19. qualityaustria Forum : Mit Qualität einfach besser

Konrad Scheiber (CEO der Quality Austria Trainings- Zertifizierungs- und Begutachtungs GmbH)
© Anna Rauchenberger für Quality Austria

Konrad Scheiber, CEO der Quality Austria Trainings-, Zertifizierungs- und Begutachtungs GmbH, eröffnete mit den drei zentralen Erfolgsfaktoren und Garanten für Weiterempfehlung von Unternehmen. Walter Stephan von der FACC AG und Alf Netek von der Kapsch AG schilderten ihre Sicht vom Erfolgstreiber Qualität. Zahlreiche weitere Experten der Quality Austria berichteten über ihre Erfahrungen aus der Praxis. Der ehemalige Spitzensportler Felix Gottwald rundete den Tag mit seinem Vortrag über Qualität und Konsequenz ab.

„So einfach wie nötig, so gut wie möglich“ – mit diesem Statement stimmte Konrad Scheiber die über 600 Gäste auf das 19. qualityaustria Forum am Donnerstag in Salzburg ein. Für ihn sind gute Produkte, gute Services und hohe Qualität zentrale Erfolgsfaktoren und Garanten für Weiterempfehlungen. „Weiterempfehlungen werden als Erfolgsfaktor von Unternehmen derzeit noch massiv unterschätzt. Keine Marketinginvestition könnte die gleiche Wirkung erzielen wie Weiterempfehlungen von Kunden“, erklärt Scheiber. Erfolgreiche Teams seien wie Musiker: „Das gemeinsame Üben und das aufeinander Hören führt zum Erfolg und ergibt ein dynamisches und reibungsloses Wechselspiel. Der Dirigentenstab allein macht noch nicht die Musik. Grundvoraussetzung für das Zusammenwirken ist immer die Lernbereitschaft seitens der Mitarbeiter.“

Wie eine aktuelle Studie vom Campus Graz belegt, zeigen gerade die weltweit erfolgreichen Hidden Champions aus Österreich, wie sie auf Basis von hohen Qualitätsstandards und optimal aufeinander abgestimmten Abläufen immer besser würden. „Viele österreichische Unternehmen leben diesen Anspruch an sich selbst bereits. Das ist für uns ein Beweis für die Umsetzung von Austrian Quality auf internationalen Märkten“, so Scheiber. Qualität ist keine Option, sondern ein Muss Walter Stephan, CEO der FACC AG, gab in seinem Beitrag Einblicke in die Luftfahrtbranche. „Da Sicherheit in der Luftfahrt nur durch Qualität hergestellt werden kann, ist Qualität keine Option sondern ein absolutes Muss“ erklärt er. Der global agierende Flugzeugkomponentenhersteller investiert schwerpunktmäßig in Innovationen für die Produktion. Qualität ist aus Sicht von Stephan gesamthaft. Die ganze Organisation ist darin involviert. Dazu zählt der Umgang mit Mitarbeitern beispielsweise genauso wie die Sicherstellung einer einwandfreien Value Chain. „Es geht nicht darum, Qualität in bestehenden Systemen zu überprüfen, sondern Qualität gleich in der Entwicklung zu berücksichtigen“, so Stephan.

Kundenerwartungen übertreffen statt nur erfüllen

„CIB = Consumer Is Boss“ – so fasst Alf Netek, Chief Marketing Officer bei Kapsch, den Kern von Unternehmenserfolg zusammen. Für ihn ist Qualität der zentrale Umsatztreiber, auf den es letztendlich ankommt. Genauso wie Scheiber sieht auch Netek in der Weiterempfehlung ein wichtiges Kriterium, wie man Kunden dazu bringt, ein Produkt zu schätzen. Neben einem erweiterten Qualitätsverständnis und einer durchgängigen Qualitätspositionierung stehen für ihn auch neue Qualitätspartnerschaften im Vordergrund. Qualität muss als holistisches Gesamtsystem verstanden werden – der „moment of truth“ für den Kunden bei einem Produkt oder einer Dienstleistung ist bei Qualität entscheidend. Netek: „Qualität muss begeistern. Business excellence bedeutet für uns, die normalen Erwartungen von Kunden zu übertreffen statt sie nur zu erfüllen“.

