Frachtpreise : Warum wir bald wieder Corona-ähnliche Transportpreise sehen werden
Wenn man Experten glauben will, werden die Frachtpreise zum Ende des dritten Quartals ansteigen - gleichzeitig schwächelt die Konjunktur weiterhin. Das hat zwei sehr triftige Gründe: Einerseits haben wir einen eklatanten Mangel an LKW-Fahrern, der sich nicht bessert, sondern in den kommenden Jahren noch weiter zunehmen dürfte. Andererseits kann man beobachten, dass immer mehr Frachtführer ihr Geschäft aufgeben.
Die liquiden Reserven sind wohl vielerorts ausgeschöpft, es gibt keine Möglichkeiten mehr, um den aktuellen Engpass durch schon bisher schwache Transportpreise, teils massive Zahlungsausfälle und dem hohen Zinsniveau zu überstehen. Wenn jetzt auch noch die Wirtschaft nur ein bisschen anzieht, werden Corona-ähnliche Transportpreise wieder zum Alltag gehören.
Ja, das volkswirtschaftliche 1x1 hat uns gelehrt, dass sich der Markt wieder regulieren wird. Aber der Fahrermangel? Der bleibt mit Sicherheit bestehen. Laut dem International Road Transport Union (IRU) fehlen in Europa bereits jetzt 233.000 LKW-Fahrer. Bis zum Jahr 2028 könnte diese Zahl auf 745.000 steigen, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Selbst wenn sich der prognostizierte Fahrermangel also nur halb so stark entwickeln sollte, steht fest, dass es massive Auswirkungen geben wird.
Stichwort Gegenmaßnahmen: Die deutsche Regierung plant die Einführung von E-Learning in der Berufskraftfahrerweiterbildung. In Österreich ist das bereits seit Längerem erlaubt - und hat sich mehr als bewährt. Ich finde es ist sogar eine recht einfache, und vor allem wirksame Gegenmaßnahme zu dem eklatanten Mangel. Allein schon weil Fahrer damit die Weiterbildungsmodule absolvieren können, wo und wann es ihnen passt und auch der Faktor Zeit, was etwa An- und Abfahrtszeiten angeht, wegfällt.
Zum E-Learning fallen mir zahlreiche Vorteile ein - gleichzeitig ist es nur ein Baustein, um dem Fahrermangel entgegenzuwirken. Auch eine eigene Jobplattform und vor allem eine geeignete Ansprache von Fahrern ist ebenso wichtig.
Nur durch gemeinsames Handeln und der Nutzung aller verfügbaren Kanäle können wir den Herausforderungen des Fahrermangels erfolgreich begegnen. Auf gehts!
Thomas Kogler ist Gründer und Geschäftsführer von Spedination.