US-Zölle : Die neue Handelspolitik der USA - Ein Live-Ticker

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Internationale Pressestimmen zur US-Zollpolitik

Internationale Tageszeitungen kommentieren die temporäre Einigung im Zollstreit zwischen China und den USA.

"Tages-Anzeiger" (Zürich):

"Dieser Schritt ist an Symbolik fast nicht zu übertreffen. Und er verdeutlicht, an welchem Punkt die Trump'sche Zollpolitik inzwischen steht. Seine Zölle richten so große Unsicherheit an, dass sich alles Mutmaßen über positive Nebenwirkungen erübrigt. In dem Klima, das der US-Präsident geschaffen hat, gedeihen Investitionen nicht. Und bedeutende Mehreinnahmen generieren die Zölle auch nicht - das geht rein ökonomisch auch gar nicht.

Trump scheint realisiert zu haben, dass er sich in eine unhaltbare Lage manövriert hat. Die Zollpause ist deshalb mehr als eine Deeskalation. Es ist eine Kapitulation - gegenüber der Idee, mit Zöllen eine Weltmacht wie China in die Schranken zu weisen und das bisherige System, wie der Handel auf der Welt organisiert ist, revolutionieren zu wollen. (...)

Ob die USA am Ende von China wirklich bedeutsame Zugeständnisse erhalten, wird sich weisen. Klar ist: Trump braucht die 'Handelsdeals', die er in Aussicht gestellt hat, von allen beteiligten Parteien am meisten. Nicht nur für die Börse ist das heute eine vorteilhafte Erkenntnis."

"Washington Post":

"Die 90-tägige Pause soll Washington und Peking die Möglichkeit geben, ein dauerhaftes Handelsabkommen auszuhandeln. Sie trägt aber wenig dazu bei, die lähmende Ungewissheit zu lindern, die Investitionen von Unternehmen einfriert und an den Finanzmärkten Sorgen über eine zollbedingte Stagflation (Inflation gepaart mit Konjunkturabschwung) auslöst.

Die Unsicherheit ist größtenteils darauf zurückzuführen, dass die Trump-Regierung in ihrem Handelskrieg keinerlei kohärente Politik verfolgt. Maßnahmen werden willkürlich und ohne Vorwarnung ergriffen. (...)

(Donald) Trump hat gezeigt, dass er manchmal handeln wird, um angerichteten Schaden zu beheben. Das ist aber eine schwache Grundlage für Optimismus."

"La Repubblica" (Rom):

"Die 90-tägige Pause im Zollstreit zwischen den USA und China ist das Ergebnis des gegenseitigen Willens beider Regierungen, einen Schritt zurückzutreten, und schafft einen Präzedenzfall, der eine analoge Vereinbarung zwischen den USA und der EU begünstigen könnte, da sie aus einer Wende hervorgeht, die eine Grundregel des internationalen Handels umkehrt: Für die Staaten zählen nun politische Gründe mehr als wirtschaftliche. (...)

Der Ton in Washington und Peking passt gut zusammen, weil sie das gemeinsam haben, was der Ökonom Joseph Stiglitz als "neuen Merkantilismus" beschrieb: Während das kommunistische China schon immer eine zentralisierte Wirtschaft mit starken Subventionen für private Unternehmen hatte und im Handel die Verlängerung seiner strategischen Interessen sieht, ist jetzt auch Trumps Amerika auf derselben Wellenlänge, weil es auf Zölle setzt, um die Produktion wieder ins eigene Land zu holen und Energie und Handel zu Instrumenten des Unilateralismus zu machen, um sich auf der globalen Bühne durchzusetzen. (...)

Aber jetzt geht es wieder zurück: zu einem protektionistischen Nationalismus, mit dem auch die EU klarkommen muss. Vor allem, weil Trump sie provoziert und so wie am Pokertisch auf Konfrontation geht: "Ihr seid schlimmer als die Chinesen."