Komplexität durch Vereinfachung lösen

„Eine der großen aktuellen Herausforderungen ist die wachsende Komplexität innerhalb von Organisationen“, betonte Quality Austria Innovationsexpertin Anni Koubek. Die Gesamtheit der Welt in ihrer Vielschichtigkeit ist nicht mehr erfassbar, deswegen brauche es den Mut zum Weglassen von unnötigen Prozessschritten und Abstimmungsschleifen sowie zur Verdichtung von Abläufen. Und Koubek weiter: „In der von Gesetzen und Anforderungen dominierten Unternehmensumwelt gewinnt Einfachheit eine immer größere Bedeutung. Die Frage ist, was ich noch reduzieren kann, ohne dass etwas nicht mehr funktioniert und das Gleichgewicht gewahrt bleibt“. Aufgrund dieser Umstände sei es in einem ersten Schritt notwendig zu kombinieren, also Systeme zu integrieren. Weitere Schritte seien Zuhören und Zuschauen in Form von Audits, sich auf Masse und Ausnahmen zu konzentrieren, über das Prozessmanagement zu modularisieren, den Weg der kleinen Schritte zu gehen und lernbereit zu bleiben. Nachhaltigkeitsmanagement auf breiter Ebene „Die Anforderungen an die Unternehmen wachsen nicht nur in der Lebensmittelbranche schnell und ständig. Kunden werden anspruchsvoller, Nachhaltigkeitsaspekte gewinnen stark an Bedeutung. Die Unternehmen müssen immer mehr Zertifizierungsstandards erfüllen, wie zum Beispiel ISO 9001, ISO 22000, IFS, SA 8000 und ONR 192500“, betonte Agnes Steinberger von der Quality Austria im ersten Expertentalk.

