Lieferkettenengpässe : Heimische Industrie erhöht Lagerbestände signifikant

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Reichelt Elektronik hat sich - wie auch im letzten Jahr - wieder unter heimischen Industriebetrieben zum Thema Lieferkettenengpässe umgehört. Demnach sind deren Vertreter weniger optimistisch gegenüber einer Besserung innerhalb der nächsten zwölf Monate. Während in einer vergleichbaren Umfrage im Juni 2021 noch 58 Prozent optimistisch in die Zukunft blickten, sind es laut aktueller Umfrage nur noch 54 Prozent.

87 Prozent der Befragten geben an, dass Lieferengpässe im vergangenen Jahr starke Auswirkungen auf ihr Unternehmen hatten, darunter auch komplette Produktionsstillstände. Hatten die Unternehmen im Juni 2021 noch durchschnittlich 29 Tage Produktionsstillstand aufgrund von Lieferengpässen zu beklagen, sind es gut ein halbes Jahr später schon 56 Tage. Ein Anstieg, der für etliche Firmen bedeutet, dass sie ihre Strategie überdenken müssen. War bislang das Just-in-Time-Prinzip noch weit verbreitet, bei dem die Lagerbestände auf ein Minimum reduziert werden konnten, erweist sich dieses bei Lieferschwierigkeiten als überholt.

Um diesem Dilemma zu entkommen, werden aktuell Lagerbestände erhöht: 69 Prozent aller Befragten bestätigen, dass sie ihre Lagerbestände signifikant aufstocken. Zum Vergleich, im letzten Juni hatten dies erst 49 Prozent getan.

Die angespannte Situation auf dem Markt und volatile Lieferketten stellen die Unternehmen jedoch vor Probleme, sich die Lagerbestände zu beschaffen – insgesamt kämpften 86 Prozent mit Schwierigkeiten, diese für bestimmte Komponenten oder Materialien aufzubauen.

Ressourcenknappheit war schon im Juni 2021 ein Problem (46%), und die Lage hat sich in den letzten Monaten nur marginal verbessert: 41 Prozent sehen darin nach wie vor ein erhebliches Risiko auf das eigene Unternehmen zukommen. Am meisten Sorge bereitet den Unternehmen, dass Lieferengpässe für kritische Komponenten wie Mikroelektronik auch in Zukunft auftreten werden (44%). Außerdem fürchten sie eine höhere Inflation (42%). Die Sorge strengere Regularien zum Schutz der Umwelt, die früher bereits präsent war, gehört mit 43 Prozent immer noch zu den größten Sorgen der Unternehmen.

Das macht die Abhängigkeit der österreichischen Industrie von der Lieferfähigkeit bestimmter Ressourcen nur noch deutlicher. Um dem entgegenzuwirken, geben 73,5 Prozent an, dass sie aktuell bestimmte Produkte wieder selbst herstellen, die früher eingekauft wurden. 25,5 Prozent planen wieder mit der Eigenproduktion bestimmter Produkte zu starten. Lediglich ein Prozent sagt, diesbezüglich noch keine Pläne zu haben.

Allerdings lassen sich nicht alle Produkte leicht selbst herstellen - wie zum Beispiel Halbleiter. Für österreichische Unternehmen können europäische Standorte deshalb eine attraktive Alternative darstellen, um die Versorgungssituation zu verbessern. Dafür bräuchte Europa mehr eigene Fabriken, wobei auch dann noch fraglich ist, ob europäische Halbleiter preislich mit denen aus Ostasien mithalten können.

Doch werden die Veränderungen auch nach der Pandemie anhalten? 39 Prozent denken, dass Unternehmen nach Bewältigung der Krise wieder zu Just-in-Time zurückkehren werden – zumindest für die meisten Komponenten. 42 Prozent meinen, dass dies für alle Komponenten zutrifft. 10,5 Prozent sagen jedoch, dass Just-in-Time Geschichte ist.