"El País" (Madrid):

"Dieser Handels-Waffenstillstand verhindert zwar schwerwiegende Schäden für die Weltwirtschaft, beseitigt jedoch nicht die Ungewissheit. Die gute Nachricht ist, dass das Abkommen zumindest einen Hauch von Stabilität - wenn auch nur vorübergehend - in die Weltwirtschaft bringt. Doch all das darf nicht darüber hinwegtäuschen, welchen tiefgreifenden Schaden das leichtsinnige Verhalten des derzeitigen Bewohners des Weißen Hauses bereits angerichtet hat (...)

(US-Präsident Donald) Trump agiert wie ein Brandstifter in Feuerwehruniform. Zuerst stiftet er Chaos, Verwirrung und Besorgnis mit bizarren und theatralischen Maßnahmen - um dann zurückzurudern, eine vermeintliche Einigung zu verkünden, die in Wahrheit ein Rückzug ist, und sich dabei als erfahrener und kühner Verhandlungsführer zu inszenieren. In diesem Fall weicht Trump vor einem Gegner zurück, der sich von seinen Drohungen nicht einschüchtern lässt, sondern nach denselben Spielregeln spielt. (...)

Der Wunsch, Handelsbeziehungen neu zu verhandeln und ins Gleichgewicht zu bringen, ist ein legitimes Ziel jeder Regierung. Doch wer dies mit Beleidigungen und Einschüchterung versucht, provoziert Konflikte, die mehr zerstören können als nur Trumps Glaubwürdigkeit bei seinen Anhängern. Die vorübergehende Aussetzung der Handelsfeindseligkeiten wurde von den Börsen gefeiert und ist eine Erleichterung für die Welt - aber nur bis zur nächsten großen Aktion."

"LRT" (Vilnius):

"Die "bahnbrechenden" Abkommen mit Peking und London stoppten die Eskalation und verringerten die Spannungen auf den Weltmärkten. Doch das zollpolitische "Kriegsbeil" könnte bald erneut ausgegraben werden, da die Vereinbarungen nur eine Zwischenlösung darstellen und einen engen Geltungsbereich haben. Auch bestehen weiterhin grundlegende Störungen im Zusammenhang mit nichttarifären Handelshemmnissen. Wenn die Vereinigten Staaten ihr Streben nach einem ausgeglichenen Handelssaldo nicht aufgeben, könnte es erneut zu Konfrontationen kommen.

Ist Washington also wirklich dazu übergegangen, gegenseitige Vorteile zu suchen, oder gruppiert es sich lediglich taktisch neu, nachdem es vorübergehende Zugeständnisse gemacht und errungen hat? Die Antwort wird sich in einigen Monaten zeigen: Wenn die Verhandlungen mit China zu einer umfassenderen Einigung führen und die schärfsten Differenzen mit unseren Verbündeten ausgeräumt werden können, werden wir von Veränderungen sprechen können. Aber bis dahin bleiben die grundlegenden Zölle in Kraft. Dies wirft die Frage auf, wie nachhaltig dieser Waffenstillstand von Trump sein wird."

Zollhürde für Temu und Shein sinkt nur leicht

Zwar konnten die USA und China im Handelsstreit Einigungen erzielen, doch Donald Trump erschwert chinesischen Onlinehändlern wie Temu und Shein weiter das Geschäft in den USA. Sie profitierten bis vor kurzem davon, dass Warenlieferungen mit einem Wert unter 800 Dollar (720 Euro) von Zöllen ausgenommen waren. Dabei gab es schon länger Kritik an der Ausnahme für die chinesischen Online-Händler. Die chinesischen Onlinehändler erhöhten wegen des Wegfalls der Ausnahme in den vergangenen Wochen die Preise in den USA.

Nun wurde seit Anfang Mai für diese Warenlieferungen ein Zoll von 120 Prozent fällig - bei einer Mindestabgabe von 100 Dollar pro Paket. Jetzt senkte US-Präsident Trump den Zollsatz zwar auf 54 Prozent - aber die Mindestabgabe von 100 Dollar bleibt. Und mit 1. Juni soll sie wie geplant auf 200 Dollar steigen, wie aus einem Erlass des US-Präsidenten hervorgeht.

