Digitalisierung : Digitale Trends, die das Lieferkettenmanagement 2025 prägen

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E-Rechnungspflicht in Deutschland: Auswirkungen und Chancen für österreichische Unternehmen

Der Nachbarstaat Deutschland macht 2025 in Sachen Digitalisierung einen Schritt nach vorne: Mit dem Beginn der E-Rechnungspflicht müssen deutsche Unternehmen seit dem 1. Januar in der Lage sein, Rechnungen auf Basis der EN16931-Formate zu bearbeiten. Diese Maßnahme ist Teil der EU-Initiative "VAT in the Digital Age" (ViDA), die darauf abzielt, das Mehrwertsteuersystem zu digitalisieren, Prozesse zu vereinfachen und den Steuerbetrug zu reduzieren.

In Österreich gilt noch keine generelle Pflicht zur E-Rechnung, hierzulande sind E-Rechnungen bislang nur im öffentlichen Bereich verpflichtend, ein Datum für eine generelle E-Rechnungspflicht in Österreich gibt es noch nicht. Die deutsche Regelung hat jedoch bereits Auswirkungen auf viele Unternehmen in Österreich.

In Deutschland wird die Papierrechnung  also abgelöst; der digitale Wandel wird sich jedoch aufgrund der dreijährigen Übergangsfrist nicht kurzfristig vollziehen. Viele Unternehmen werden allerdings die Vorteile einer frühzeitigen Implementierung der E-Rechnung erkennen und zügig umstellen. Insbesondere große und mittelständische Unternehmen profitieren von proaktivem Handeln, um sich frühzeitig an die E-Rechnungs- und Continuous-Transaction-Control-(CTC)-Vorgaben anzupassen.

Auch wenn es in Österreich bislang noch keine gesetzliche Verpflichtung zur E-Rechnung im B2B-Bereich gibt, rückt die digitale Transformation der Rechnungsstellung mit der Einführung E-Rechnungspflicht in Deutschland ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Nur österreichische Unternehmen, die eine feste Niederlassung in Deutschland haben, sind mit der deutschen Gesetzesänderung zur E-Rechnungsstellung verpflichtet. Dennoch bringt die E-Rechnungspflicht in Deutschland für österreichische Unternehmen noch weitere Auswirkungen und Chancen mit sich.

Deutsche Geschäftspartner werden zunehmend elektronische Rechnungen einfordern, um die Vorteile der automatisierten Datenverarbeitung vollumfänglich nutzen zu können: Kosten lassen sich reduzieren, die Fehleranfälligkeit sinkt und der digitale Rechnungsprozess schont Umwelt und Ressourcen. Im Bereich der öffentlichen Verwaltung (B2G) sind E-Rechnungen in Österreich bereits seit 2014 Pflicht. Weil das dabei verwendete ebInterface-Format in der aktuellen Version mit der EN16931 kompatibel ist, lohnt es sich für österreichische Unternehmen zunehmend, auch im B2B-Bereich umzustellen.

Unternehmen, die jetzt mitziehen, können nicht nur kurzfristig durch Gewährleistung der neuen Standards der deutschen Geschäftspartner profitieren. Langfristig bietet die E-Rechnung Zukunftssicherheit bei möglichen österreichischen Gesetzanpassungen und garantiert internationale Kompatibilität. Dabei ist selbst die Umstellung von papierbasierten Rechnungen auf ein automatisiertes digitales System mit globalen E-Rechnungslösungen vergleichsweise rasch und unkompliziert möglich.

Cloud-ERP-Systeme: Wandel in der IT-Struktur

Die Einführung der E-Rechnungspflicht stellt einen entscheidenden Schritt in Richtung Digitalisierung dar. Insgesamt ist sie jedoch nur ein kleiner Teil eines sich derzeit vollziehenden viel größeren, digitalen Transformationsprozesses. In dieser Hinsicht steht 2025 eine entscheidende globale Entwicklung an: die beschleunigte Migration zu Cloud-ERP-Systemen.

