Transportbranche : Der europäische Fahrzeuglogistiksektor in der Krise

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Die jüngsten Ergebnisse der seit 2010 vierteljährlich durchgeführten ECG-Umfrage Cost & Confidence zeigen deutlich die verschiedenen Krisen für Logistikunternehmen - und die Unsicherheit darüber, was die Zukunft für 2022 noch bringt.

Die Zahl der Lkw-Betreiber, die in den nächsten sechs Monaten Investitionen in Lkw und Fahrer planen, ist auf rund 30 Prozent gesunken. Das geringere Aufkommen und der damit verbundene Mangel an Arbeit in den letzten beiden Jahren haben dazu geführt, dass die Fahrer die Branche in Scharen verlassen haben.

Im Jahr 2022 kam noch hinzu, dass Hunderte von ukrainischen Fahrern in ihr Heimatland zurückkehrten, um es zu verteidigen. Das bedeutet, dass die meisten Unternehmen, selbst wenn sie heute neue Lkw bestellen würden, rund ein Jahr auf die Lieferung warten müssten und dann niemanden hätten, der sie fahren könnte.

Schifffahrt hat ähnliche Probleme wie Straßengüterverkehr

Die Schifffahrtsunternehmen sehen sich mit ähnlichen Problemen konfrontiert: Die Vorlaufzeiten für Schiffe betragen inzwischen bis zu fünf Jahre. Der Präsident der ECG, Wolfgang Göbel, erneuerte deshalb seine Warnung: "Die Betreiber können keine Fahrzeuge ohne Anlagen bewegen. Die Autoindustrie steht vor einem extrem hohen Risiko, ihre Zulieferer zu verlieren".

Eine rückläufige Tendenz bei den geplanten Investitionen gilt auch für die Disponenten, die technischen Werkstätten und anderes für die Fahrzeuglogistik relevantes Personal. Haupttreiber ist das mangelnde Vertrauen in die zukünftigen Volumina. Es wird erwartet, dass die erneuten Covid-Sperrungen in China in den nächsten Monaten zu weiteren Unwägbarkeiten in der Automobilproduktion führen werden.

Die Ungewissheit aufgrund des Krieges in der Ukraine, die explodierenden Materialkosten und die steigenden Inflationsraten treiben die Betriebskosten in einem noch nie dagewesenen Ausmaß in die Höhe. Insbesondere der dramatische Anstieg der Kraftstoffkosten hat die Liquidität der Unternehmen kurzfristig stark belastet.

Derzeit sind weniger als 20 Prozent der Befragten optimistisch, was die Geschäftsaussichten angeht. Dies bricht mit dem bemerkenswert stetigen optimistischen Trend der letzten zehn Jahre. Mike Sturgeon, Executive Director der ECG: "Optimismus wird sicherlich nicht durch Verträge gefördert, die in einem sich so schnell verändernden Umfeld nicht zweckmäßig sind. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer größeren Vorhersehbarkeit durch eine vertragliche Verpflichtung zu Mindestmengen sowie einer Anpassung aller wichtigen Variablen, nicht nur des Kraftstoffs, durch die Hersteller.

Im Jahr 2010, nach der Finanzkrise, startete die ECG eine vierteljährliche Umfrage unter ihren Mitgliedern, um aufschlussreiche Daten über das Vertrauen und die Kostentrends in der Branche zu erhalten. ECG vertritt rund 85 % der FVL-Branche (Finished vehicle logistics) in Europa.