E-Mobilität auf dem Wasser : Sind große Transportschiffe ohne Diesel die Lösung?
Ein Transportschiff fährt von Rotterdam, einem der größten Häfen Europas, in Richtung des Industriegebiets Tilburg. Seine Ladung: 280 Container – und damit sogar etwas mehr als das durchschnittliche Binnenschiff. Der große Unterschied aber – es fährt im Gegensatz zum typischen Binnenschiff nicht mit Diesel, sondern mit Elektroantrieb.
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Die neuen elektrischen Binnenschiffe des niederländischen Unternehmens Port-Liner, die ab Frühling verkehren sollen, haben Batterien an Bord, mit denen die Schiffe 35 Stunden lang unterwegs sein können. Die Batterien können außerdem an Bord innerhalb von vier Stunden aufgeladen werden. Alternativ werden sie im Hafen per Ladekran ausgetauscht. Ein großer Aufwand ist das nicht, wenn man bedenkt, was damit eingespart wird. Schließlich sind Frachtschiffe mit ihren enormen Schwefelausstößen eine der größten Umweltbelastungen im Bereich Transport. Die meisten Transportschiffe verwenden Schweröl – ein nicht zu vernachlässigender Emissionsfaktor, denn die Schifffahrt macht 90 Prozent des Gütertransports von Konsumwaren aus.
Batterie-Baby an Bord
Ursprünglich hat es geheißen, ab August 2018 würden die ersten 15 Elektro-Schiffe – 145 Meter lang und 11,45 Meter breit – bereits zwischen den zwei größten Häfen Europas, Rotterdam und Antwerpen, hin und her schippern. „Fünf Monate dauert es ab dem Moment, da wir mit dem Bau anfangen. Jetzt haben wir aber den Baubeginn etwas verschoben, wegen Infrastrukturproblemen für die Batterien“, sagt ein Sprecher von Port Liner. „Momentan sieht der Zeitplan so aus, dass die Schiffe im März oder Aprils starten werden.“ Der erste Nutzer wird das holländische Logistikunternehmen GVT sein. Und nach den ersten 15 Schiffen soll auch gleich weitergebaut werden.
Das Ziel: weiter bauen
Zusammen mit dem Münchner Energieunternehmen H2-Industries hat Port Liner die Batterien, genannt Powerboxen, entwickelt, und ist der festen Überzeugung, dass sich die meisten derzeit verkehrenden Dieselschiffe nachträglich auf den Elektrobetrieb umrüsten ließen. Ein recht simpler Prozess: alter Dieselmotor raus, neuer Elektroantrieb rein und dann noch die Batterie-Container. Etwa 15.000 Schiffe, davon 7.300 Frachtschiffe, könnten in Europa so umweltfreundlich gemacht werden. In China, wo die größte Anzahl von Frachtschiffen verkehrt, wären es sogar 200.000 Schiffe.
Trotzdem wäre der Umwandlungsprozess kostspielig und auf jeden Fall etwas teurer als der Bau neuer Schiffe. „Der weitere Bau ist auch unser Ziel. Aber wenn es Anfragen gibt zwecks einer Umwandlung – machbar wäre es“, so der Sprecher von Port Liner. Und möglich wäre es auch, da vielleicht Regierungen Subventionen anbieten, um den Umstieg auf Elektro schmackhafter zu machen. Die EU ist bereits ein Fan des Projektes und gibt der aktuellen Tranche einen Infrastrukturzuschuss von sieben Millionen Euro.