Bisher berechnet die Plattform für die anbietenden Unternehmen weder eine Kommission noch eine Grundgebühr. Beobachter rechnen allerdings damit, dass dies ein vorübergehendes Lockangebot sei und die Gebühren nach einiger Zeit in die Höhe schießen würden.
Wer auf der Plattform etwas kauft, bekommt die Ware bisher noch aus China geliefert - was sich durch diesen Schritt nun bald ändern soll. Das könnte für große E-Commerce-Plattformen wie etwa Amazon oder Ebay gefährlich werden - aber auch für lokale Online-Shops. So fordert etwa der deutsche Onlinehändler Otto die Politik auf, gleiche Wettbewerbsbedingungen auf dem E-Commerce-Markt herzustellen. Es gebe Anbieter auf neuen Marktplätzen, die sich nicht an grundlegende Regeln fairen Wettbewerbs hielten, sagte der Chef der Otto-Einzelgesellschaft Marc Opelt. "Wir wünschen uns von der Politik und den Kontrollbehörden wie dem Zoll, diese Geschäftsmodelle stärker in den Blick zu nehmen."
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Denn auch Otto verdient unter anderem Geld mit Händlern, die die Reichweite des Marktplatzes nutzen. Mit rund 42 Millionen Besuchen war otto.de im Februar der am zweithäufigsten besuchte Onlineshop in Deutschland, wie das Institut für Handelsforschung (IFH) in Köln herausgefunden hat. An der Spitze lag amazon.de mit etwa 310 Millionen Besuchen.
91 Prozent der Verbraucher kennen inzwischen Marktplätze mit asiatischen Waren wie Temu, Shein und Wish, wie eine Umfrage des IFH belegt. 43 Prozent nutzen sie. Die Werte liegen um jeweils mehr als zehn Prozentpunkte höher als vor einem Jahr. Vor allem Temu ist demnach stark gewachsen. Im Februar verzeichnete temu.com in Deutschland rund 29 Millionen Besuche und lag hinter Otto auf Platz drei.
Der deutsche Handelsverband äußert sich besorgt: Fairer Wettbewerb sei für die Entwicklung des Onlinehandels wichtig, sagt Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. "Das ist vor allem im Konkurrenzkampf mit fernöstlichen Unternehmen wie Temu und Shein im Moment nicht gegeben." Ein Teil der Waren halte EU-Vorgaben zu Produktsicherheit, Umweltschutz und Steuerrecht nicht ein. Es entstünden Gefahren für Verbraucher und Wettbewerbsverzerrungen. "Wildwuchs und Wild-West im Onlinehandel müssen beendet werden." Temu teilt auf Anfrage mit, es sei selbstverständlich, dass man Gesetze und Vorschriften einhalte.