Kommentar : Neue Trends und alte Bekannte – Das erwartet die Logistik 2021

Der Fokus für das Jahr 2021 liegt also auf Innovation, sowie auf sozialer und ökologischer Verantwortung. Matthias Friese, Managing Partner bei dem Company-Builder XPRESS Ventures, erklärt, auf welche Trends es 2021 in der Logistik ankommen wird.

Trend #1: Neue Ziele in Sachen Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit ist längst kein neues Thema mehr – sowohl für die Logistik-Branche als auch für den Rest der Wirtschaft. Die Ende 2020 für die Europäische Union neu festgelegten Klimaziele bringen allerdings wieder frischen Wind in das Thema.

So sollen die EU-Staaten bis 2030 den Ausstoß von Treibhausgasen um ganze 55 Prozent reduzieren. Unter dem Stichwort „Green Logistics“ wird sich nun auch die Logistik-Branche zunehmend auf die Umstellungen konzentrieren müssen, um ihre Prozesse besonders ressourcenschonend und nachhaltig zu gestalten.

Maßnahmen hierbei können sich über regenerative Kraftstoffe und effiziente Tourenplanung, ein ökologisches Flottenmanagement sowie den Einsatz von Intralogistik erstrecken. Wichtig ist dabei, dass Unternehmen auf ein stetiges Reporting zur Nachhaltigkeit setzen, um so ihre Nachhaltigkeitsstrategie im Auge zu behalten und gegebenenfalls anzupassen.

Trend #2: Tiefkühl- und Ultrakalt-Ketten

Wenn die Corona-Pandemie eines gezeigt hat, dann, dass einer der großen Trends für 2021 lang anhaltende Kühlketten sein werden. Für die Pharmalogistik hat sich dies zu einem nicht zu unterschätzenden Aspekt entwickelt, da auch die ersten Proben des Covid-19-Impfstoffes bei bis zu minus 70 Grad Celsius transportiert werden müssen – und das zum Teil über mehrere hundert Kilometer.

Für Impfstoffe, die bisher auf dem Markt sind, benötigte man keine solchen ultrakalt haltenden Verpackungssysteme, um die Medikamente zu lagern und zu transportieren. Zusätzlich zu der entsprechenden Hardware und den eigentlichen Containern, die diese Minus-Temperaturen dauerhaft halten, muss während des Transportes durch die passende Software eine permanente Kontrolle der Temperatur gewährleistet werden können.

Dieser neue Bedarf wird 2021 zu einem neuen Fokus der Branche führen und ganz neue Unternehmensmodelle und Produkte auf dem Markt hervorbringen.

Trend #3: Automatisierung und vollständige Vernetzung

Wie in vielen Branchen werden auch in der Logistik jene Daten, die durch digitale Lösungen entstehen, immer noch nicht hinreichend genutzt. Dabei sind Logistikunternehmen genau auf diese Daten angewiesen, um sich weiterzuentwickeln.

Während die Automatisierung und Vernetzung noch vor ein paar wenigen Jahren in den Kinderschuhen steckte, hat sie sich bis heute kontinuierlich und steil weiterentwickelt. Doch die Logistik steht noch nicht da, wo sie sein könnte. Die 13. Ausgabe des Hermes-Barometers „Transparenz in der Supply Chain“ zeigt, dass aktuell nur 32 Prozent der 200 befragten Unternehmen über eine digitale Echtzeit-Supply-Chain verfügen, während allerdings die Hälfte der Befragten angeben, dass transparente Lieferketten durch die Corona-Pandemie immer relevanter werden.

In Angesicht dessen wird insbesondere der Blockchain-Technologie in den nächsten Jahren eine zentrale Bedeutung bei der Entwicklung neuer Lösungen zukommen. Die Möglichkeit, Daten sicher und unveränderbar zu archivieren, zu verschlüsseln und auf einer Plattform allen Verantwortlichen transparente Einsicht zu gewähren, ermöglicht unter anderem die Überwachung globaler Lieferketten.

Trend #4: Arbeitsbedingungen in der Logistik

Die Logistik-Branche ist besonders Unfall-anfällig und kann für den Körper teilweise sehr belastend sein. Es gilt also, neben der Verbesserung der Maschinen auch die Arbeitsplätze der Mitarbeiter zu optimieren.

Exoskelette können den Menschen auf Dauer deutlich entlasten. Besonders das Bücken, Heben und Tragen kann erhebliche Auswirkungen auf den Körper mit sich bringen, die durch den Einsatz von neuen Technologien verminderbar sind. Die Last wird gleichmäßiger auf den Körper verteilt und reduziert die negativen Auswirkungen auf den Rücken wie auch die Sicherheitsrisiken.

Diese Entlastung der Belegschaft wird auf Dauer nicht mehr wegzudenken sein und erlaubt es so, wesentlich länger in der Logistik-Branche tätig zu bleiben. Daneben verbessern sie die Produktivität und die Mitarbeiterzufriedenheit deutlich.

Trend #5: Last-Mile-Logistik

Die Last-Mile-Logistik, die den Transport zur Haustür des Kunden beschreibt, stellt für die Logistik und Innenstädte eine große Herausforderung dar. Die Kundenanforderungen steigen kontinuierlich, und das Konsumentenverhalten wird immer digitaler – insbesondere in Corona-Zeiten, Tendenz steigend.

In Quarantäne- und Lock-Down-Zeiten sind vor allem Lebensmittellieferungen sowie Artikel des täglichen Bedarfs gefragt. Ausliefernde Unternehmen sehen sich vor enorme Herausforderungen hinsichtlich ökonomischer Tourenplanung und Paketzustellung gestellt. Sie müssen immer mehr die gestückelten Warensendungen so bündeln, dass kurze, schnelle und effiziente Touren in die Zustellgebiete gefahren werden können, um die Zustellkosten so niedrig wie möglich zu halten.

Erste Versuche, dies so effizient wie möglich zu gestalten, sind Paketshops oder Paketschließfächer, wie die von Amazon. Aber der Trend 2021 geht noch weiter: Die Lieferung von Lebensmitteln in nur wenigen Minuten nach Bestelleingang – und das an 365 Tagen im Jahr – wird 2021 eines der großen Themen in der Logistik sein.

Ein ganz besonderer Aspekt wird dabei die Lieferung von Pharmazie- und Gesundheitsprodukten, wie Schnelltests und Medikamenten, darstellen.

Fazit

2020 war ein äußerst turbulentes Jahr für die Logistik, und auch 2021 verspricht spannend zu bleiben. Es geht darum, aus Fehlern zu lernen und das Aufkommen dieser Probleme in Zukunft zu vermeiden.

Nachhaltigkeit, Kühlketten für die Pharmalogistik, transparente Lieferketten, Exoskelette für verbesserte Arbeitsbedingungen sowie Last-Mile-Lösungen sind hier nur der Anfang.

Das letzte Jahr hat deutlich gezeigt, wie wichtig es sein wird, sich zunehmend auf neue Technologien zu konzentrieren, um so mit den Entwicklungen der Industrie und anderer Branchen mithalten zu können.