Die günstigen Waren von Temu und Shein werden auch mit der neuen Regelung viel teurer als früher. Für die Online-Händler dürfte es billiger werden, die Artikel in US-Lager zu bringen und von dort zu verkaufen. Denn der reguläre Zoll für Produkte aus China wurde nach der Vereinbarung mit Peking für 90 Tage auf 30 Prozent gesenkt.

Reederei Maersk rechnet mit Nachfragedelle durch Handelskonflikte

Internationale Handelskonflikte werden der dänischen Container-Reederei Maersk zufolge spürbar auf die Schifffahrtsbranche durchschlagen. Demnach dürfte das weltweite Container-Transportvolumen 2025 um ein bis vier Prozent sinken. Noch Anfang des Jahres war Maersk von plus vier Prozent ausgegangen. Die Prognose sei wegen der rasanten Entwicklung im Handelskonflikt und wachsender Rezessionsrisiken in den USA ungewiss.

Maersk ist nach der in der Schweiz ansässigen und äußerst verschwiegenen Mediterranean Shipping Company (MSC) die zweitgrößte Container-Reederei, sie gilt als Barometer des Welthandels.

In Erwartung hoher US-Zölle haben viele Unternehmen zu Jahresbeginn Lieferungen vorgezogen, was die Nachfrage nach Containertransporten in die Höhe getrieben hat. Im zweiten Quartal könnte es laut Maersk ähnliche Effekte geben, weil US-Präsident Donald Trump viele seiner Anfang April verhängten Zölle gleich wieder für 90 Tage ausgesetzt hat. Zwar versuchten die Reederei-Kunden von dieser Pause zu profitieren und ihre US-Lager zu füllen. Doch es gibt die Befürchtung, dass Handelskonflikte letztlich die Weltwirtschaft und damit die Nachfrage nach Container-Transporten zur See ausbremsen. Aber auch eine spürbare Erholung sei denkbar, wenn Zölle doch noch abgewendet oder abgeschwächt werden, erklärte Maersk.

Logistiker in der Praxis: Österreichs Sicht auf die Zölle

Wie sehr sich die internationalen Entwicklungen bereits im operativen Alltag niederschlagen, zeigen Cargo-Partner und Gebrüder Weiss, die von konkreten Problemen mit geänderten Zollsätzen während des Transports, Blank Sailings und verunsicherten Kunden berichten. Gleichzeitig sehen sie die Lage (noch) gelassen – und setzen auf Erfahrung, Flexibilität und beratende Begleitung ihrer Kunden und Kundinnen. 

Mehr dazu lesen Sie hier: Wie österreichische Logistiker auf Trumps Zölle reagieren >>

Viele Unsicherheiten für die Schifffahrtsbranche

Die Schifffahrtsbranche muss derzeit mit Unsicherheiten in vielen Bereichen umgehen. Die US-Zölle haben bereits zu kurzfristigen Umleitungen von Warenströmen geführt. So meldete die Container-Reederei Maersk für April einen Rückgang des Transportvolumens zwischen den USA und China von 30 bis 40 Prozent. Auch Hapag-Lloyd sah ähnliche Effekte und verzeichnete zugleich einen Anstieg im Transportgeschäft mit südostasiatischen Ländern wie Vietnam und Thailand. Zudem drohen international tätigen Reedereien hohe Hafengebühren für den Einlauf von Schiffen aus chinesischer Produktion in US-Häfen.

Auch die prekäre Sicherheitslage im Roten Meer beschäftigt die Reedereien weiter: Wegen Angriffen jemenitischer Huthi-Rebellen auf Handelsschiffe leiten die Reedereien ihre Frachter seit Monaten um die Südspitze Afrikas um. Das führt zu höheren Kosten, treibt aber zu Gunsten der Reedereien auch Frachtraten nach oben. Ein Ende der Angriffe und eine Rückkehr auf die deutlich kürzere Suezkanal-Route dürfte die Raten dagegen drücken.

DHL-Chef hofft auf Zusatzgeschäft durch Zölle

Der deutsche Logistikkonzern DHL könnte nach Einschätzung von Konzernchef Tobias Meyer von der Zollpolitik des US-Präsidenten Donald Trump profitieren. Der Handelskonflikt zwischen China und den USA werde voraussichtlich zusätzliches Geschäft bringen, sagte der DHL-Vorstandsvorsitzende der "Süddeutschen Zeitung".

