Künstliche Intelligenz in der Logistik : „Es gibt in jedem Unternehmen Prozesse, die man durch Künstliche Intelligenz optimieren kann“

Birklbauer, Schurr

KI-Company-Gründer Josef Birklbauer und Alexander Schurr in einem KI-generierten Bild.

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Ihr wollt Österreich mit eurem Unternehmen KI-ready machen. Gibt es dabei Branchen, die ihr vorwiegend im Visier habt?
Alexander Schurr & Josef Birklbauer
Es gibt natürlich Branchen, die verstärkt in unserem Kundenportfolio vorhanden sind. Da denke ich jetzt einerseits an die Industrie, also klassische Produktionsunternehmen, aber auch an Nachrichtendienste. Wir fokussieren uns aber eher weniger auf die Branchen, sondern auf die Abteilungen innerhalb der Unternehmen. Das sind Marketing, Sales, HR und grundsätzliche administrative Prozesse. Administrativ ist dabei ein sehr breiter Begriff, hier geht es vor allem um die Prozessvereinfachung oder Automatisierung von Routineaufgaben, dem Datentransfer von A nach B oder das Abgleichen oder Auslesen von Daten. Es gibt in jedem Unternehmen Prozesse, die man durch Künstliche Intelligenz optimieren kann. In der Logistik gibt es viele administrative Prozesse – angefangen bei Rechnungen, Bestellungen, Lieferscheinen, über Daten, Recherche, Auswertungen bis hin zum HR-Management. Eine unternehmenseigene künstliche Intelligenz verfügt dann über das gesamte Unternehmenswissen, auf das ich jederzeit zugreifen kann. Sozusagen ein digitaler Mitarbeiter, der alles weiß. Das ist für Wissensmanagement, die Informationssuche oder auch Onboarding ein sehr spannendes Thema.

Inwiefern kann Künstliche Intelligenz beim Thema Fach- oder Arbeitskräftemangel unterstützen?

KI kann dem Fachkräftemangel sehr gut entgegenwirken. Das bedeutet ja, dass ich Mitarbeiter suche weil ich zu viel Arbeit und zu wenig Personal habe. Wenn ich nun keine oder zu wenige Mitarbeiter finde, kann ich mein aktuelles Personal mit künstlicher Intelligenz dabei unterstützen, schneller und effizienter zu arbeiten, um mehr Zeit für andere Tätigkeiten zu haben. Künstliche Intelligenz kann keine Person ersetzen, aber sie im Alltag so unterstützen, dass sie für Routinearbeiten weniger Zeit brauchen, die sie nun anderswo einsetzen können.

Wie viel Zeit lässt sich damit etwa einsparen?

Das ist stark abhängig vom Tätigkeitsbereich. Bei einer Routineaufgabe, wo immer wieder derselbe Prozess durchgeführt werden muss, kann KI den Prozess so beschleunigen, dass ich als Mensch nur noch die Qualität überprüfen muss. Da haben wir eine Effizienzsteigerung von 90 bis 95 Prozent. Bei einer Recherchearbeit, etwa nach einem neuen Lieferanten, kann Künstliche Intelligenz etwa die betreffenden Unternehmen analysieren, ob sie meine Kriterien erfüllen, und die Sales-Person hat dann eine vorgefilterte Liste. Das spart etwa 30 bis 35 Prozent.

Welche Prozesse automatisieren Unternehmen am häufigsten?

Das ist schwer zu sagen, aber wir merken, dass der digitale Assistent für Unternehmen sehr interessant ist. Wenn Mitarbeiter, wenn Führungskräfte aus dem Unternehmen ausscheiden, geht viel an Wissen verloren. Mit einer gut antrainierten KI passiert das nicht, weil sie dann alle Daten des Unternehmens kennt. Vor allem beim Onboarding ist ein solcher digitaler Assistent sehr hilfreich, weil die direkt vorgesetzte Führungskraft nicht 24/7 für mich erreichbar ist. Er beantwortet vor allem auch sehr triviale Fragen zu dem Unternehmen, etwa, wo ich den Ordner für einen bestimmten Kunden finde oder ich Aufträge ablegen muss oder ähnliches.

Die Umsetzung eines solchen digitalen Assistenten klingt sehr aufwendig und komplex. Ist es das?

Vor dem „Hype“, also vor ChatGPT, war das noch ein riesiges Projekt mit mehreren hunderttausend Euro. Mittlerweile funktioniert das relativ kosteneffizient – und auch datenschutzkonform. Natürlich muss man aber darauf achten, die KI dahingehend zu trainieren. Am Wichtigsten ist aber die Qualität der Daten, die die Künstliche Intelligenz analysiert. Je strukturierter die Daten sind, desto besser ist auch der Output. Ein digitaler Assistent ist aber das Paradebeispiel für eines der größten Projekte in diesem Bereich. Es ist am Anfang sinnvoll, mit spezifischen Projekten anzufangen und die KI sukzessive auszuweiten, damit der Kunde ein Verständnis dafür bekommt, wie das Ganze überhaupt funktioniert. Das ist ein wichtiger Punkt, weil Künstliche Intelligenz ein großes Thema im Change-Management ist und die Person dahinter die Technologie verstehen und die Kompetenz entwickeln muss, richtig damit umzugehen. Nur dann ist es sinnvoll, KI ganzheitlich auszurollen.

Habt ihr ein Beispiel für ein kleineres Anfangsprojekt?

Das Marketing eines Unternehmens hat Hunderte Social-Media-Posts verfasst – in der unternehmenseigenen Art zu kommunizieren, mit dem Corporate Design, der Corporate Identity. Ich setze eine KI auf, füttere diese mit allen vorhandenen Beiträgen und bitte sie, einen neuen Post zum Thema XY zu schreiben – in meinem Unternehmensstil. Das wäre ein kleines Projekt, wo ich keine perfekte Datenqualität der letzten zig Jahre brauche.

Ihr habt vor etwa einem halben Jahr euer Unternehmen gestartet. Wie entwickelt sich die Nachfrage?

Wir merken, dass der Bedarf da ist – und das hat einen sehr einfachen Grund: Ich kann mittlerweile mit deutlich weniger finanziellen Ressourcen einen riesengroßen Benefit erreichen als noch vor einiger Zeit. Ich kann Ressourcen sparen, und auch Effizienz und Qualität steigern. Wir unterstützen Unternehmen, die noch nie einen Berührungspunkt zu künstlicher Intelligenz hatten. Es geht also auch stark um Sensibilisierung. Wir arbeiten aber auch mit jenen Unternehmen, die schon ein bisschen tiefer in der Thematik sind., da geht dann stark in Richtung der Unternehmens-KI, aber auch um Prozessautomatisierung oder -optimierung. Die Herangehensweise, die wir wählen, ist immer sehr individuell: Wir schauen uns jeweils an, wie das Unternehmen in den Bereichen Marketing, Sales oder HR arbeitet und finden heraus, wie die Prozesse mit KI verbessert werden können.