. Darüber hinaus engagiert sich Siemens besonders in der Lehrausbildung von Mädchen und Frauen in handwerklichen und technischen Berufen.

Hohes Engagement im Bildungsbereich

Die Kombination aus internationaler Ausrichtung auf Basis einer starken regionalen Verankerung erweist sich als Erfolgsrezept für industriell produzierende Leitbetriebe. Sie stehen dabei immer im Zentrum eines fein gesponnenen sozialen Netzwerks. Ein hervorragendes Beispiel ist Infineon Technologies Austria, das mit Mikrochips aus heimischer Entwicklung und Fertigung weltweit erfolgreiche Technologieunternehmen engagiert sich in einer Vielzahl von Aus- und Weiterbildungsaktivitäten in Österreich.

„Infineon arbeitet an wesentlichen Zukunftsthemen wie höherer Energieeffizienz, nachhaltiger Mobilität sowie Sicherheit in der digitalen Welt. Wir benötigen die besten Köpfe, um in den kommenden Jahren die großen gesellschaftlichen Chancen wie die Digitalisierung und Industrie 4.0 in Österreich zu nutzen. Daher wollen wir als Infineon aktiv und frühzeitig für Technik begeistern und breite Bewusstseinsarbeit für modernste Bildungskonzepte leisten“, erklärt Sabine Herlitschka, Vorstandsvorsitzende der Infineon Technologies Austria AG.

Der Schwerpunkt liegt dabei auf Projekten und Initiativen in den MINT-Disziplinen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik). Adressiert werden alle Altersgruppen von Kindern im Vorschulalter, über Schülerinnen und Schüler bis hin zu Studierenden an Fachhochschulen und Universitäten. Spezielles Augenmerk wird darauf gelegt, Mädchen und Frauen für technische Berufe zu gewinnen. Seit 2014 hat Infineon so rund 20.000 Kinder, Jugendliche und Studenten in verschiedensten Projekten erreicht. Das Unternehmen setzt hier starke Impulse, um die attraktiven Karrieremöglichkeiten in der Technik für potenzielle Fachkräfte aufzuzeigen. Mit 3.500 Beschäftigten ermöglicht Infineon gesamtwirtschaftlich rund 12.000 Arbeitsplätze in Österreich.

Das Unternehmen fördert seit Jahren maßgeblich die Villacher Kindertagesstätte International Day Care Center, einer öffentlichen Einrichtung mit innovativem pädagogischem Konzept sowie Schwerpunkt auf Technik und Naturwissenschaften.

Die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit österreichischen Universitäten wird mit vier Stiftungsprofessuren, darunter zwei vom BMVIT kofinanziert, intensiv gefördert. 2014 hat das Unternehmen erstmalig in Österreich eine Stiftungsprofessur für Leistungselektronik an der Fakultät für Technische Wissenschaften der Universität Innsbruck eingerichtet.

Forschung auf internationalem Top-Niveau

Der Forschungsstandort Österreich wäre ohne die Leistungen der Leitbetriebe in weiten Bereichen nicht auf jenem Niveau, auf dem er sich heute befindet. Die enge Kooperation der Spitzenunternehmen mit Forschungseinrichtungen sorgt für international viel beachtete Innovationen.

Infineon und Boehringer Ingelheim befinden sich dabei auf den Plätzen 1 und 3 der forschungsstärksten Unternehmen in Österreich, die gemeinsam jährlich mehr als 750 Mio. Euro in F&E investieren. Alleine Boehringer Ingelheim Regional Center Vienna (RCV) steckt bei einem gesamtwirtschaftlich betrachteten Jahresumsatz von 1,7 Mrd. Euro rund 200 Mio. Euro jährlich in die Forschung. Dazu kommen noch 20 Mio. für das Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie (IMP).

Boehringer Ingelheim unterstützt das Grundlagenforschungszentrum als größter Geldgeber und alleiniger Gesellschafter, nimmt aber keinen Einfluss auf dessen Projekte und Forschungsgebiete. Derzeit arbeiten rund 200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an den Grundlagen der Molekularbiologie.

