Elektromobilität : Grazer Start-up recycelt E-Auto-Batterien

Die Gründer von ProtectLib (v.l.): Tobias Kopp, Chris Pichler und Jürgen Abraham

Die Gründer von ProtectLib (v.l.): Tobias Kopp, Chris Pichler und Jürgen Abraham

- © Uni Graz

Lithium, Kobalt, Nickel: Alte Lithium-Ionen-Akkus aus E-Autos beinhalten wertvolle Materialien. Sie können recycelt werden, doch das ist leichter gesagt als getan, denn nur wenige Entsorgungsunternehmen verfügen bisher über entsprechende Recycling Anlagen für die leicht entzündlichen Akku-Packs.

Nach Schätzungen der Europäischen Kommission werden 2030 voraussichtlich mindestens 30 Millionen Elektrofahrzeuge auf den Straßen der EU unterwegs sein, deren Batterien mit der Zeit entsorgt werden müssen. In Österreich fällt zurzeit laut Tobias Kopp, Co-Founder des Grazer Start-up "ProtectLiB" jährlich ein hoher, dreistelliger Wert von Altbatterien von E-Autos an. Die Tendenz ist steigend, Studien gehen davon aus, dass dieses Volumen schon vor 2030 einen fünfstelligen Betrag erreichen dürfte.

Nur wenige Entsorgungsunternehmen verfügen über Anlagen zur Wiederverwertung von Lithium-Ionen-Batterien. Und selbst die alten Akkus dorthin zu bringen, ist gefährlich. Dafür braucht es eigene, gesicherte Transporte und das ist wiederum teuer. Kopp hat gemeinsam mit seinen Kollegen Jürgen Abraham und Chris Pichler ein Recyclingverfahren in Form einer kompakten Recyclinganlage entwickelt. Sie ist so groß wie ein gewöhnlicher Container, sodass Fahrzeugbatterien direkt vor Ort verarbeitet werden können. Das Start-up tritt dabei selbst als Entsorgungsunternehmer auf und betreibt die Anlage.

Erster Automotive-Kunde testet Recycling-Anlage

Die Prozesstechnologie wurde bereits zur Patentierung eingereicht, berichtete Kopp gegenüber der APA. "Wir können Lithium, Kobalt und Nickel von den flüssigen Elektrolyten trennen. Im Gegensatz zu bestehenden Verfahren gelingt uns das ohne Hitze", erläuterte Kopp gegenüber der APA. Im Prinzip besteht die Anlage aus einer Maschine zum sicheren Zerkleinern der Batterien, einer mechanischen Separierung der Bestandteile und einer chemischen Nachbehandlung.

Der Vorteil solcher regionaler Recycling-Anlagen: Wenn die Reststoffe nicht mehr gefährlich sind, werden Weiterverarbeitung und Transport erheblich günstiger. "Durch unser Konzept ermöglichen wir, die Wertschöpfung lokal, die entstehenden Rohstoffe aber wieder international bzw. europäisch zugänglich zu machen", wie Kopp schilderte. In Österreich könnte man mit "einigen wenigen" Anlagen den Recycling-Bedarf decken.

Ein einsatzbereiter Prototyp der Anlage steht seit rund einem Monat am Gelände der Universität Graz. Es wurde ein erster Kunde aus dem Automotive-Bereich im Süden von Graz gewonnen. "Dort werden Batterie-Prototypen für den Verkehr entwickelt. Diese will das Unternehmen mit der Technologie von ProtectLib künftig direkt vor Ort recyceln", wie Kopp schilderte. In einem nächsten Schritt will man diese Lösung skalieren und weiterentwickeln.

In der EU sind 2023 neue Regeln für umweltfreundlichere und sicherere Batterien in Kraft getreten. Sie sehen unter anderem Zielvorgaben für die Recyclingeffizienz vor: So muss bei Lithium-Batterien bis spätestens bis zum 31. Dezember 2025 eine Aufbereitung und Wiederverwendung von 65 Prozent des durchschnittlichen Gewichts sichergestellt werden. Noch strengere Vorgaben müssen dann bis Ende 2027 beziehungsweise bis Ende 2030 umgesetzt werden.