„Die konsequente Ausrichtung auf hohe Qualitätsstandards lohnt sich“, bekräftigte Anna Maierhofer von der Vorarlberger Illwerke AG. Die Kraftwerksbetreiberin mit Sitz in Bregenz verbesserte über die Integration von Managementsystemen sowohl die Sicherheit als auch die Arbeitsbedingungen. Sie optimierte Abläufe, senkte das Unternehmensrisiko und erhöhte den Umweltschutz. Im Zuge der Implementierung der neuen Strukturen leisteten die Illwerke Pionierarbeit im Umwelt- und Energiemanagement. Maierhofer ging weiters auf die steigende Bedeutung der Legal Compliance und ihre neun Handlungsfelder ein: „Die konsequente Förderung der Rechtssicherheit und Effizienz steigert in Summe die Wettbewerbsfähigkeit der Illwerke“, so Maierhofer abschließend. Umweltprofi mit sieben Siegeln Weitere Erfolge durch Zertifizierungen schilderte Manfred Ergott, Leiter Marketing und Verkauf sowie Chef des Öko-Kompetenz Teams von der Waldviertler Druckerei Janetschek. Der Betrieb mit 50 Mitarbeitern und den „sieben Siegeln“ – ISO 9001, ISO 14001, EMAS, FSC CoC, PEFC CoC, Umweltzeichen, CO2 kompensiertes Drucken – gilt als Pionier der Branche. Ergott meinte: „Die Zertifizierungen leiten sich aus unserer Unternehmensstrategie ab. Janetschek will die Umwelt beeindrucken. Fragen der sozialen Verantwortung fließen so ins Qualitätsselbstverständnis ein. Das ist für ein KMU im Waldviertel Herausforderung und Chance zugleich, als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden”. Die Druckerei weist potenzielle Kunden nach einer ökologischen Neuausrichtung immer wieder aktiv darauf hin, was sie unter Nachhaltigkeit verstehen und warum es ihrer Ansicht nach auch in Zukunft von großer Bedeutung sein wird. Arbeitssicherheit vermehrt gefordert „Arbeitssicherheit ist in Österreich ein zentrales Thema, das durch gesetzliche, normative oder behördliche Anforderungen geregelt wird. Dennoch fehlt heute teilweise noch das aktive Management, um den zahlreichen Anforderungen gerecht zu werden“, so Eckehard Bauer, Risk- und Sicherheitsmanagementexperte bei Quality Austria. Dies zeige eine EU-Studie aus 2009: Demnach habe Österreich im internationalen Vergleich Aufholbedarf bei der praktischen Umsetzung im Bereich Arbeitssicherheit. Unternehmen, die über ein Managementsystem verfügen, in das das Rechtsthema eingegliedert ist, können Vorkehrungen treffen um in Fall des Falles nicht von der Thematik überrollt zu werden. Bauer erklärte weiters, dass das „wesentliche Motiv für das Management von Arbeitssicherheit laut der EU-Studie, die Erfüllung rechtlicher Pflichten (90 %) ist“. Auf dem zweiten Platz folgt die Forderung der Mitarbeiter an die Führung nach Auseinandersetzung mit dem Thema (76 %) sowie die Kundenanforderungen nach Arbeits- und Gesundheitsschutz (67 %) an dritter Stelle. Bewusstseinsbildung als Schlüssel für Veränderungen In der Erhöhung der Energieeffizienz sah Wolfgang Neumann, Landwirt, Gründer des Energy Globes Awards und Träger des Europäischen Bürgerpreises noch viel Potenzial. Das Motto in Sachen Energieeffizienz lautet für Neumann „global denken, regional handeln“.Für ihn ist die Bewusstseinsbildung der Schlüssel für Veränderungen. „Aus langjähriger Erfahrung weiß ich, dass Menschen erst aktiv werden, wenn sie ihren persönlichen Nutzen kennen und wissen, was sie dafür tun können“, so Neumann. Mit dem Award, der von der Nachhaltigkeitsplattform für positive Beispiele in Effizienz und Ressourcenschonung seit 1999 verliehen wird, sollen neue Wege aufgezeigt werden. „Besser und effizienter“ braucht geeignete Rahmen-bedingungen. Darum richten sich die Botschaften auch an globale Entscheidungsträger aus Wirtschaft und Politik. 10-20 % Einsparungspotenzial durch Energiemanagement Wolfgang Hackenauer, Umweltexperte der Quality Austria, ging in seinem Vortrag auf die Auswirkungen des in 2014 in Kraft tretenden Bundesenergieeffizienzgesetzes ein. Ein wesentlicher Bestandteil wird die verpflichtende Einführung von Energiemanagementsystemen und die Durchführung von Energieaudits in österreichischen Unternehmen sein. „Energieverbräuche in der Industrie können durch laufende Energieaudits stark reduziert werden. Bis 2020 besteht die Möglichkeit, auf diesem Weg mindestens 10-20 % einzusparen“, erklärt Hackenauer. Auch KMUs haben hohe Einsparungspotenziale. Die Herausforderung dabei: Viele Unternehmen kennen oft nur den Gesamtverbrauch, nicht aber die Lastenverteilung, Leckagen etc. Auch die Verantwortlichkeiten sind in Unternehmen oft ungeklärt und werden in der Folge nicht wahrgenommen. Eine systematische Erhebung der Verbräuche, der Energieflüsse und der Einflussfaktoren sei da ein erster wichtiger Schritt. Die systematische Anleitung dazu gibt die neue Energiemanagementsystemnorm ISO 50001. Normen: Status Quo der Revisionen und Harmonisierung Thomas Szabo, Normenexperte der Quality Austria, gab einen tieferen Einblick auf die aktuellen Umbrüche in der Normenwelt mit neuen ISO-Normen und laufenden ISO-Projekten. „Was Qualität ist, bestimmt nicht allein der Kunde, sondern auch sämtliche Interessenspartner – angefangen vom Anspruch des Unternehmers selbst, über die Innovationsfreude der Mitarbeiter, bis hin zu Träumen von Nicht-Kunden“, so Szabo. Er berichtete über den internationalen Prozess der Systemmanagementnormung – davon betroffen sind vor allem die Qualitätsnorm ISO 9001 sowie die Umweltnorm ISO 14001. In puncto Excellence und Schnelligkeit der Entscheidungen betont Szabo in seinem Vortrag: „Es ist schwierig, wirklich gut zu sein. Es ist wichtig, besser als die Anderen zu sein“. „Aufbruch ist das Gegenteil von Stillstand“ Abschließend sprach Felix Gottwald über die Grundlagen für seine beeindruckenden Erfolge. Der ehemalige nordische Kombinierer und Olympiasieger hat in seiner sportlichen Karriere viele Erfolge gefeiert und weiß, dass es bei allen Leistungen auf die Qualität und die Konsequenz ankommt: „Jeder Erfolgsweg entsteht durch einzelne Schritte. Fortschritt ist, wenn es uns gelingt, die Qualität des Bestehenden besser zu machen und etwas Neues entstehen zu lassen. Auf diese Weise bleiben wir im Aufbruch und auf unserem Weg – das ist das Gegenteil von Stillstand“.