Elisabeth Andrieux im Portrait : Die Elektro-Spediteurin und Vorreiterin beim Thema Elektromobilität im Schwerverkehr
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Elisabeth Andrieux sitzt an ihrem Schreibtisch im oberösterreichischen St. Florian, hinter ihr fahren im Minutentakt LKW vorbei. Mittlerweile sind zwei davon rein elektrisch betrieben. Ihr Selbstverständnis über den Einsatz von Elektromobilität ist ebenso hör- und spürbar wie ihr leichter oberösterreichischer Dialekt.
Sie hat das Transportunternehmen Hofmann & Neffe in vierter Generation komplett übernommen und leitet dieses gemeinsam mit ihrem Mann Brice sowie ihrer Mutter Eva Danninger seit 2022. Da hatte sich bereits abgezeichnet, dass sich auch etwas in Sachen alternative Antriebe im Schwerverkehr tue, erzählt sie gegenüber Dispo. „Wir beschäftigen uns seit über eineinhalb Jahren intensiv mit dem Thema. Wir haben zu Beginn etwa zum Beispiel auch bei einem Kunden ein elektrisch betriebenes Terberg-Fahrzeug eingesetzt. Dieses Fahrzeug hat die Reichweiten nicht ganz erfüllt, deshalb haben wir es bei der Testphase belassen“, so Andrieux. Man habe aber erkannt, dass bei den Kunden das Interesse bestehe, über alternative Antriebe Emissionen zu reduzieren. Das Engagement ist dabei nicht nur kundengetrieben, sie will auch selbst Verantwortung übernehmen: „Der Verkehr ist seit 1990 die einzige Branche, die bei Emissionen in die negative Richtung geht. Natürlich findet man immer noch eine Branche, die weniger macht, aber das rechtfertigt nicht das eigene Nichtstun. Ich will den Bereich, in dem es uns möglich ist, beeinflussen und einfach anfangen.“
Wichtig war ihr dabei, selbst Erfahrungen zu sammeln. „Wir wollten uns von Anfang an ansehen, was die verschiedenen Technologien hergeben und wie sie sich einsetzen lassen.“ Nun, zwei Jahre später, sind zwei schwere Elektro-LKW bei einem Kunden im Einsatz. Denn es habe sich seit Monaten abgezeichnet, und nun sei der Weg auch politisch und wissenschaftlich vorgegeben. „Da ist es auch egal, was die Kammer sagt“, ist ihre Antwort auf die Feststellung, dass die Sparte Transport und Verkehr der Wirtschaftskammer, bei der sie in der Fachgruppe der Güterbeförderung involviert ist, eher gegen Elektromobilität lobbyiert.
Die Entwicklung des Schwerverkehrs: Wasserstoff oder Elektromobilität?
Doch Andrieux ist auch hier „technologieoffen“, wie es Politik und Interessensvertretungen regelmäßig fordern – und sieht auch in Wasserstoff als Antrieb eine Möglichkeit – allerdings weniger für Hofmann & Neffe.