Unternehmen bauten ihre Lieferketten um, dies führe teils zu mehr Transporten, so Meyer. "Außerdem ist der Marktanteil von DHL auf der Route China – USA klein im Vergleich zu unserem Anteil auf anderen Routen. Gewinnen andere Routen an Bedeutung zulasten des Handels China-USA, ist das gut für DHL."

Meyer verwies zudem darauf, dass der Mutterkonzern der Deutschen Post an der Zollbürokratie verdiene: "Mehr Verzollung bedeutet mehr Arbeit für Dienstleister wie uns. Die Arbeit rechnen wir ab."

China und USA vereinbaren Zollsenkungen für 90 Tage

China und die USA haben im laufenden Handelsstreit eine Senkung ihrer gegenseitigen Zölle beschlossen. Wie aus einer gemeinsamen Erklärung hervorgeht, gilt die Regelung vorübergehend für 90 Tage. Demnach sinken US-Zölle auf chinesische Importe auf 30 Prozent. Zuvor lagen diese bei 145 Prozent. Die Aufschläge Pekings gegen Einfuhren aus den Vereinigten Staaten gehen von 125 Prozent auf 10 Prozent zurück.

US-Präsident Donald Trump sprach nach dieser mit China vereinbarten Senkung der gegenseitigen Zölle von einem "vollständigen Neustart" mit dem Land. US-Finanzminister Scott Bessent sagte, man sei sich bei den Gesprächen schnell einig gewesen, dass keine Seite an einer Entkopplung der Volkswirtschaften interessiert sei. Der US-Handelsbeauftragte Jamieson Greer sagte, der vereinbarte Gesprächskanal werde verhindern, dass sich eine Eskalation mit Zöllen und Gegenzöllen wie seit April wiederhole.

Nach Angaben des Handelsministeriums in Peking wollen sich die USA und China nun in engem Kontakt weiter austauschen. Teil dessen sollen regelmäßige Beratungen in China und den USA oder einem Drittstaat sein. China hoffe, dass die USA dieses Treffen als Grundlage nutzen würden, um die "fehlerhafte Praxis der einseitigen Zölle gründlich zu korrigieren", hieß es.

Die Chefin der Welthandelsorganisation, Ngozi Okonjo-Iweala, zeigt sich "erfreut über das positive Ergebnis" der Handelsgespräche zwischen den USA und China. "Ich fordere beide Staaten auf, diese Dynamik zu nutzen, indem sie weiterhin praktische Lösungen entwickeln, die Spannungen verringern, Berechenbarkeit wiederherstellen und das Vertrauen in das multilaterale Handelssystem stärken", erklärte die WTO-Generaldirektorin. Dies sei auch für den Rest der Welt wichtig, einschließlich der schwächsten Volkswirtschaften.

"Ich halte das für einen Schritt in die richtige Richtung. Es ist nicht wahrscheinlich, dass dies eine dramatische Markterholung auslöst, aber es wird sicherlich auch keinen Verkaufsdruck erzeugen", sagte Eric Kuby, Investmentchef der North Star Investment Management Corp. David Wagner von Aptus Capital Advisors erklärte, zwar sei bereits Optimismus in den Markt eingepreist. "Aber die positive Stimmung rund um das Thema sollte eine Markterholung weiter vorantreiben."

Zölle mit Datum der Ankündigung
Zölle mit Datum der Ankündigung - © APA

USA fixiert erstes Handelsabkommen

Die Vereinbarung mit dem britischen Premierminister Keir Starmer ist ein "Durchbruch-Deal", so US-Präsident Donald Trump. Die Zehn-Prozent-Zölle der USA gegen Großbritannien bleiben bestehen, Großbritannien senkt seinerseits seine Zölle für US-Waren von 5,1 auf 1,8 Prozent. Die von Trump eingeführten Aufschläge auf Stahl und Aluminium werden komplett gestrichen. Die britische Regierung erklärte, es werde einen gegenseitigen Marktzugang für Rindfleisch geben, ein im Königreich strittiges Thema wegen der unterschiedlichen Auflagen für Lebensmittelsicherheit. Die britischen Aufschläge auf Ethanol aus den USA werden ganz abgeschafft.