„Als Pharmaunternehmen in Familienbesitz können wir es uns leisten, Grundlagenforschung zu unterstützen, die möglicherweise erst langfristig zur Entwicklung neuer Medikamente führt“, so Christian Fechner, CFO von Boehringer Ingelheim RCV. Aktuell weitet Boehringer Ingelheim sein Engagement am IMP sogar noch aus und investiert rund 50 Mio. Euro in den Bau eines neuen Institutsgebäudes.

Wien ist aber auch globales Krebsforschungszentrum im Unternehmensverband sowie einer von vier Standorten für die Forschung, Entwicklung und Produktion von Biopharmazeutika. Damit zählt das Boehringer Ingelheim RCV zu den bedeutendsten forschenden Pharmaunternehmen im österreichischen Life-Science-Bereich.

Produktionsstandort Österreich

Ein ganz zentraler Aspekt, der diese vier Unternehmen auszeichnet ist zudem, dass sie alle in Österreich in großem, industriellen Stil produzieren. Produzierende Leitbetriebe haben eine besondere Bedeutung in einer Volkswirtschaft: Sie sind Ursprung von hochentwickelter Forschung & Entwicklung, denn Sie stellen zumeist äußerst komplexe, vernetzte und interdisziplinäre Produkte her. Dafür müssen Sie einerseits hohe Qualifikation einsetzen und üben andererseits eine überdurchschnittlich starke Anziehungskraft auf andere Bereiche, insbesondere den Dienstleistungssektor, aus. Sie sind somit auch zu permanenter Innovation gezwungen und sichern folglich in einem einzigartigen Ausmaß die Wettbewerbsfähigkeit nicht nur innerhalb der eigenen Branche, sondern über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg für den Standort Österreich insgesamt.

Ein produzierender Leitbetrieb, der an seinem traditionellen Standort seit 1927 festgehalten hat, ist Henkel CEE. Der Markenartikelhersteller fertigt in seinem Werk im 3. Wiener Bezirk jährlich unter anderem jene Mengen seinen Spitzenprodukts Persil, die ausreichen würden, um 3,2 Mrd. T-Shirts zu waschen. Günter Thumser, Präsident von Henkel CEE: „Mit einer Jahresproduktion von fast 250.000 Tonnen Wasch- bzw. Reinigungsmittel sind wir innerhalb des Henkel-Konzernverbunds das weltweit größte Flüssigwaschmittelwerk.“

10 Mio. Euro investiert der Konzern jährlich in den Ausbau und die technische Verbesserung des Standortes Wien. Dabei wird vor allem auf Nachhaltigkeit Wert gelegt. So verbraucht Henkel CEE heute 34 Prozent weniger Wasser pro produzierter Tonne als 2010. Bei der Herstellung fallen auch um 29 Prozent weniger Abfälle an als noch vor fünf Jahren. Über 500 Mio. Euro beträgt der Umsatz im Unternehmen, gesamtwirtschaftlich betrachtet liegt er bei 984 Mio. Euro. Henkel CEE ist dabei für eine Wertschöpfung von 322 Mio. Euro verantwortlich und stellt damit einen wesentlichen Wirtschaftsfaktor in der Hauptstadt dar.

Thumser: „Wir exportieren rund 85 Prozent unseres Produktionsvolumens in 20 Länder. Im Herbst wird die 11. Produktionslinie, die der Herstellung eines neuartigen Weichspülers dient, in Betrieb genommen.“

Siemens, Infineon, Boehringer Ingelheim und Henkel sind Paradebeispiele für die wirtschaftliche und gesamtgesellschaftliche Bedeutung von Leitbetrieben für Österreich. Sie hinterlassen nicht nur einen wirtschaftlichen sondern auch einen wesentlichen gesellschaftlichen Fußabdruck und schaffen so Mehrwert, der weit über die eigenen Unternehmensgrenzen hinaus spürbar ist.

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