Künstliche Intelligenz : Das kann der "ausgezeichnete" digitale Zwilling von Dachser
Dachser und Fraunhofer IML haben im Dachser Enterprise Lab den Digitalen Zwilling "Advanced Indoor Localization and Operations", kurz @ILO, entwickelt. Die bisher in zwei Pilotniederlassungen implementierte Technologie erstellt vollautomatisch ein stets aktuelles, digitales Abbild aller Packstücke, Assets und Abläufe im Umschlaglager. Mitarbeitende erhalten diese Informationen übersichtlich auf mobilen Geräten und Displays angezeigt. Dafür wurden die beiden Unternehmen mit dem Deutschen Logistik-Preis 2023 ausgezeichnet.
Der Digitale Zwilling erhöhe dabei die Transparenz im Warenumschlag, die einzelnen Arbeitsschritte würden optimiert und beschleunigt, heißt es. Von der Anwendung profitieren gewerbliche Mitarbeitende, Fahrerinnen und Fahrer, aber auch Kunden, die künftig exaktere Informationen über ihre Sendungen erhalten können.
Der Roll-out der neuen Technologie soll 2024 in einem ersten Schritt beginnen und sukzessive in den europäischen Niederlassungen erfolgen. „Der Digitale Zwilling @ILO ist ein wichtiger Meilenstein in unserer digitalen Transformation und ein Quantensprung in der Stückgutlogistik“, so Dachser-CEO Burkhard Eling. In Österreich ist der Digitale Zwilling wohl erst 2025 im Einsatz, da die Vorbereitungen sehr umfangreich seien: Denn nicht nur interne Prozesse müssten sich verändern, sondern auch jene bei Kunden - und dies brauche natürlich Vorlauf, heißt es auf Dispo-Anfrage.
KI und Automatisierung kommen bei Dachser "zunehmend zum Einsatz"
Spezielle KI-basierte Algorithmen der @ILO-Software interpretieren die im Sekundentakt von hunderten optischen Scaneinheiten an der Hallendecke erfassten Daten, um so alle Packstücke automatisch und unmittelbar zu identifizieren, zu lokalisieren und in Zukunft auch zu vermessen. Dabei wird ein Digitaler Zwilling, d.h. ein komplettes, jederzeit aktuelles Abbild des Lagers und seiner Prozesse erstellt.
@ILO wurde dabei in den Pilotumschlaglagern der Niederlassungen in Unterschleißheim bei München und Öhringen bei Heilbronn in die praktischen Abläufe integriert. Einzelne Prozessabläufe zwischen Wareneingang und Warenausgang beschleunigten sich dort in einer Spanne von 15 bis 35 Prozent. So entfällt zum Beispiel das händische Scannen von Barcodes oder die tägliche manuelle Inventur von Packstücken. Nahverkehrsfahrzeuge können so morgens schneller mit der Warenauslieferung starten.
„Künstliche Intelligenz und Automatisierungstechnologien im Stückgutumschlag tragen dazu bei, komplexe Kundenanforderungen mit hoher Qualität zu erfüllen und gleichzeitig den Herausforderungen durch knappe Flächen und dem Fachkräftemangel zu begegnen“, erklärt Alexander Tonn, COO Road Logistics bei Dachser. „Neue Technologien wie der Digitale Zwilling @ILO stellen die dafür die benötigten Echtzeitdaten bereit. Wert generiert Technologie aber insbesondere, wenn sie die Mitarbeitenden in der täglichen Arbeit entlastet und unterstützt – und das hat @ILO in den Pilotniederlassungen unter Beweis gestellt.“
Nächster Schritt: KI-gestützte Verladung
Mit den künftigen Potenzialen von @ILO befasst sich bereits Stefan Hohm, Chief Development Officer von Dachser: „Die vollautomatische und permanente Vermessung aller Packstücke wird der nächste Innovationsschritt in Richtung Logistik 4.0, den wir im Rahmen der Forschungspartnerschaft mit dem Fraunhofer IML realisieren.“ Im Pilotbetrieb kann das System bereits Länge, Höhe und Breite der Packstücke mit hoher Genauigkeit ermitteln und in Echtzeit anzeigen, ohne Messstationen anfahren zu müssen. Sobald das System vollkommen praxistauglich ist, lassen sich die ermittelten Volumendaten unter anderem von intelligenten Algorithmen nutzen, um die Verladungs- und Tourenplanung zu unterstützen und die Auslastung von Wechselbrücken, Trailern und Nahverkehrsfahrzeugen weiter zu erhöhen. Das reduziert Transportkilometer und verringert CO2-Emissionen. Darüber hinaus entwickeln Dachser und Fraunhofer IML gerade ein vereinfachtes @ILO-System, mit dem auch Kunden ihre Warenausgangszone ausrüsten und so die Transparenz im Versand erhöhen können. „Hier ist aber noch einiges an Forschungsarbeit zu leisten“, sagt Hohm.