Trend 4: Lange Lebensdauer und Zuverlässigkeit
Egal welche Roboter zum Einsatz kommen: Wichtig sind hohe Zuverlässigkeit und Langlebigkeit. Ausfallzeiten haben in einem auf High-Speed ausgelegten Warehouse nichts zu suchen. Die eingesetzten Lösungen müssen einige technische Grundvoraussetzungen erfüllen. Dazu gehören langlebige Energiespeicher und ein robustes Produktdesign für wiederholbare Prozesse. Feldtests nehmen in dieser Hinsicht eine Schlüsselrolle ein, um die Qualität von Prozessen und autonomen Systemen unter Realbedingungen zu prüfen. Allerdings ist auch Vorsicht geboten: Werden beim Testen Fehler gemacht, lassen sich diese im Smart Warehouse entweder gar nicht oder erst zu spät erkennen. Zumal das beste Test-Verfahren nicht gänzlich verhindern kann, dass Robotersysteme ausfallen oder kränkeln. Wer sich beim Einsatz von Warehouse-Technologien eines Partners mit individuellem Produkt-Know-how sowie branchenspezifischer Erfahrung bedient, kann sich derartige Probleme ersparen. Das gilt sowohl beim Design und der Implementierung als auch beim Testen und Warten der Lösungen. Je früher der Partner in den Entwicklungsprozess eingebunden ist, desto besser.
Trend 5: Industrial Internet of Things (IIoT) – glasklare Prozesse
Ein wichtiger Stützpfeiler in der Lagerautomatisierung ist ein smartes, industrielles Internet of Things (IIoT). Transparenz ist das A und O des Lagermanagements. Reichte es früher aus, den Lagerbestand zu kennen, heißt es heute, enorme Mengen an Daten aus den unterschiedlichsten Quellen und Systemen zu bündeln und in Echtzeit zu verarbeiten. Die IIoT-Plattformen erfassen, sammeln und werten deshalb kontinuierlich Anlagen-, Sensor- und Prozessdaten in der Lagerhalle aus, steuern Systeme, melden Fehler, planen Reparaturarbeiten ein und minimieren potenzielle Ausfallzeiten. Vorhersagbare Analysen geben Hinweise auf zukünftige Nachfrageschwankungen und legen das bestmögliche Routing von Materialströmen und Lieferungen fest. Je besser die Vernetzung innerhalb der einzelnen Warehouse-Prozesse, desto deutlicher werden die Optimierungsmöglichkeiten sichtbar. Wo etwa fehlen Daten zur besseren Entscheidungsfindung oder wo hakt es bei der Kommissionierung? Oder auch: Wo lassen sich Transport- und Arbeitswege kürzer gestalten?
Trend 6: Lager- und Fördertechniken auf kleinstem Raum
Auch wenn Lagerhäuser derzeit wie Pilze aus dem Boden schießen: Die Lagerkapazität ist oft schon verplant und vermietet, bevor das Gebäude überhaupt steht. Wer heute dringend Lagerraum benötigt, bezahlt Premium-Preise zur Lagerung seiner Komponenten und Waren. Jeder Quadratmeter wird daher bis auf das Äußerste genutzt und ist hinsichtlich der eingesetzten Lager- und Fördertechniken komplett durchkonzipiert. Je sparsamer und effizienter die Lagerhaltung, desto komplexer ist die Planung und Implementierung von Warehouse Automation. Auch hier empfiehlt sich die Zusammenarbeit mit einem Partner, um bereits früh die jeweiligen Design-Optionen für das eigene Lagerhaus auszuloten, egal wie groß die Fläche letztendlich tatsächlich ist. Skalierbarkeit und Flexibilität gehören zu den entscheidenden Faktoren, um langfristig von der Automatisierung und „Miniaturisierung“ der Lagerlogistik profitieren zu können. Aber auch Aspekte der Nachhaltigkeit gewinnen angesichts steigender Energiekosten, strengerer gesetzlicher Vorschriften und eines wachsenden Bewusstseins auf Verbraucherseite an Bedeutung.
Trend 7: Drohnen im Lager
Der Einsatz von Drohnen im Lager wird immer mehr Realität. Genutzt werden sie für die Bestandsverwaltung. Die Drohne fliegt autonom über das Lager und scannt die Barcodes oder RFID-Etiketten. Anschließend informiert sie die Logistiksoftware über die Einheiten der einzelnen Artikel. So lassen sich Fehlbestände automatisch aufspüren, ohne dass dafür eigene Ressourcen bereitgestellt werden müssen. Das erhöht wiederum die Wettbewerbsfähigkeit im Unternehmen.
Franz Mathi, Chief Operations Manager (COO) des steirischen Intralogistikers Knapp, sieht Digitalisierung und Automatisierung im Lager als die treibenden Kräfte der Zukunft. „Hinter diesem Trend steht der Wunsch nach bestmöglicher Planbarkeit und der Arbeitskräfte-Mangel“, so der Manager gegenüber dispo. Urbanisierung und Online-Handel bedingen neue Versorgungsnetzwerke am Point of Sale und auf der sogenannten letzten Meile. Zu den großen Herausforderungen in der Lagerautomatisierung zählt die intelligente Verknüpfung der Daten aus den unterschiedlichen Schritten der Wertschöpfungskette. „Sie ermöglicht neue Ansätze, um Prozesse und Anlagenbetrieb zu optimieren“, betont Mathi.
Beispielsweise spielen im Lebensmittelhandel exakte Stammdaten eine wichtige Rolle für den optimalen Anlagenbetrieb, um die unterschiedlichen Artikel reibungslos automatisiert zu handhaben. „Wir haben dafür die Software KiSoft Genomix entwickelt. Diese ermöglicht es, präzise Artikeleigenschaften zu sammeln und damit die automatisierten Prozesse zu optimieren“, so Mathi. Auf Basis der Artikelstammdaten werden beispielsweise stabilere Rollbehälter für die Filialbelieferung automatisiert zusammengestellt.
Logistik und Produktion würden sich in den nächsten 25 Jahren stärker verketten, „anstelle eines Zentralrechners, der die vielen automatischen Fahrzeuge und Geräte steuert, sehen wir einen dezentralen Steuerungsansatz mit schlauen Teilsystemen, die untereinander kommunizieren – im Sinne einer Schwarmintelligenz“, gibt sich Martin Böhmer, Vice President Global Technology bei SSI Schäfer, gegenüber dispo überzeugt. Daten könnten auf einer Produktions- und Logistikplattform (Cloud) geteilt werden. So werde skalierbares Wachstum in der Logistik-Automation möglich. Ob die heutigen Module von Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) künftig durch ein komplettes „Metaverse“ ersetzt würden, sei aus Sicht von Böhmer derzeit noch offen. SSI Schäfer jedenfalls forscht derzeit in Richtung einer „lernenden Logistik“, die sich an Veränderungen anpasst und skalierbar ist. Basis dafür seien standardisierte Komponenten, die sich in unterschiedliche Ökosysteme integrieren lassen würden, wie etwa vollautomatisierte oder semi-automatisierte Lager als Knotenpunkte einer Supply Chain, erklärt der Manager: „Kollaborationen und eine gleichmäßige, sichere Mensch-Maschine-Interaktion werden in Zukunft von entscheidender Bedeutung sein.“ Lernende Logistik wird Firmen befähigen, nicht mehr reaktiv nachjustieren zu müssen, sondern ihre Logistik-Prozesse bzw. Lieferketten an neue Herausforderungen angleichen und aktiv steuern zu können.