Zudem wird Employer Branding immer wichtiger. Wir setzen unser Augenmerk darauf, die Attraktivität des Arbeitgebers Österreichische Post entsprechend zu platzieren und auf Zielgruppen aktiv zuzugehen. Dafür muss man natürlich auch gute Argumente in der Hand haben. Und der dritte Weg führt über die Ausbildung. Auf akademischer Ebene sind wir, denke ich, in Österreich sehr gut unterwegs. Wir sollten jedoch verstärkt über neue Lehrberufe nachdenken, und zwar für den gesamten Markt. Auch das würde Menschen motivieren, im Bereich der Logistik zu arbeiten und vielleicht auch bei dem Unternehmen zu bleiben. Bessere Ausbildung ist zudem notwendig, da die Anforderungen in den letzten Jahren definitiv gestiegen sind. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen etwa über sämtliche Berufsgruppen hinweg mit unterschiedlichsten Technologien umgehen können. Und letztlich wertet eine gute Ausbildung die Person selbst und damit verbunden auch das Image ihres Berufs auf.
Apropos Image: Als vor ein paar Monaten das Post-Verteilzentrum in Langenzersdorf am Widerstand einer Bürgerinitiative gescheitert ist, waren vor allem in den User-Foren viele Kommentare zu finden, die das äußerst befriedigend fanden. Leidet die Branche nicht auch an einer gewissen Industriefeindlichkeit in diesem Land?
Umundum: Das war natürlich sehr ärgerlich, aber Ihren Befund teile ich nicht. Ich denke, den meisten Menschen ist durchaus bewusst, dass Industrie und Logistik eminent wichtige Wirtschaftsfaktoren sind. Aber es ist gut, wenn sich die Branche zukünftig in der Öffentlichkeit attraktiver positioniert. Dass es zum Beispiel nun die Dachmarke „Austrian Logistics“ gibt, ist sehr zu begrüßen. Vor allem, da dahinter neben dem Ministerium alle relevanten Branchenverbände stehen. Ich glaube auch, dass man den Menschen ein bisschen Zeit einräumen muss. Viele sind durch den E-Commerce-Boom erstmals unmittelbar mit dem Thema Logistik konfrontiert. Hier gibt es einen Umdenkprozess, den man unterstützen muss.
Wird der Umdenkprozess auch so weit gehen, dass Logistik Kosten verursacht? Die Bereitschaft, dafür zu bezahlen, scheint ja ausbaufähig zu sein.
Umundum: Das ist sie, aber diese Diskussion geht in zwei Richtungen. Auf der einen Seite stehen die Versender, die unsere Leistung bezahlen. Dass der Markt extremes Wachstum erlebt, drückt natürlich tendenziell die Preise. Es liegt auch an uns Logistikern, für die gute Leistung, die wir erbringen, einen fairen Preis zu verlangen. Auf der anderen Seite stehen die Konsumenten, denen signalisiert wird: Logistik kostet nichts, also ist sie nichts wert. Dass die Logistikleistung beim Warenwert einkalkuliert ist, sieht man als Konsument nicht. Daher würde viel dafür sprechen, die Logistikkosten getrennt auszuweisen. Das würde Wert und Preis sichtbar und die Leistung, die dahintersteckt, transparenter machen.
Zur Person
Peter Umundum studierte Informatik in Graz und startete seine Karriere in der Organisations- und Informatikabteilung der Steirerbrau AG. Bei der Styria Medien AG baute er als IT-Leiter das Onlinegeschäft auf und arbeitete als Geschäftsführer der Styria-Tochter Media Consult Austria. 1999 war er Mitbegründer und Geschäftsführer von redmail, danach Geschäftsführer von „Die Presse“ und „Kleine Zeitung“.
2005 wechselte Peter Umundum als Mitglied der Divisionsleitung Brief zur Österreichischen Post. Seit 2011 ist er Vorstandsdirektor für die Division Paket und Logistik. Daneben überwacht er als Aufsichtsratsvorsitzender das europäische Transportnetzwerk Eurodis.