Transport : Hyperloop – Flop oder die Logistiklösung schlechthin?

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Die Idee ist an sich eine noble – den Containertransport kostengünstiger, vielleicht sogar schneller zu gestalten und gleichzeitig die Straßen zu entlasten und Umwelt zu schonen. Die Grundlage der Idee ist auch noch nachvollziehbar – der Hafen Hamburg hat eine bessere Hinterlandanbindung als seine größten Konkurrenten Rotterdam und Antwerpen, und diesen Trumpf gilt es auszuspielen.

Aus diesen zwei Punkten – der noblen Idee und dem Trumpf der guten Hinterlandanbindung – entsteht jetzt das Projekt Hyperloop in Hamburg, das erste konkrete dieser Art in Deutschland. Container sollen vom Hafen durch eine Hochgeschwindigkeitsröhre weitertransportiert werden. Dafür bilden die Hamburger Hafen und Logistik und das US-amerikanische Unternehmen Hyperloop Transportation Technologies sogar eine Gemeinschaft und investieren zusammen sieben Millionen Euro. HHLA macht zwar 1,3 Milliarden Umsatz im Jahr – dennoch sind die Investitionen nicht gerade wenig, wenn man bedenkt, dass daneben noch sehr viel guter Wille und noch nicht sehr viel evidenzbasiertes Wissen hineingesteckt wird.

Hyperloop ins Hinterland

Betonung auf noch nicht. Denn die Idee zum Hyperloop von Elon Musk, wird von unterschiedlichen Unternehmen und Forschungsgruppen auf der ganzen Welt, die rein gar nichts mit dem Tesla-Gründer zu tun haben, verfolgt. „Ich glaube, dass es sehr viel mit Fantasie zu tun hat“, meint Dirk Ahlborn, Chef von Hyperloop TT. „Allerdings ist nicht die Technik das große Problem, sondern der Wille der Politiker.“

Unter dem Namen Hyperport Cargo Solutions – dem Zusammenschluss aus HHLA und Hyperloop TT – wird nun auch im Hamburger Hafen mit viel Fantasie praktisch bei Null begonnen. Konkret wird hier erst einmal an der Technik gearbeitet, wie die Container zur Röhre kommen, also wie das Transportsystem in das Umschlagssystem integriert werden kann. Dafür ist eine 100 Meter lange oberirdische Teststrecke in einem Test-Bahnhof vorgesehen. „Hier kann man natürlich noch nicht groß transportieren. Die Fahrtests werden wohl eher in Toulouse abgehalten werden“, erklärt Annette Krüger von HHLA auf Anfrage.„In Hamburg geht es um die Übergabe der Ladung.“ Dabei wird auf autonome Containerfahrzeuge gesetzt, die bereits seit 2001 im Hafen im Einsatz sind. Die Teststrecke in Frankreich stammt aber auch von Hyperloop Transportation Technologies. Das Unternehmen, das per se nichts mit Elon Musk zu tun hat, arbeitet seit seiner Gründung 2016 an einer Realisierung des 1.200 km/h schnellen Zugs in der fast luftleeren Röhre aus Solarzellen mit Magnetschwebetechnik.

Testphase im Containertransport

Geht die Idee bis 2021 auf – so lang ist die Testphase in Hamburg geplant –, könnte sich hier tatsächlich eine tolle Chance für die Logistik ergeben. Der Containertransport durch die Röhre wäre – solange die Technik mitspielt – zuverlässig und energiesparend, dadurch weitaus kostengünstiger. Durch seine elektrische Antriebskraft würde er die Luftverschmutzung durch den Straßentransport massiv reduzieren und außerdem die Bahnstrecken entlasten. Gerade die Bahnstrecken und Straßenverbindungen vom Hafen in die Umgebung sind es, was Hamburg auszeichnet. Ein neues revolutionäres Mobilitätskonzept, das in diesen Vorteil hineinspielt, wäre wichtig für die Hafenlogistik, um nicht noch mehr Umschlag an die Konkurrenz zu verlieren. 2021 ist auch der internationale Mobilitätskongress ITS in der Hansestadt – ein perfekter Zeitpunkt um zu beweisen, dass Musks Idee umsetzbar und nicht nur für den Personen- und Autotransport, sondern auch für die Schifffahrt von Bedeutung ist. Vielleicht lässt sich die Technologie von Hyperport Cargo Solutions dann auch gewinnbringend an andere Häfen verkaufen. „Ich bin sicher, dass der Hyperloop in Deutschland eine Chance hat“, so Angela Titzrath, Chefin von HHLA. Sicher ist dieses Projekt auch eine Chance der Profilierung. „Es hieß nach meinem Antritt immer: Sie haben Digitalisierung versprochen, dann liefern Sie doch mal, Frau Titzrath.“

Strecke Wien-Prag?

Früher als 2021 ist wohl nicht mehr mit einem großen Sprung bei dem Thema zu rechnen. „Bis der erste Hyperloop für den Warentransport genutzt wird, werden noch etwa drei bis fünf Jahre vergehen“, sagt auch etwa Walter Neu, Professor an der Hochschule Emden/Leer. An der niedersächsischen Hochschule haben jüngst Studierende an einem Hyperloop-Projekt im Rahmen eines von SpaceX ausgeschriebenen Projekts gearbeitet. Die technischen Anforderungen wurden hier anhand eines Prototyps bereits erfüllt. Ebenso geforscht wird in Frankreich und den Vereinigten Arabischen Emiraten – „und auch die Strecke Wien-Prag ist im Gespräch“, meint zumindest Professor Neu. Um diese Gerüchte ebenso wie um Verbindungen zwischen Wien und Bratislava per Hyperloop ist es aber in den letzten Jahren größtenteils still geworden, Belege für konkrete Pläne scheint es nicht zu geben. Ein Fokus auf die Hochgeschwindigkeitsröhre für Transport und Logistik scheint wohl vorerst die beste Idee zu sein.

https://youtu.be/CTL4bb0T92A

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