Intralogistik : Logimat 2025 – Das waren die meistgefragten Technologien der Intralogistik

Logimat 2025
© Logimat

Der kollektive Abgesang für Messen ist Geschichte - zumindest, wenn man sich die nackten Zahlen zu Ausstellern (1.625 Aussteller aus 40 Ländern – davon mehr als 300 Erstaussteller) und Besuchern (65.719 Fachbesucher) der Logimat ansieht. „Trotz der Streiks im Messeumfeld an Flughäfen und im ÖPNV hat die LogiMAT 2025 bei den Besucherzahlen nahezu das Rekordergebnis des Vorjahres erzielt“, so Messeleiter Michael Ruchty. 

Noch klarer wird die Bedeutung der Messe, wenn man die Zahlen der konkreten Neuaufträge berücksichtigt: Insgesamt erteilten 22,1 Prozent der Fachbesucher auf der Messe einen Zuschlag oder werden Aufträge unmittelbar nach der Messe vergeben. "Die zahlreichen Auftragsabschlüsse unterstreichen den Charakter der Logimat als Arbeitsmesse", so Ruchty.

Auch TGW-Chef Henry Puhl weist auf die Bedeutung der Logimat für die europäische Intralogistik-Branche im Gespräch mit Dispo hin: „Die Stimmung in der Branche hat sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich aufgehellt, in vielen Märkten ist wieder Investitionsbereitschaft erkennbar – und das spiegelt sich auch in unserem Auftragseingang wider.“ 

Weitere zahlreiche Aussteller wie etwa die Schweizer Brabender Group meldeten markante Vertragsabschlüsse, Projektanbahnungen und, wie etwa der Supply-Chain-Lösungsanbieter Ecovium, Batterieanbieter Wiferion, Softwareunternehmen TUP oder KI-Robotik-Unternehmen Sereact, die Unterzeichnung strategischer Partnerschaften und Kooperationen. "Wir haben vor der Logimat Partnerschaften mit Hörmann und AWL gezeichnet und auf der Logimat bekanntgegeben. Zudem haben wir einige Projekte auf der Logimat entschieden", erklärt etwa Sereact Sales Director Jörg Ziesmann gegenüber Dispo. "Obwohl wir bereits seit einem Jahr die Sereact Lens auf dem Markt haben und schon zahlreiche Projekte für embodied AI gemacht haben, haben wir es zum 1. Mal öffentlich ausgestellt".

Den Auswertungen des unabhängigen Baseler Marktforschungsinstituts Wissler & Partner zufolge war die Hälfte der Fachbesucher (49,9 Prozent) als Entscheider vor Ort. 36,4 Prozent des Fachpublikums informierten sich auf der Logimat vor dem Hintergrund konkreter Investitionsvorhaben. Nach Branchen aufgeschlüsselt sind 55 Prozent der Messebesucher der Industrie zuzuordnen, 11,2 Prozent dem Groß- und Einzelhandel. 

„Die Stimmung in der Branche hat sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich aufgehellt, in vielen Märkten ist wieder Investitionsbereitschaft erkennbar – und das spiegelt sich auch in unserem Auftragseingang wider.“
Henry Puhl, CEO von TGW Logistics

Diese Themen und Produkte wurden auf der Logimat 2025 verstärkt nachgefragt

Dispo hat sich bei einigen Ausstellern umgehört, was die Fachbesucher am meisten interessiert hat – nicht allzu überraschend war das Thema Automatisierung eines der meist genannten.

"Neben der klassischen Technik war Software, KI, AMR und Robotic ein großes Thema. Flexibilisierung der Automatisierung ist wichtig, erklärt etwa Rene Sickler, Managing Director DACH-Märkte für Dematic. Sein Kollege Udo Mittelstädt, Business Development, Enterprise Sales DACH ergänzt: "Der Trend geht immer mehr zu flexiblen Anlagen wie AutoStore und AMR-Lösungen. Immer mehr kleine Unternehmen haben ernsthafte Pläne für Automatisierung."

TGW-CEO Henry Puhl registriert "verstärktes Interesse in Hinblick auf die Automatisierung von Intralogistik-Abläufen. Das umfasst sämtliche Prozesse vom Wareneingang über Lagerung und Kommissionierung bis hin zum Versand. Mobile bzw. stationäre Robotik verstehen wir in diesem Kontext als Möglichmacher, der unseren Kunden dabei hilft, zentrale Herausforderungen in ihrem Business zu lösen. Stichwort Arbeitskräftemangel. Stichwort E-Commerce. Stichwort zunehmend schwer vorhersagbares Konsument:innen-Verhalten.“

"Es waren wirklich wieder einige Innovationen dabei. Viele Systeme, Partnerschaften oder Projektabschlüsse wurden enthüllt oder bekannt gegeben, z.B. der Aerobot von Knapp, die Vorstellung des neuen Haipick 5 von HAI Robotics oder auch andere Kleinteilelager wie von Gebhardt mit dem Versastore oder von kleineren Anbietern", sagt Jörg Ziesmann von Sereact

Auch der CCO von Locus Robotics, Denis Niezgoda, beobachtete vor allem ein "starkes Interesse an flexiblen Automatisierungslösungen, die schnell implementiert werden können und sowohl für Brownfield- als auch Greenfield-Projekte geeignet sind. Dabei ging es auch um die Möglichkeit, Automatisierung flexibel anzupassen – hoch- oder herunterzuskalieren oder die Konfiguration der Automatisierung zu verändern – je nachdem, wie sich das Geschäftsumfeld, die Nachfrage sowie das operative Profil entwickeln."