Bei britischen Autoausfuhren in die USA soll ein abgestuftes Verfahren greifen. Nach den Angaben aus London sollen die einheimischen Hersteller ein Kontingent von 100.000 Autos pro Jahr erhalten, die zum Basissatz von zehn Prozent in die USA eingeführt werden können. Das entspricht fast den gesamten britischen Autoexporten des vergangenen Jahres. Wie das US-Handelsministerium mitteilte, soll für alle darüber hinaus importierten Autos ein Aufschlag von 25 Prozent gelten. US-Handelsminister Howard Lutnick zufolge werden britische Unternehmen nun Flugzeugteile zollfrei in die USA exportieren. Im Gegenzug wird erwartet, dass eine britische Fluggesellschaft Boeing-Maschinen im Wert von zehn Milliarden Dollar kauft.

Einige Themen wurden zunächst ausgeklammert und sollen getrennt behandelt werden. So bleibt die von Trump scharf kritisierte britische Steuer auf digitale Dienstleistungen. Auch Gespräche über geplante US-Zölle auf im Ausland produzierte Filme stehen aus.

Gegenzoll-Pläne und Drohungen der EU gegenüber den USA

Im Handelskonflikt mit den USA bereitet die Europäische Kommission weitere Sonderzölle auf US-Exporte im Wert von bis zu 95 Milliarden Euro vor. Diese Zusatzabgaben könnten auf Industrie- und Agrarprodukte wie Autos, Süßkartoffeln und Whiskey erhoben werden, sollten Verhandlungen mit Washington nicht zu einer Lösung führen.

Betroffen sein könnten von zusätzlichen Zöllen auch Maschinen, Auto- und Flugzeugteile, Chemikalien sowie neben Whiskey auch Rum und Wein aus den USA. Die mehr als 200 Seiten lange Liste mit Produkten, die aus Sicht der Kommission mit Zöllen belegt werden könnten, soll nun öffentlich und von der Wirtschaft diskutiert werden.

Als Frist dafür gilt derzeit der Monat Juli. In ihm läuft eine 90-Tage-Frist ab, die US-Präsident Donald Trump für Angebote der EU gesetzt hat. Wenn diese ihm nicht ausreichen, will er umfangreiche neue Sonderzölle auf Einfuhren aus der EU erheben lassen. Sie würden zu bereits geltenden Sonderzöllen von ihm hinzukommen.

Parallel zu der Vorbereitung neuer möglicher Gegenzölle will die EU-Kommission die USA wegen der Zölle bei der WTO verklagen, wie die Behörde weiter mitteilte. Dort richtet der Streitschlichtungsausschuss dann ein Expertengremium ein, das begutachtet, ob die Zölle gegen WTO-Regeln verstoßen.

Neben den Zusatzabgaben zieht die Kommission für diesen Fall außerdem EU-Ausfuhrbeschränkungen für bestimmte Produkte im Wert von 4,4 Milliarden Euro in Erwägung. Dazu gehören etwa Stahlschrott und chemische Erzeugnisse, die von US-Unternehmen bis jetzt gerne importiert werden.

EU-Handelskommissar: "97 Prozent unserer Exporte könnten betroffen sein"

Zuletzt hatte EU-Handelskommissar Maros Sefcovic vor möglichen weiteren US-Zöllen auf europäische Waren gewarnt, laut seinen Informationen wären zusätzlich Exporte im Wert von 170 Milliarden Euro betroffen. Dies bedeute, dass insgesamt rund 549 Mrd. Euro an EU-Ausfuhren in die USA mit Zöllen belegt würden und damit 97 Prozent der Exporte, sagte Sefcovic. Das wäre "ein gewaltiges Ausmaß". Konkret geht es bei den US-Untersuchungen laut EU-Kommission etwa um Halbleiter, Arzneimittel und Rohstoffe.

Zollstreit erschwert Geschäfte für EU-Firmen in China

Der Handelsstreit zwischen Peking und Washington erschwert die Arbeit europäischer Firmen deutlich. In einer Umfrage der Handelskammer der Europäischen Union unter ihren Mitgliedern in China gaben 59 Prozent an, dass es seit 2025 für ihr Geschäft schwieriger geworden sei.

