Lufttransport : So will sich China den Traum vom größten Frachtflugzeug der Welt erfüllen

© Dmitry A. Mottl, CC BY-SA 3.0, https://de.wikipedia.org/wiki/Antonow_An-225#/media/File:An-225_Mriya.jpg

88 Meter Flügelspannweite, 84 Meter lang, 250 Tonnen Tragkraft, 1220 Kubikmeter verfügbares Volumen, sechs Triebwerke. Manche Zahlen sprechen für sich.

Bei der Antonow An-225 spricht sie für Rekorde. Die größte Frachtmaschine der Welt hat 2004 auch den Rekord für transportierte Luftfracht gebrochen – 247 Tonnen an Ölpipeline-Equipment von Prag nach Taschkent. Fünf Jahre später folgte der nächste Rekord mit dem schwersten Einzelfrachtstück, einem Gasgenerator mit 190 Tonnen Gewicht, von Frankfurt nach Armenien.

Großer Traum

Also handfeste Zahlen und doch trägt die Maschine den Spitznamen Mrija, russisch für Traum. Das größte und schwerste sich noch im Einsatz befindliche Frachtflugzeug wurde in der ehemaligen Sowjetunion ab 1987 entwickelt und hatte im Dezember 1988 seinen Jungfernfug.

Entstanden als größere und modernere Version der vierstrahligen An-124 Ruslan, sollte die Maschine aus dem Hause des sowjetischen Flugzeughersteller Antonows – genauer gesagt des Chefingenieurs Petro Balabujew – vor allem die sowjetische Raumfähre Buran transportieren können. Dafür erhielt die An-225 zwei zusätzliche Triebwerke und 15 Meter mehr an Rumpf und Spannweite.

Während die An-225 in der zweiten Hälfte der Neunziger nicht in Betrieb war, wurde sie 2001 „reaktiviert“ und steht heute in Kiew. Von den 24.000 Flugstunden, für die sie eigentlich konzipiert ist, hatte sie bis 2012 erst 5.000 hinter sich. Ihr Einsatz ist heute in erster Linie militärischer Natur. Doch wenn für einen wichtigen Transport kein Frachtschiff verfügbar ist oder die richtige Größe hat, kann auch „der Traum“ bemüht werden. Eine Stunde Schwerlasttransport lassen mit Kosten von umgerechnet 27.400 Euro den Traum aber auch schnell wieder platzen. Vielleicht wurde die Maschine deshalb in den letzten Jahren nur wenig benutzt.

https://youtu.be/Ix2thCAHi2U

Serien-Waise

Das Flugzeug wurde zwar nie in Serie produziert, jedoch wurde der Bau eines zweiten Exemplars begonnen. Seit den Neunzigern immer noch nicht fertiggestellt, stehen die Fragmente der zweiten Antonow heute im Kiewer Werk eingelagert. Während es 2012 von Antonov Airlines noch hieß, sie würde wahrscheinlich nie fertig montiert werden – mit den starken Buchungsrückgängen während der Weltwirtschaftskrise erklärt – wurde Ende 2016 ein Kooperationsvertrag mit der Aerospace Industry Corporation of China bekanntgegeben. Die zweite An-225 soll vollendet und an China übergeben werden, wo in weiterer Folge mittels einer Lizenz eine Serienproduktion beginnen kann.

Was China mit der An-225 machen will? Wie einst in der Sowjetunion, denkt man auch hier in erster Linie an die Raumfahrt. Das Flugzeug könnte „mit Raumfahrzeugen bestückt werden und kommerzielle Satelliten in Höhen unter 12.000 Metern starten lassen“, so AICC-Chef Zhang Yousheg. Vielleicht spielt einer der Antonow-Zwillinge also bald eine tragende Rolle bei Chinas Plänen, die Weltraumnation Nummer eins zu werden. Die Tragkraft dazu hätte sie ja.

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