Denn Elektromobilität verspricht aktuell mögliche Reichweiten von 400 bis 500 Kilometer, und das sei für 80 bis 90 Prozent der Aufträge ausreichend. Doch grundsätzlich hätten alle Technologien ihre Berechtigung, aber eben für gewisse Einsatzbereiche. „Ab gewissen Reichweiten wird Wasserstoff genauso relevant werden“, so Andrieux. Allerdings sei Elektromobilität sehr effizient, was den Wirkungsgrad angehe. „Für Wasserstoff braucht man sehr viel Strom, um ihn überhaupt zu erzeugen, und der sollte dann nach Möglichkeit auch noch grün sein. Da ist es besser, den Strom, den ich dafür verbrauche, direkt in die Batterie zu laden.“
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Hofmann & Neffe setzt auf elektrobetriebene Firmenfahrzeugflotte und widerlegt „Stammtisch-Argumente“
Als Mitglied der Sparte Güterbeförderung der WKO Oberösterreich ist es ihr ein Anliegen, das Thema Elektromobilität und ihre praktischen Erfahrungen in die Ausschusssitzungen mit einzubringen. Oft kämen „Stammtisch-Argumente“, und genau hier versuche sie, Fakten in die Diskussionen einzubringen – und eben auch ihre konkreten Erfahrungen. „Viele konzentrieren sich darauf, was nicht geht. Unser Zugang ist es, dass wir damit arbeiten, was geht – und dort anzusetzen, wo wir etwas beeinflussen können.“ Es sei wichtig, den Einsatz von Elektromobilität im Schwerverkehr ein bisschen in die Masse zu bringen, damit sich auch die Fahrzeuge weiterentwickeln können. „Die Hersteller brauchen Feedback, wie sich Elektromobilität in den verschiedenen Einsätzen tatsächlich verhält, damit die Entwicklung rascher voranschreiten kann.“
Konsequenterweise setzt Hofmann & Neffe auch in der Firmenfahrzeugflotte auf Elektromobilität. „Wir versuchen so viel Know-how wie möglich in das Unternehmen zu bringen und involvieren uns auch als Geschäftsführung stark. So tragen das auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit“, erzählt die 35-Jährige. Sie finde es „fast fahrlässig“, das Thema zu ignorieren, denn mit den gesetzlichen Vorgaben zu Umweltschutz und CSR werde sich jeder, der sich mit dem Thema nicht beschäftige, wahrscheinlich eher früher als später etwas verpasst haben.
Hofmann & Neffe: Generationenwechsel zu neuralgischen Punkten
Überhaupt hat Elisabeth Andrieux die Geschäftsführung des Transportunternehmens zu einem Zeitpunkt übernommen, der von zahlreichen Umbrüchen geprägt ist: Die Pandemie, der Ukraine-Krieg, die rechtlichen Vorgaben zu Sorgfalts- und Nachhaltigkeitspflichten verlangen der Unternehmerin viel ab. „Ich bin mit allen Vor- und Nachteilen, mit allen Konsequenzen, die ein eigentümergeführtes Unternehmen mit sich bringt, aufgewachsen. Meine Eltern haben es mir immer freigestellt, das Unternehmen zu übernehmen und für mich war immer klar, dass ich das tun werde.“
Bei Hofmann & Neffe hätten Generationenwechsel immer an neuralgischen Punkten stattgefunden: „Das war bei der Digitalisierung so, und das ist auch jetzt ein bisschen so.“ Durch die Themen CSR und Nachhaltigkeit würden eigentlich neue Stellenbeschreibungen notwendig, weil man versuchen müsse, diese Aufgaben langfristig in die Struktur zu bringen. „Da sind wir am Anfang, diese Dinge zu implementieren bzw. an diese Anforderungen anzupassen. Wir werden auch in der Struktur einiges verändern. Grundsätzlich ist es aber immer nötig, den Status quo zu hinterfragen.“
Über die E-LKW bei Hofmann & Neffe
Bei Hofmann & Neffe sind zwei Volvo-Sattelzugmaschinen im Einsatz. DAF hätte zwar auch Alternativen, deren Batteriekapazität aber geringer gewesen sei, so Andrieux. "Wir haben bei all unseren bestehenden Lieferanten angefragt, und natürlich auch bei anderen. Deshalb auch Volvo, wir hatten bisher keinen Volvo im Fuhrpark." Volvo sei "ziemlich alleine" mit dem Angebot in der Masse, dem Leistungsgrad und dem technologischen Fortschritt. "Zum Beispiel auf der Messe im Herbst in Hannover war Volvo der einzige namhafte und große Hersteller, der nur Elektrofahrzeuge am Stand ausgestellt hatte. Da ist das Engagement in dem Bereich wirklich sehr hoch."