Legacy-Systeme, die bisher den Kern vieler Unternehmensprozesse bildeten, erweisen sich zunehmend als Hindernis für die digitale Transformation. Die Abkehr von technologisch längst überholten Systemen, die Kompatibilitätsprobleme mit sich bringen und nicht mehr gewartet werden, ist zwar zunächst kostspielig und aufwändig – wird jedoch zur Notwendigkeit, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Die fortschreitende Adoption von Cloud-ERP-Systemen markiert einen Wendepunkt in der Unternehmens-IT. Ein entscheidender Faktor für diese Entwicklung ist Agilität: Cloud-ERP-Systeme bieten klare Vorteile für kurzfristige Anpassungen und Markteinführungen. Sie werden nicht nur in kürzerer Zeit implementiert und aktualisiert als ihre On-Premise-Pendants. Sie ermöglichen es Unternehmen auch, sich schneller zu vernetzen und Umsätze zu generieren.

Immer mehr Unternehmen agieren mittlerweile international – ein Faktor, der den Wechsel hin zu modernen, cloud-basierten Systemen zusätzlich befeuert. Mit der zunehmenden Globalisierung steigt auch der Bedarf an EDI-Lösungen, die den wachsenden komplexen Anforderungen gerecht werden. Dabei lässt sich verstärkt ein Trend beobachten: Immer mehr Unternehmen, die moderne Cloud-Lösungen implementieren, greifen auf Value Added Resellers (VARs) zurück. Diese spezialisierten Drittanbieter überzeugen vor allem dadurch, dass sie die spezifischen Bedürfnisse der Nutzer, ob branchenspezifisch oder geografisch bedingt, erfüllen können und maßgeschneiderte Lösungen bieten.

Die Migration mag anfänglich mit nicht unerheblichem Aufwand und kostspieligen Anpassungen einhergehen. Doch das Festhalten an überholten Systemen birgt die Gefahr, technologisch abgehängt zu werden – mit potenziellen Umsatzeinbußen als Folge. Den Wechsel proaktiv anzugehen lohnt sich: Dadurch können Unternehmen frühzeitig die Vorteile in Bezug auf Agilität, Wachstumspotenzial und Marktposition für sich nutzen.

KI transformiert das Lieferkettenmanagement

Künstliche Intelligenz ist mittlerweile fester Bestandteil unserer Realität – und auch im Alltag zahlreicher Unternehmen fest implementiert. Mit Blick auf das Jahr 2025 wird sich diese Entwicklung weiter verstärken: KI wird sich als zentraler Treiber in der Neugestaltung des Lieferkettenmanagements etablieren. Branchenübergreifend werden Unternehmen dadurch in die Lage versetzt, flexibler und mit größerer Weitsicht zu agieren als zuvor.

Künstliche Intelligenz zeichnet sich insbesondere durch ihre Fähigkeit aus, umfangreiche Datenmengen in Echtzeit zu analysieren und dabei subtile Zusammenhänge aufzudecken. Auf dieser Basis ist KI in der Lage, präzise Vorhersagen zu erstellen. Dass diese dabei herkömmliche Methoden  übertreffen, zeigt sich bereits deutlich in der Konsumgüterindustrie: Künstliche Intelligenz ist in der Lage, beispielsweise saisonale Trends mit höherer Genauigkeit zu prognostizieren.

Für 2025 wird ein signifikanter Durchbruch bei der Integration von KI in das Lieferkettenmanagement erwartet. Bisher existiert hier eine kritische Lücke zwischen Bedarfsprognosen und der Automatisierung von Nachschubprozessen. Fortschrittliche KI-Lösungen versprechen, diese Lücke zu schließen. Diese Tools werden Unternehmen befähigen, nicht nur die Nachfrage vorherzusagen, sondern auch den Nachschub proaktiv zu steuern. Das Ergebnis: deutlich gesteigerte Effizienz und Anpassungsfähigkeit in der gesamten Lieferkette.

