Flugtransport : Wenn die Drohne den Einkauf bringt

Drohne für Lebensmittellieferung von Walmart
© Walmart

„Drohnen in der Logistik fristen nach wie vor eher ein Nischendasein, weil die Einsatzbereiche recht überschaubar sind. Drohnen machen überall dort Sinn, wo ich innerhalb des eigenen Grundstücks bin – etwa für die Inventur im Warehouse. Überall dort, wo es um den Zustellprozess geht, konnten wir bisher noch keinen positiven Businesscase rechnen“, erklärte DHL-Österreich-Chef Ralf Schweighöfer im Interview mit Dispo Ende letzten Jahres.

Drohnen wurden vor einigen Jahren zwar vor allem für die letzte Meile als eine Art Gamechanger gepriesen
, haben sich dort aus einigen Gründen aber bisher als wenig sinnvoll erwiesen. In den USA hat sich das im letzten Jahr deutlich geändert: Walmart erklärte Anfang des Jahres, das Unternehmen habe 2022 mehr als 6.000 Drohnenlieferungen von 36 US-Filialen in sieben Bundesstaaten aus durchgeführt.

Damit übertrifft der Einzelhändler seine Ankündigung vom Mai 2022, in dem der Konzern das DroneUp-Zustellnetzwerk bis Ende des Jahres auf 34 Standorte ausweiten wollte. Es habe das Potenzial, vier Millionen US-Haushalte in sechs Bundesstaaten zu erreichen. Damit sei man in der Lage, in einem Jahr über eine Million Pakete per Drohne auszuliefern. Das Gewicht ist dabei auf etwa fünf Kilogramm (zehn Pfund) limitiert.

Amazon zieht mit Prime Air nach

Nachdem Amazon bereits vor einem Jahr angekündigt hat, dass die entwickelte Drohne MK27-2 Lockeford, Kalifornien, und College Station, Texas beliefern soll, wurde nun im November 2022 sein neues Prime Air-Drohnenmodell - die MK30 - in einem Blogbeitrag vorgestellt. Die MK27-2-Drohne trägt ein Gewicht von fünf Pfund, die MK30 ist für schwerere Lasten gedacht.

Die „größere Reichweite, die erweiterte Temperaturtoleranz, die sicherheitskritischen Funktionen und die neue Fähigkeit, bei leichtem Regen zu fliegen“, soll es den Kunden ermöglichen, sich häufiger für eine Drohnenlieferung zu entscheiden, schreibt Amazon im Blogbeitrag.

Am 22. Dezember führte Prime Air schließlich seine ersten Drohnenlieferungen in Kalifornien und Texas durch. Amazon Vice President Prime Air bei Amazon David Carbon schrieb auf LinkedIn: "Erste Lieferungen von unseren neuen Standorten in Texas und Kalifornien. Ich könnte nicht stolzer auf die großartigen Menschen sein, die Prime Air ausmachen. Dies sind vorsichtige erste Schritte, die wir in den nächsten Jahren zu großen Sprüngen für unsere Kunden machen werden."

Ebenfalls im Dezember warb Wing für sein neues Remote Operations Center im Metroplex Dallas-Fort Worth und erklärte in einem separaten Blogbeitrag, dass es im Jahr 2022 in seinem größten Zustellbetrieb in Logan, Australien, "einem Versorgungsgebiet mit rund 70.000 Einwohnern, Tage gab, an denen wir über 1.000 Lieferungen machten - etwa eine Lieferung alle 25 Sekunden".

Amazon-Drohne MK27, der Vorläufer der MK30
© Amazon

E-Commerce und Pandemie als Treiber

Amazon-Chef Jeff Bezos sprach bereits 2013 über die Idee von Drohnenlieferungen. 2019 wurde schließlich die allererste Lieferung durch die Wing-Drohne der Google-Muttergesellschaft Alphabet durchgeführt. Die Pandemie beschleunigte außerdem die Zustellung per Drohne. Im April 2020 schlossen sich CVS und UPS zusammen, um der größten Seniorenresidenz der USA mit rund 135.000 Einwohnern Rezepte per Drohne zuzustellen.

FedEx ist seinerseits eine Partnerschaft mit Elroy Air eingegangen und erklärte in einer Pressemitteilung im März 2022, dass das exponentielle Wachstum des E-Commerce die Nachfrage nach zuverlässigen, effizienten Transport- und Logistiklösungen in allen Phasen der Lieferkette beschleunigt habe.

Dabei standen bisher vor allem Lieferungen von Arzneimittel im Fokus. So will etwa das Unternehmen Spright mit Wingcopter ein drohnengestütztes, gesundheitsspezifisches Liefernetzwerk aufbauen, Zipline wiederum hat etwa mRNA-COVID-19-Impfstoffe mit der ersten Langstrecken-Drohnenlieferung nach Ghana gebracht.

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