Oskar Zettl : „Der österreichische Intralogistik-Markt wird kurzfristig nicht wachsen“

Oskar Zettl ist CEO von Toyota Material Handling Österreich.
© Toyota Material Handling Österreich

Wie hat sich das Geschäft in den letzten Jahren entwickelt?

Oskar Zettl
Ich bin seit eineinhalb Jahren im Unternehmen und habe mir natürlich auch die Geschäftsentwicklung der letzten Jahre angesehen. Wir sind in einer Industrie tätig, der es auch in Krisenzeiten gut geht. Deshalb ist das Geschäft bei uns so wie in der gesamten Industrie gut gelaufen. Wir haben letztes Jahr ein Umsatzwachstum von 30 Prozent geschafft, obwohl es von den Rahmenbedingungen her doch einige Probleme gegeben hat bzw. weiterhin gibt.

Haben Sie etwas verändert, seit Sie den Posten übernommen haben?

Zettl
Ich habe mit dem Team gemeinsam viele Dinge verändert, aber natürlich ist die Basis, die zu diesem Geschäftserfolg beigetragen hat, schon in den Vorjahren gelegt worden. Wir sind als österreichische Landesgesellschaft von Toyota Material Handling eine Marketing-, Vetriebs- und Servicegesellschaft, und wir waren über viele Jahre schon ganz gut aufgestellt im Bereich Vertrieb und Service. Nun wollten uns nun auch im Bereich Marketing verstärken und an unserer Außenwirkung arbeiten. Die Marke Toyota ist in Österreich so gut wie jedem bekannt, dass Toyota Material Handling aber hervorragende Flurförderzeuge produziert und vollautomatisierte Läger ausstatten kann, das ist nicht jedem bekannt.

Gerade während Corona sind viele junge Unternehmen mit Intralogistik- und Automatisierungslösungen auf den Markt gekommen. Hat das dazu beigetragen, Ihre Marke stärken zu wollen?

Zettl
Wir wissen dass es in der Intralogistik-Branche viele Mitbewerber gibt, es gibt über 60 Hersteller von Flurförderzeugen die in Österreich Gabelstapler und Kommissionierfahrzeuge anbieten und es gibt ganz viele andere, die jetzt auch automatisierte Lösungen anbieten, das war für uns nicht der entscheidende Faktor. Toyota Material Handling ist weltweit Marktführer im Bereich Intralogistik und auch in Gesamteuropa führend, und in Österreich sind wir noch nicht so weit. Schon allein daraus ergibt sich die logische Folge, dass wir unsere Anstrengungen verstärken.

"Die Lieferkettenthematiken treffen auch Toyota Material Handling"
Oskar Zettl

Wie hat sich die Nachfrage in den letzten Jahren verändert?

Zettl
Die Nachfrage hat sich verstärkt. Der Markt für Flurförderzeuge in Österreich ist stark gewachsen, das hängt unter anderem auch damit zusammen, dass beispielsweise große Firmen im Lebensmittelbereich, große Retailer, sehr stark gewachsen sind. Und grundsätzlich ist es ja so, dass jedes physische Gut einmal gehoben, gedreht und gelagert werden muss. Da mehr Waren gehandelt wurden gab es auch viel mehr Bedarf an unseren Lösungen.

Können Sie aufgrund der anhaltenden Liefer- bzw. Materialengpässe alle Aufträge erfüllen?

Zettl
Leider nein. Die Lieferkettenthematiken treffen auch Toyota Material Handling. Wir haben den Vorteil, dass Toyota schon seit vielen Jahren stark darin ist, resiliente Lieferketten aufzubauen. Diese Logiken, Resilienz in den Lieferketten zu haben, gibt es schon lange. Sie sind seit vielen Jahrzehnten in der „Toyota Production System“ Logik verankert, unter anderem aber auch als Folge des Tsunamis in Japan im Jahr 2011 in der Toyota Gruppe weiter verstärkt worden. Wir haben in Österreich auch den großen Vorteil, dass wir unsere Produkte aus Werken in Schweden, Frankreich oder Italien beziehen, und es uns daher ein bisschen weniger betrifft, wenn im Suezkanal ein Schiff steckenbleibt und diesen verstopft, oder Häfen in Shanghai verstopft sind. Aber es ist natürlich schon so, dass wir noch auf Chips und diverse andere Kleinteile aus Übersee angewiesen sind und die fehlen uns auch. Deshalb hat auch Toyota Material Handling etliche Flurförderzeuge, die prinzipiell fast fertiggestellt sind und die wir gerne ausliefern würden, denen aber noch die eine oder andere kleine Komponente fehlt.

Haben Sie wie viele andere Unternehmen auch Probleme, Arbeitskräfte zu finden?

Zettl
Zur Zeit sieht es wieder etwas besser aus, wir hatten mit dieser Thematik vor allem im letzten Jahr stark zu kämpfen. Aber in den letzten Monaten ist es uns wesentlich besser gelungen, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu finden. Deshalb bin ich guter Dinge, dass der Trend anhält. Aber es ist generell so, das weiß ich aus vielen Gesprächen mit Branchenkollegen und -kolleginnen nicht nur aus Österreich, sondern auch aus anderen Ländern, dass die Arbeitsmarktsituation eine schwierige ist. Das wird sicherlich auch länger so bleiben, aber man merkt, dass uns unsere Bestrebungen, im Bereich Employer Branding oder in der Stärkung der Außenwirkung zugute kommen und wir mehr Bewerber und Bewerberinnen hatten als zuvor.

Wie sieht denn der kurz- und mittelfristige Ausblick in Sachen Umsatz und Mitarbeiter aus?

Zettl
Der österreichische Intralogistik-Markt wird kurzfristig nicht wachsen. Der Markt war letztes Jahr auf einem Alltime-High und wird in den nächsten Monaten bzw. nächsten zwei Jahren wieder etwas schrumpfen und sich im Bereich von rund 10.000 Flurförderzeugen einpendeln. Wir sind auch im Bereich Automatisierung unterwegs, und das ist weiterhin ein sehr stark wachsendes Segment. Da sind wir gut aufgestellt, und das wird sicherlich ein Wachstumstreiber für uns sein. Wir wollen außerdem unsere Marktposition am österreichischen Markt verbessern und sind auch da guter Dinge, dass uns das gelingen wird. Wir gehen als Toyota Material Handling Österreich davon aus, dass wir die nächsten Jahre konstant wachsen werden und das Wachstum im zweistelligen Prozentbereich liegen wird. Derzeit beschäftigen wir um die 150 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Österreich. Ich gehe davon aus, dass wir zur Unterstützung des geplanten organischen Wachstums in den nächsten Jahren weitere 50 neue Kollegen und Kolleginnen einstellen werden.