Containertransport : Wettlauf um Transportkapazitäten

Hafen Hamburg Sonnenuntergang
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Wer für den Transport seiner Ware von China nach Europa derzeit einen Platz auf einem Containerschiff bekommen möchte, muss entweder gut verhandeln oder den höchsten Preis zahlen. Doch selbst dann scheint der Frachtraum nicht garantiert zu sein. Logistikexperten sehen einen Wettlauf um Transportkapazitäten nicht nur trotz, sondern auch wegen der Covid-Krise.

Transporte aus China sind Mangelware

Wirtschaftlich hat sich China relativ schnell von der Pandemie erholt, denn die Produktion läuft seit Sommer 2020 wieder auf Hochtouren und die Nachfrage in Europa ist gestiegen. Auch aufgrund der gestiegenen Onlinebestellungen von Produkten, die in Asien produziert werden.

90 Prozent der Überseetransporte werden per Schiff abgewickelt. Die Reedereien hatten aufgrund des wirtschaftlichen Stillstands in der ersten Lockdown-Phase vergangenen März und April die Kapazitäten zwischen China und den europäischen Nordseehäfen um etwa ein Fünftel reduziert, so Andreas Breinbauer, Rektor der FH des BFI Wien und Leiter der Studiengänge „Logistik und Transportmanagement“. Damit sollten teure Leerfahrten vermieden werden.

„Künstliche Verknappung“

Diese Kapazitäten wurden bisher nicht wirklich aufgestockt. Oliver Wagner, Geschäftsführer vom Zentralverband Spedition und Logistik, spricht sogar von einer „künstlichen Verknappung“. Er sieht derzeit keine Bewegung bei den Reedereien: „Es gäbe genug Kapazitäten. Es ist nur die Frage, ob man will.“ Die Verknappung sei seiner Meinung nach auch eine Strategie, um die Märkte zu stimulieren. Für die Reedereien zahlte sich die Verknappung schon im vergangenen Jahr aus. „Sie fuhren Rekordgewinne ein, zugleich ging das Gesamtvolumen aber zurück“, so Wagner.

Preise auf Höchststand

Die Folge ist eine anhaltende Knappheit von Containern insbesondere in China, während sich das Leergut in Europas Häfen stapelt. Hohe Nachfrage und wenig Kapazitäten führen zu einem Rekordniveau bei den Preisen. Der Transport für einen 40-Fuß-Container (12,2 Meter, Forty-foot-Equivalent Unit, FEU) von China nach Europa habe sich von rund 1.400 US-Dollar (1.152 Euro) Anfang März 2020 auf heute bis zu 8.000 US-Dollar fast versechsfacht.

Vergleicht man diese Werte mit dem Stand im Juni 2009, also zum Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise, so sieht man folgendes: Damals kostete ein 40-Fuß-Container zwischen 100 und 150 US-Dollar. Auf dem Spotmarkt, also bei kurzfristigen Aufträgen, können die Preise heute pro Container auch in den fünfstelligen Bereich gehen. Das sei bisher unerreicht gewesen.

Wo es besonders teuer wird

Besonders kostspielig sind die Fahrten aus China Richtung Westen. Der Weg von Hamburg nach Shanghai kostet etwa 1.500 US-Dollar, der Rundlauf auf dem Spotmarkt liegt aber bei 10.000 US-Dollar pro Container. Die Fahrt in Richtung China ist also um ein Vielfaches günstiger als der Weg retour. Da kann es schon vorkommen, dass Reedereien ihre Schiffe auch mit leeren Containern so schnell wie möglich wieder nach China schicken, ohne verzögernde neue Ladung mitzunehmen.

So ließ etwa die deutsche Reederei Hapag-Lloyd eine für China geplante Sojalieferung aus den USA zurück, um keine Zeit beim Beladen und Löschen der neuen Ware zu verlieren, berichtete das „Handelsblatt“. Die Sojafarmer in den USA blieben auf einem Teil der Ernte sitzen.

Wenig Bewegung wird es nun auch aufgrund des Chinesischen Neujahrsfests am 12. Februar geben. Die Feierlichkeiten dauern etwa zwei Wochen. Die Experten erwarten aber auch für die Zeit ab März keine wirkliche Entspannung und weiterhin konstant hohe, wenn nicht sogar noch steigende Preise.

Keine Platzgarantie

Selbst wenn die Preise steigen oder man das um vieles mehr bezahlt, gibt es keine Garantie für Platz auf dem Schiff. Man rechnet damit, dass die Engpässe bis weit in das zweite Quartal anhalten werden. Verzögerungen gibt es auch aufgrund einer langsameren Löschung der Ladung in den jeweiligen Häfen durch die CoV-Auflagen.

Auch auf der Bahnverbindung über die Neue Seidenstraße von China nach Europa sind die Kapazitäten eng geworden. Für einen 40-Fuß-Container per Bahntransport werden derzeit laut Breinbauer zwischen 4.000 und 5.000 US-Dollar verrechnet. Für Flugfracht kommen viele Produkte nicht in Frage und auch hier sind die Preise angesichts der Verknappung der Transportmöglichkeiten um das Acht- bis Zehnfache zum Normalpreis gestiegen.