"Das Vertrauen der Unternehmen ist eindeutig geschwächt", sagte Kammerpräsident Jens Eskelund in Peking. Dies sei hauptsächlich auf die geopolitischen Spannungen zwischen den USA und China zurückzuführen. 44 Prozent der Mitgliedsfirmen gaben demnach an, von Chinas Zöllen gegen die US-Waren und dadurch teils steigenden Preisen betroffen zu sein.

Viele europäische Unternehmen in der Volksrepublik sorgen sich nach Angaben der EU-Kammer seit dem Ende der Corona-Pandemie jedoch am meisten um die Lage der chinesischen Wirtschaft. Eskelund nannte Überkapazitäten, kaum Konsumwachstum, einen übertriebenen Wettbewerb und sinkende Margen.

Die Folge: Laut der Interessenvertretung europäischer Firmen in China sind die Geschäftsaussichten für die kommenden zwei Jahre "sehr düster". Nur sieben Prozent der 162 Firmen, die sich an der Umfrage von Mitte bis Ende April beteiligten, gaben an, optimistisch hinsichtlich steigender Gewinne zu sein.

57 Prozent der Firmen sagten laut Umfrage jedoch, ihre Geschäftsstrategie nicht geändert zu haben und die Lage zu beobachten. Chinas Lieferketten seien stark und wettbewerbsfähig, erklärte Eskelund. "Wenn man auf dem weltweiten Markt konkurriert und man globale Lieferketten hat und wenn man bei Preis und Qualität mithalten will, ist China immer noch der Ort, an dem man sein muss", sagte er. Während in Europa viel von Risikominderung - auch Derisking - gesprochen werde, sehe er eher eine steigende Abhängigkeit von China.

Was bisher geschah: Eine Chronologie der Trump-Zölle

Jänner 2025

  • 20.1.: Trump kündigt umfassende Zölle und neue Behörde an
  • 26.1.: Zollandrohung gegen Kolumbien erzwingt Kooperation bei Rückführungen

Februar

  • 1.2.: 25 % Zölle auf Kanada/Mexiko, 10 % auf China
  • 4.2.: China reagiert mit Gegenzöllen
  • 10.2.: Ankündigung von Stahl-/Aluminiumzöllen ab 12.3.
  • 13.2.: Trump präsentiert Prinzip der "reziproken Zölle"

März

  • 4.3.: Zölle gegen Kanada/Mexiko treten in Kraft, China-Zölle steigen auf 20 %
  • 10.3.: Gegenzölle Chinas, EU bereitet Zollpaket vor
  • 24.3.: Angekündigte Zölle auf Importe aus Venezuela-kaufenden Staaten
  • 26.3.: 25 % Autozölle ab 3. April

April

  • 2.4.: "Reziproke Zölle": bis zu 34 % für China, 20 % für EU
  • 5.4.: 10 %-Mindestzoll tritt in Kraft
  • 9.4.: 125 % China-Zölle verhängt
  • 12.4.: Lockerung bei Laptops, Handys
  • 14.4.: Autoindustrie könnte ausgenommen werden
  • 24.4.: Neue Zölle in zwei bis drei Wochen angekündigt
  • 29.4.: Erleichterungen für US-Autohersteller und Rückerstattungen auf bereits gezahlte Zölle. 

Mai

  • 2.5.: De-minimis-Ausnahme beendet: Zölle für Pakete unter 800 USD aus China und Hongkong 120 %, ab Juni 200 %. 
  • 6.5.: US-Finanzminister Scott Bessent: "Keine Handelsgespräche mit China"
  • 8.5.: Vorläufiges US-China-Abkommen: Zölle auf 80 % gesenkt, Gegenzug bei seltenen Erden
  • 8.5.: Handelsdeal mit UK: Autozölle gesenkt, Agrar- und Flugzeugteil-Zölle entfallen teilweise
  • 11.5.: US-Handelsministerium bestätigt: 10 %-Mindestzoll bleibt grundsätzlich bestehen