Monatsthema Jänner : Diese Sprachen spricht die Logistik

Grafik mit erhobenen Händen und Sprechblasen mit unterschiedlichen Länderflaggen
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Die deutsche Organisationsberatung Prolog hat in einer Umfrage erhoben, ob Unternehmen Probleme mit Sprachbarrieren haben - und wenn ja welche. 144 Unternehmen aus den Bereichen Industrie, Handel und Logistikdienstleistung haben unter anderem berichtet, wieviele Sprachen in der Logistik der Betriebe vorherrschen und wie sie damit umgehen.

Grundsätzlich betreiben knapp 70 Prozent der befragten Unternehmen eine Unternehmenslogistik mit mehr als 30 Mitarbeiter:innen. Organisationseinheiten in einer solchen Größenordnung sind geprägt durch administrative, dispositive und operative Aufgaben, die dabei nicht immer in der Verantwortung eines Zuständigen liegen - darüber hinaus sind viele dezentral organisiert. Auch hier könnten Sprachbarrieren höhere Kosten und mehr Zeit beanspruchen - in einigen Fällen womöglich auch weniger Qualität gewährleisten.

Ob Sprachbarrieren in der Logistik vorhanden sind, hängt dabei natürlich davon ab, wie viele Sprachen und welche jeweils gesprochen werden. Bei den 144 Unternehmen sprechen bei fast der Hälfte - 48 Prozent der Unternehmen - zwischen einer und vier Sprachen in der Logistik. Damit sollten Unternehmen wohl noch weniger Probleme haben, vor allem wenn die meist gesprochenen Sprachen Deutsch und Englisch sind.

Komplex wird es für die Unternehmen allerdings, wenn mehr als vier Sprachen gesprochen werden. Die Befragungsergebnisse zeigen, dass bei etwa 29 Prozent der Unternehmen mindestens fünf Sprachen existieren und bei ca. 24 Prozent sogar mehr als neun Sprachen. Das entspricht immerhin fast einem Viertel aller Unternehmen. In diesen Fällen wird es für die Unternehmen eine Herausforderung, dieser Komplexität wirkungsvolle und nachhaltige Lösungen entgegenzustellen.

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Sprachen in der deutschsprachigen Logistik

In der Logistik der befragten Unternehmen dominieren vor allem Deutsch und Englisch mit jeweils 141 Nennungen - das entspricht 99 Prozent. Auf Platz drei der am häufigsten vorkommenden Sprachen liegt Türkisch mit 51 (~36 Prozent) Antworten und auf Platz vier liegt Russisch mit 46 (~32 Prozent) Antworten. Insgesamt wurden 27 Sprachen von den Unternehmen als „häufig“ vorgeschlagen, was zeigt, wie vielfältig und international die Logistik ist.

Nicht nur wieviele und welche Sprachen gesprochen werden ist dabei interessant, sondern auch der Anteil der Mitarbeiter:innen, die nicht fließend Deutsch oder Englisch sprechen: Die Umfrage hat dabei rund 26 Prozent der Arbeiternehmer:innen identifiziert, die beide Sprachen nicht gut sprechen. Deutsch und Englisch sind also zwar die am häufigsten vorkommenden Sprachen in der Logistik, jedoch können durchschnittlich trotzdem 26 Prozent diese nicht sprechen. Diese 26 Prozent können also schwer mit Kolleg:innen, sprich den anderen 74 Prozent, kommunizieren.

Eine der Folgen von solchen Kommunikationsproblemen könnten Schwierigkeiten bei der Einarbeitung von Personal sein. Rund 60 Prozent der Befragten haben hier angegeben, dass es mindestens den normalen Zeitanspruch braucht, um Menschen mit Sprachbarrieren in die Unternehmenslogistik einzuarbeiten. Rund 31 Prozent hingegen sind der Meinung, dass es deutlich zeitintensiver ist Personal mit Sprachbarrieren einzuarbeiten. Es gab aber auch hier eine hohe Zahl der Befragten (+ 40 Prozent) an, dass es weniger zeitintensiv sei, Menschen mit Sprachbarrieren einzulernen.

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Diverse Organisationskultur von Vorteil

Eine weitere potenzielle Folge von Sprachbarrieren in der Logistik könnte eine geschwächte Organisationskultur sein. Tatsächlich ist die Verteilung der Antworten hier sehr deutlich. Die Befragten waren mit gut 71 Prozent der Meinung, dass Sprachbarrieren in der Logistik der Organisationskultur nicht schaden. Des Weiteren haben rund 69 Prozent der Unternehmen angegeben, dass sie mit nur gleichsprachigen Mitarbeiter:innen nicht zufriedener wären.

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Vielmehr sehen die Unternehmen hier Potentiale und betrachten die Vielfalt und Diversität als Vorteil auf einem Markt, der sich die letzten Jahrzehnte zunehmend globaler und internationaler ausgerichtet hat. Es entstehen dadurch neue Denkansätze und Ansichten, und auch Kontakte zu Kunden und Lieferanten im Ausland sind oft einfacher. Diversität und Sprachbarrieren müssen allerdings getrennt betrachtet werden - Diversität ist gewollt, Sprachbarrieren können aber auch einschränken.

Um diese Einschränkungen so gering wie möglich zu halten haben 55 Prozent der Unternehmen Vorkehrungen wie Sprachkurse, die Visualisierung von Aufgaben durch Piktogramme, Videos und Bilder oder sogar den Einsatz von Dolmetschern getroffen, 50 Prozent der Befragten nutzen außerdem mehrsprachige IT-Systeme.

Die Studie hat auch mögliche Leistungseinbußen, gemessen am Output, die durch Sprachbarrieren entstehen, erfragt. Fast 43 Prozent der Unternehmen sehen eine Fehlerrate von über fünf Prozent in der Logistik, die in den Sprachbarrieren ihren Ursprung hat. Knapp 13 Prozent der Unternehmen sehen diese Fehlerrate bei über zehn Prozent.