Digitalisierung und Sicherheit : Warum alle ein Risiko sehen und sich trotzdem nicht schützen

Es war eine Umfrage – und die im Februar dieses Jahres daraus resultierende Inverto-Studie – im Rahmen des BME Symposiums für Einkauf und Logistik in Berlin 2017, die zu einer dringlichen Frage führte: Wie risikoreich werden deutsche Unternehmen geführt?

Konkret wurden in der Studie zu Risikoprävention 52 Unternehmen auf dem Symposium über aktuelle Herausforderungen und Maßnahmen in ihrem Risikomanagement befragt. Während 77 Prozent der Befragten angaben, Maßnahmen gegen die von ihnen selbst vermuteten Risiken vorzunehmen, erfassen und bewerten anscheinend aber nur die Hälfte der befragten Unternehmen die Risiken systematisch – eine gewisse Diskrepanz, die die Effektivität der angewandten Gegenmaßnahmen zumindest einmal in Frage stellt.

Um welche Risiken handelt es sich aber überhaupt? Die Unternehmen selbst sehen die größten Gefahren in ihren eigenen veralteten Technologien und der IT-Kriminalität. Gleichzeitig müssen sie aber ihre Lieferkette zunehmend vernetzen- die mögliche Angriffsfläche wird also größer und der steigenden Abhängigkeit von den Lieferanten exponentiell empfindlicher.

„Durch die Digitalisierung wächst in jedem Unternehmen die Anzahl der zu schützenden Geräte und Anlagen, und eine Maschine wie zum Beispiel ein Roboterarm hat andere Anforderungen als etwa der Computer im Büro“, sagt Philipp Mall, Experte für Risikomanagement und Digitalisierung beim Unternehmensberater Inverto, einer Tochter der Boston Consulting Group. „In einem vernetzten Unternehmen kommunizieren diese sehr unterschiedlichen Instrumente miteinander – und sie benötigen Schnittstellen nach außen, um Daten mit Kunden und Lieferanten auszutauschen.“

Die Angriffsfläche wächst also mit den Anforderungen des Wettbewerbs. Hier mitzuhalten, die Kommunikation zwischen den Instrumenten und nach außen hin zu gewährleisten und sich gleichzeitig von unerwünschten Zugriffen zu schützen, ist wohl derzeit die größte Herausforderung für Unternehmen. Oft reichen die Kapazitäten der internen IT-Abteilung nicht mehr aus und externe Unterstützung wird dazu geholt – wie etwa Inverto. Das Beratungsunternehmen ist auf den strategischen Einkauf und Supply Chain Management spezialisiert. „Den richtigen Anbieter zu finden, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen und ein bedarfsgerechtes Budget zu bestimmen, fällt den meisten Unternehmen schwer“, glaubt Mall – eine plausible Erklärung für die Situation, dass viele Unternehmen das Risiko der Cyberkriminalität zwar hoch einstufen, nicht aber entsprechend überzeugend Schutzmaßnahmen ergreifen.

Werden neue Technologien beschafft oder implementiert und damit auch in die Sicherheit investiert, ist Inverto oft beratend dabei. Ein gewisser Widerstand ist aber oft selbst von den Unternehmen zu spüren, die sich selbst für eine Neuerung entschieden haben. Was an der Geschwindigkeit liegt, meint Halûk Sagol, Leiter des Competence Center Marketing, Digital Media und IT bei Inverto. „Bei der Beschaffung neuer Technologien tun sich Unternehmen schwer, weil das gesamte Umfeld – sowohl die Anforderungen, als auch die möglichen Lösungen – sich in einem enormen Tempo weiterentwickelt. Dadurch versagen die Routinen der Beschaffung.“ Teilweise seien Unternehmen auch einfach schneller darin, ihre Maschinen zu vernetzen, als die daraus resultierenden Sicherheitsanforderungen abzudecken – sie laufen sich also selbst davon. „Hier wird es schon schwierig, die konkreten Bedarfe zu formulieren, um die entsprechende Leistung einzukaufen“, so Sagol. Und auch Philipp Mall kann von der Resistenz eines Unternehmens nicht nur bei der Beschaffung, sondern sogar bei der Implementierung neuer Technologien berichten. Doch: „Die Skeptiker vom Nutzen einer neuen Strategie oder neuer digitaler Tools zu überzeugen, gelingt am besten durch Erfolg. Wenn wir durch unsere Arbeit objektiv messbare Verbesserungen erzielen, ist das am Ende das wirksamste Argument.“

Zurück zur anfänglichen Studie vom BME Symposium. Gab etwa die Hälfte der Befragten zwar erschreckender Weise an, Risiken nicht systematisch zu erfassen, zeigte sich aber ein Trend in Zusammenhang mit der Unternehmensgröße – 67 Prozent der Unternehmen mit mehr als fünf Milliarden Euro Jahresumsatz setzen sehr wohl bereits auf eine systematische Erfassung. Bei Unternehmen mit einem geringeren jährlichen Umsatz lag der Prozentsatz nur bei 43.

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