Diese Entwicklung wird es Unternehmen ermöglichen, ihre Lagerbestände zu optimieren. Gleichzeitig kann Abfall reduziert und rechtzeitig sichergestellt werden, dass Nachschub vorhanden ist – während das Unternehmen insgesamt von einer Kostenreduktion profitiert. KI wird eine Schlüsselrolle in der Umgestaltung des Lieferkettenmanagements spielen, hin zu einem flexibleren, datenbasierten und kundenorientierten Prozess. Für Unternehmen wird die Integration von KI in bestehende Systeme zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Nicht nur große Konzerne, sondern auch kleine und mittelständische Unternehmen können von KI-gestützten Lösungen profitieren. 

Neuer Trend im Konsumentenverhalten beeinflusst Lieferkettenstrategie

Nicht nur Künstliche Intelligenz wird die Lieferketten-Strategie von Unternehmen 2025 beeinflussen: Auch der Paradigmenwechsel im Konsumentenverhalten bringt grundlegende Veränderungen mit sich. Denn hier zeichnet sich eine neue Entwicklung immer deutlicher ab: Entgegen dem bisherigen Trend zu schnellen Lieferzeiten sind Konsumenten mittlerweile bereit, länger auf Produkte zu warten – vorausgesetzt, der Preis stimmt.

Diese Verschiebung der Konsumentenpräferenzen stellt eine Abkehr vom bislang vorherrschenden Modell dar –  maßgeblich geprägt durch die Zwei-Tages-Lieferung des Online-Riesen Amazon. Ganz im Gegensatz dazu erfreuen sich jedoch derzeit Plattformen wie Temu oder TikTok Shop wachsender Beliebtheit. Diese locken mit einer immensen Produktpalette zu äußerst günstigen Preisen. Entscheidend ist dabei: Für die Kunden von heute überwiegt der Preisvorteil – und sie nehmen dafür bewusst die häufig mehrwöchigen Lieferzeiten in Kauf. Dieser Trend deutet auf einen entscheidenden Wandel in der Erwartungshaltung der Verbraucher hin. Eine wachsende Zahl von Konsumenten ist bereit, ihre Einkäufe mit größerem zeitlichem Vorlauf zu tätigen, um Kosten zu sparen.

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Diese Neuausrichtung der Prioritäten stellt Unternehmen vor komplexe Aufgaben. Lieferkettenstrategien müssen grundlegend überdacht werden. Die Herausforderung besteht darin, zwischen Kosteneffizienz und Liefergeschwindigkeit eine neue Balance zu finden. Um verschiedenen Kundenwünschen gerecht zu werden, gewinnen anpassungsfähige Logistiklösungen an Bedeutung. Eine klare und offene Kommunikation von Lieferzeiten wird zum Schlüsselfaktor für die Zufriedenheit der Kunden.

Es gilt, die Entwicklung dieses Trends künftig genau zu beobachten. Für Unternehmen könnte es eine Option sein, künftig verschiedene Lieferoptionen anzubieten: Etwa ein schnelles Modell zu einem höheren Preis sowie eine kostengünstigere Variante mit längeren Wartezeiten. Der sich abzeichnende Wandel im Verhalten der Verbraucher eröffnet außerdem neue Möglichkeiten für Unternehmen, die bislang aufgrund hoher Kosten für schnelle Logistik nicht wettbewerbsfähig waren. Sie können nun durch Optimierung ihrer Kostenstrukturen mit attraktiven Preisangeboten überzeugen, selbst wenn dies längere Lieferzeiten bedeutet. Zeitgleich stellt diese Entwicklung etablierte E-Commerce-Riesen vor die Herausforderung, ihre bisherigen Strategien zu überprüfen und anzupassen. Sie müssen innovative Wege finden, um ihre Marktposition gegenüber preisaggressiven Wettbewerbern zu behaupten und den Verlust von Marktanteilen zu verhindern.

Jakob Vestergaard ist Managing Director Europe bei TrueCommerce.
Jakob Vestergaard ist Managing Director Europe bei TrueCommerce. - © TrueCommerce