Schiffstransport : Maersk auf Testfahrt im Polareis

Der Arktische Ozean. Der kleinste unserer Ozeane und doch so ein beschwerliches Meer für eine Reise. Denn wie sein Name schon vermuten lässt – und auch seine anderen Namen wie Nordpolarmeer oder Nördliches Eismeer –, ist es hier verdammt kalt. Nur wenige Monate im Jahr ist die Befahrung dieses eher flacheren Gewässers möglich. Das ist allerdings auch eine gute Nachricht, denn werden einmal fast das ganze Jahr über Transportschiffe über die Nordostpassage schippern – und damit rechnet man in etwa einem Jahrzehnt –, so weil das Polareis geschmolzen ist.

1878 wählte ein gewisser Adolf Erik Nordenskiöld als – soweit man weiß – erster diese Route von Göteborg nach Japan. Ein Jahr lang würde er für die Reise brauchen, doch er schaffte es.

Nicht ganz so schwer und lange gestaltete sich derzeit der Trip für die Venta Maersk der dänischen Reederei Maersk – ein 42.000 Tonnen schweres Containerschiff, dass von der großen russischen Hafenstadt Wladiwostok am Pazifik mit einer Ladung russischem Fisch erst den Hafen Busan in Südkorea ansteuerte, wo Elektroartikel verladen wurden, und jetzt St. Petersburg ansteuert. Wenn das Transportschiff, wie es derzeit aussieht, nächste Woche ankommt, wird es 14.000 Kilometer Gesamtstrecke hinter sich gebracht haben – 20.000 Kilometer hingegen ist die Route über Malakka und den Suezkanal lang. Und diese längere Route ist die derzeit bevorzugte.

Denn wiewohl die Nordostpassage die kürzere Strecke ist – der Unterschied von 6.000 Kilometern ergibt gleich eine Zeitersparnis von 14 Tagen – und für die Befahrung des Suezkanals Gebühren gezahlt werden müssen, die in der Arktis niemand einfordert, ist ein Passieren in dem Eismeer ohne russische Atomeisbrecher nicht möglich. Auch handelt es sich um nichtobstruktives Eis, werden diese benötigt – denn ein Containerschiff ist selbst kein Eisbrecher, erklärt Maersk auf Anfrage. Und die Eisbrecher kosten natürlich einiges, da kann das Spritsparen nicht mithalten. So manch einer freut sich also wahrscheinlich über das mit beunruhigendem Tempo voranschreitende Schmelzen der Polarkappen. Denn kann man hier einmal ohne Eisbrecher fahren, ist die wirtschaftliche Rentabilität dieser Route ganz klar.

Am Montag kam das Update durch Maersk an den dänischen Rundfunk: „Die Reise verläuft ganz nach Plan und der Mannschaft geht es gut.“ Trotzdem wird die Fahrt derzeit noch als Test angesehen, wie Maersk klar betont. Daten müssen noch gesammelt werden, bevor diese Strecke zur Standardroute wird. Nicht auszudenken, wenn nun ein Schiff nach dem anderen die Fahrt durch das Nordpolarmeer ohne weitere Untersuchungen wählen und schließlich eines im Eis steckenbleiben würde.

Doch alles deutet daraufhin, dass der Schiffsverkehr im Allgemeinen und in der Arktis im Besonderen in den nächsten Jahrzehnten ansteigen wird. Dieses Jahr wurden bereits fast zehn Millionen Tonnen an Ladung über die Nordostpassage transportiert. 2017 waren es noch 5,5 Millionen Tonnen. Was ein furchtbarer Bestandteil des Klimawandels begünstigt, könnte der Umwelt wieder indirekt zugutekommen – denn kürzere und schnellere Strecken bedeuten auch weniger Spritverbrauch. Doch bei dem steigenden Schiffstransport auf der ganzen Welt ist dieser Ausgleich wahrscheinlich im Nu aufgebraucht.

https://youtu.be/r9jp1tFFCX4

Folgen Sie der Autorin und dispo auch auf Twitter!