Spedination : Ein Franchise-System für die Transportwirtschaft
Thomas Kogler ist seit über 20 Jahren in der heimischen Transportwirtschaft tätig, 2020 hat er sich schließlich an die Gründung einer eigenen Spedition gewagt: „Irgendwann ging es auf der Karriereleiter nicht mehr weiter nach oben. Ich wollte eine eigene Spedition aufmachen und schauen, ob es denn auch tatsächlich funktioniert, wenn ich von Null weg starte.“
Spedination beschreibt Kogler als hybride Spedition: „Ich will keine digitale Spedition sein, wie es heute oft in den Medien heißt. In Wahrheit sind auch dort Disponenten im Hintergrund. Ich wollte eine hybride Spedition bauen: So wie etwa in einem BMW-Werk die Mitarbeiter ein Exoskelett umgeschnallt bekommen, damit sie schwere Lasten tragen können, so soll die Digitalisierung bei mir die Mitarbeiter unterstützen, mehr Aufträge in gleicher Zeit, mit gleichem Aufwand abzuwickeln“, beschreibt der Gründer.
Fachkräftemangel ist ein großer Treiber für Digitalisierung
Der Job habe sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten kaum verändert, so Kogler. Was sich aber verändert habe, sei die Einsatzbereitschaft der Mitarbeiter: „Die hat sich massiv geändert. Dadurch mussten die Unternehmen am Ball bleiben, anfangen zu digitalisieren und Prozesse zu straffen, damit man diese geringe Leistung kompensiert“, so Kogler im dispo-Gespräch. Das beobachte er bereits seit etwa 20 Jahren, „das ist ein steter Tropfen“, beschreibt er.
Mit und nach Corona beobachtet er außerdem den Trend zur Verringerung der Arbeitszeit, hier sei das Thema Arbeitskräftemangel „akut“ geworden. „Da ist die Idee der Vier-Tage-Woche aufgekeimt. Es gibt Branchen, die sind nicht – oder noch nicht – geeignet für eine Vier-Tage-Woche. Da geht es gar nicht darum, dass wir uns dagegen wehren. Aber die Logistik kommt eigentlich aus einer Rund-um die-Uhr-Erreichbarkeit. Wir haben es jetzt schon geschafft, das auf Montag bis Freitag zu reduzieren. Wer soll die Arbeit mit einem Tag weniger überhaupt noch machen?“, fragt er.
Zusätzlich sei das Image der Logistik, und speziell der Transportwirtschaft, nicht das Beste. Auch das führt zu größeren Herausforderungen, Arbeitsplätze zu besetzen. Deshalb sei Digitalisierung unumgänglich. Dabei gehe es vor allem darum, die Arbeit zu erleichtern. „Unsere Softwarelandschaft und die Prozesse dahinter sind so einfach gestrickt, dass wir keine Probleme haben, Quereinsteiger auszubilden. Da ist es tatsächlich egal, aus welcher Branche sie kommen oder was sie vorher gemacht haben, solange die Deutsch und Englisch können.“
Nur so könne man dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Man habe einen Teamleader, der gut ausgebildet sei, und darunter die Mitarbeiter, die den Beruf eben nicht gelernt hätten, durch die vereinfachten Prozesse aber den Job gut erledigen können. „Bei uns steckt tatsächlich immer Manpower dahinter, jeder Kunde hat einen fixen Ansprechpartner.“
Neue Niederlassungen mit Franchise-Nehmern
Ein kurzfristiges Ziel von Kogler sei, dem Fachkräftemangel in der Region – Spedination sitzt in Tirol – entgegenzuwirken, indem man den Job noch attraktiver gestalte. „Langfristig gehe ich generell einen spezielleren Weg. Ich will nicht eine Niederlassung mit 300 Mitarbeitern haben, sondern ich habe lieber 30 Niederlassungen mit je zehn Mitarbeitern. Ich bin der Meinung, jetzt ist es Zeit hinaus zu gehen, hin zu den besten Mitarbeitern. Wenn ich irgendwo eine Führungskraft oder einen motivierten Mitarbeiter finde, ist es für mich einfacher, dort eine Niederlassung zu gründen, als die Mitarbeiter zu bewegen, hierher nach Tirol zu ziehen. Mein Geschäftsmodell ist also im Prinzip aufgebaut wie ein Franchise-System, wie ein McDonald's. Ich habe einmal sozusagen diese Masterkopie gemacht, und kann jetzt ohne großen Aufwand dasselbe an einem beliebigen Ort aufmachen. Das ist mein langfristiges Ziel.“
Das funktioniere aber nur, wenn man digital sehr gut aufgestellt ist. Laut Kogler sei Spedination zu 99 Prozent papierlos – das eine Prozent betrifft die Palettenscheine, die im Original geschickt werden müssen. „Für uns ist das tatsächlich egal, wo dieser Mitarbeiter sitzt, wo dieses Team sitzt. Die Verwaltung bleibt hier in der Zentrale. Damit begrenzt sich der Administrationsaufwand auf ein Minimum.“
Der erste Franchise-Nehmer hat bereits seine Arbeit aufgenommen: „Der erste Franchise-Nehmer sitzt im Zillertal, das ist etwa 35 Kilometer von uns entfernt. Da ist der Geschäftsführer mit 30 Prozent beteiligt“, so Kogler abschließend.