Bei Delta Energy Systems lag der Fokus in diesem Jahr auf "FTS und ihrer verstärkten Anwendung innerhalb der Unternehmen, auf unseren industriellen Batterie-Ladesystemen", erklärt Sales Director Sven Mayer gegenüber Dispo. In Sachen Automatisierung sei der Fokus auf den Cobots der D-Bot-Serie gelegen. Doch darüber hinaus gehe der Trend auch "ganz klar in die Richtung einer Verknüpfung vorhandener Technologien: So sind beispielsweise ToF-Kameras, verbunden mit KI und Cobots ein wahrer Gamechanger, wenn es um die Intralogistik geht – und wenn diese Verbindung darüber hinaus auch noch mit FTS verbunden wird, ergeben sich für die Kundinnen und Kunden ungeahnte Möglichkeiten."

Bei SEH Engineering kämen die meisten Kunden, "weil sie eine spezifische Lösung für ihre Intralogistik und ihren Materialfluss suchen. Dies gilt auch für den Großteil der konkreten Anfragen, die uns auf der Logimat erreicht haben", so Carsten Schmidt, Geschäftsführer des Bereichs Fördersysteme. Die aufgebaute "SkyRail Max-Demoanlage als eine der Logimat-Innovationen erregte große Aufmerksamkeit: Der eine oder andere Besucher, der bei uns vorsprach, überlegt sich jetzt, eine solche anzuschaffen, um beispielsweise sein Palettenfördersystem vollständig zu automatisieren", so Schmidt. Dabei wären vor allem „nahezu ausschließlich qualifizierte Fachbesucher, von denen viele mit teilweise sehr konkreten Projektanfragen auf uns zukamen“, dabei gewesen.

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Automatisierungsmarkt in Europa „in einem super Zustand“

Gefragt nach einer Bewertung des europäischen Automatisierungsmarkts mit Blick auf die Produkte auf der Logimat sind sich die Aussteller nicht ganz so einig. Nach Sereact-Sales-Director Jörg Ziesmann etwa befindet sich der Markt „in einem wirklich super Zustand. Die bedeutendsten Innovationen kommen weiterhin aus Europa.“

TGW-CEO Henry Puhl beobachtet in Deutschland „angesichts der wirtschaftlichen Lage und der Standortdebatte nach wie vor eine gewisse Zurückhaltung bei Investitionen. Für andere europäische Märkte gilt das in geringerem Ausmaß, in den USA entwickelt sich der Markt sehr dynamisch.“ Allerdings stelle sich dabei nicht mehr die Frage, ob automatisiert werden soll, sondern vielmehr wie, erklärt er gegenüber Dispo.

Die Dematic-Manager Udo Mittelstädt und Rene Sickler sind sich einig, dass die Nachfrage nach Automatisierung durch Arbeitskräftemangel, hohe Lohnkosten und fehlende Lagerflächen im deutschsprachigen Raum weiterhin hoch sei und noch weiter steigen werde. "Es gab einen starken Fokus in Europa auf Flexibilität mit kleinen Robotern bzw. Autostore ähnlichen Geräten. Der Trend zur Flexibilisierung der Lösungen und der Notwendigkeit eine gute Software zu haben war klar erkennbar", so Udo Mittelstädt.

"Prozessautomatisierung liegt im Trend, allein um Kosten einzusparen und dem Arbeitskräftemangel zu begegnen. Gleichzeitig wird Prozessautomatisierung definitiv 'intelligent'. Dies sehen wir daran, dass smarte Systeme wie die SkyRail-Familie selbst von kleineren und mittleren Unternehmen nachgefragt werden. Immer mehr Anbieter im Bereich Intralogistik, so auch SEH Engineering, nutzen zudem inzwischen künstliche Intelligenz und digitale Techniken wie etwa Virtual Reality bei der Automatisierung von Prozessen", erklärt Carsten Schmidt von SEH Engineering.

Der COO von Locus Robotics Denis Niezgoda bemerkt ein "rasantes Wachstum" im europäischen Automatisierungsmarkt, doch Unternehmen stünden dabei vor erheblichen makroökonomischen Herausforderungen. "Inflationsdruck, Unsicherheiten in globalen Lieferketten und schwankendes Konsumverhalten erschweren langfristige Planungen. Gleichzeitig steigen Arbeitskosten, und der Fachkräftemangel setzt Unternehmen zusätzlich unter Druck. Trotz dieser Unsicherheiten bleibt die Optimierung der Lagerlogistik ein zentrales Ziel, weshalb die Nachfrage nach Automatisierung weiterhin hoch ist. Allerdings werden traditionelle, unflexible Systeme zunehmend kritisch hinterfragt, da sie sich nicht schnell genug an veränderte Marktbedingungen anpassen lassen."

Sven Mayer von Delta Energy Systems sieht zwar auch, dass die Industrie "die drängenden Herausforderungen der Zukunft mittlerweile verstanden" hätte. "Gleichzeitig wird mehr und mehr klar, dass beim Engagement und bei der Geschwindigkeit noch Potenzial besteht. Nachdem in der Vergangenheit eher zögerlich gehandelt wurde und oftmals die Frage im Raum stand, ob Automatisierung und neue Technologien den benötigten ROI abwerfen wird, sind viele nun bereit notwendige Investitionen in die eigene Zukunft und Konkurrenzfähigkeit zu tätigen." Er beobachte allerdings auch noch Zurückhaltung und ruft zu "mehr Enthusiasmus und Mut zur Automatisierung" auf - der "einzigen Möglichkeit, drohenden Herausforderungen zu begegnen", wie er gegenüber Dispo beschreibt.