Weltweite Lieferketten : Hapag-Lloyd-Chef Habben-Jansen: "Durch die Zölle bricht Welthandel nicht zusammen"

Deutschlands größte Container-Reederei Hapag-Lloyd sieht die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump gelassen und rechnet nach jetzigem Stand mit beherrschbaren Folgen für das Unternehmen. Es habe nach dem Amtsantritt Trumps weniger Überraschungen gegeben als befürchtet, sagte Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen bei einer Veranstaltung vor Journalisten.
Das sei erst einmal eine gute Nachricht, weil es unerwartete Ereignisse wie die Coronapandemie oder die Sicherheitskrise im Roten Meer seien, die Probleme bereiteten. Habben Jansen äußerte sich wenige Stunden bevor Trump mit seiner Ankündigung, die USA wollten die Kontrolle über den Gazastreifen übernehmen, für Aufsehen sorgte.
Jansen: Durch die Zölle bricht Welthandel nicht zusammen
Die bisher verhängten Zölle der USA gegen China dürften relativ wenig Einfluss auf die Warenströme haben, prognostizierte der Chef der weltweit fünftgrößten Container-Reederei. In Trumps erster Amtszeit seien auch allerhand Zölle verhängt worden, aber der Welthandel habe sich trotzdem gut entwickelt. Auch Trump wolle, dass die US-Wirtschaft wachse.
Durch die Zölle breche der Welthandel nicht zusammen, so Habben Jansen. Es könnten sich aber Warenströme ändern. Hapag-Lloyd sei in der Lage, darauf zu reagieren. "Man kann natürlich auch statt in China in Südostasien laden oder in Indien oder wo auch immer." Das gebe dem Konzern Flexibilität. "Die werden nicht plötzlich alle ihre Turnschuhe und Kleidung und Handys in den USA produzieren. Das ist praktisch einfach unmöglich", führte der Niederländer aus. Es gelte abzuwarten. "Aber im Moment ist es zu früh, auf den Panikknopf zu drücken." Das helfe ohnehin nicht.
Hapag-Lloyd für heuer auf Wachstumskurs
Nachdem die Reederei Maersk ihre Zahlen für 2024 veröffentlicht hat - Dispo hat berichtet - zieht auch Hapag Lloyd nach: So sieht Chef Habben Jansen seine Reederei dieses Jahr auf Kurs zu einem Wachstum etwas über dem der Branche, das mit 2,8 bis drei Prozent prognostiziert wird. Eine konkrete Vorhersage sei aber immer sehr schwierig, wie er betonte - so könnte es etwa sein, dass die Kurzfristraten eine Zeit lang deutlich sänken, wenn die Durchfahrt durch den Suezkanal wieder möglich sei.
Hapag-Lloyd und andere Großreedereien haben nach Angriffen von Huthi-Rebellen aus dem Jemen auf Frachter im Roten Meer seit Dezember 2023 praktisch keine Schiffe mehr durch das Seegebiet und den angrenzenden Suez-Kanal geschickt, sondern sie um die Südspitze Afrikas umgeleitet. Dies führt zu längeren Fahrzeiten, höheren Kosten und mehr CO2-Ausstoß. Es ermöglicht den Reedereien aber auch, höhere Gebühren zu verlangen.
Mittel- bis langfristig würden die Frachtraten im Schnitt immer etwas über den Stückgutkosten liegen, sagte Habben Jansen weiter. Diese seien seit 2019 um 30 bis 35 Prozent gestiegen. Dies liege zum einen daran, dass andere, teurere Treibstoffe genutzt würden. Ein wichtiger Grund sei aber auch die Inflation.