Interview : „Der demographische Wandel zwingt uns zu Investitionen“
Wie hat sich das Geschäft von MBO im letzten Jahr entwickelt – und wie sieht der Ausblick für das heurige Geschäftsjahr aus?
Tizian Burger MBO ist gut durch die Pandemie gekommen. Der Blick auf China und dessen Verhalten während der Vogelgrippe hat unser Handeln während der Covid-Zeit bestimmt. Waren wir zum Jahreswechsel 2021/2022 sehr optimistisch, wurde dieser Optimismus mit dem 24. Februar wieder direkt gestoppt, und unser Unternehmen war wieder im Krisen Modus.
Das heißt der Ausblick fällt nicht besonders optimistisch aus?
Burger Uns war während der Coronazeit klar, dass es zu einer Deglobalisierung kommen wird. Da Globalisierung und Inflation sehr eng zusammenhängen, hat die Globalisierung die Preise weltweit jahrzehntelang niedrig gehalten. Die Deglobalisierung wird deshalb auf lange Sicht die Preise erhöhen. Deshalb ist der aktuelle Ausblick nicht so positiv. Wir haben uns allerdings auch mit unseren Kunden ausgetauscht, welche Herausforderungen auf sie und uns zukommen werden. Die größte Herausforderung in Europa, den USA und auch Teilen Asiens ist definitiv der Fachkräftemangel, auf den wir mit dem CoBo-Stack eine Antwort bieten. Er unterstützt die Unternehmen dabei, monotone, schwere und sehr langweilige Aufgaben zu automatisieren. Der CoBo-Stack war allerdings erst der Anfang: Die Robotik soll in den nächsten Jahren eine eigene Business Unit im Unternehmen bilden.
Hat die Pandemie das Geschäft in Sachen Automatisierung verstärkt?
Burger Ja, einige unserer Kunden haben während der Pandemie angefangen stärker auf Automatisierung und automatisierte Prozesse gesetzt. Wir konnten den CoBo-Stack weiterhin gut im Markt platzieren und haben damit eine neue Marke erschaffen. Zudem haben wir letztes Jahr ein weiteres Familienmitglied gelauncht, den CoBo-Stack flex. Unser Standort in Portugal ist dabei einer der Gewinner: Durch die unterbrochenen Lieferketten während Corona, kommt es vermehrt zu Rückverlagerungen von Produktionen nach Europa, wodurch die Fremdfertigung ein immer größerer Markt für uns darstellt. Wir konnten neue Kunden gewinnen und diskutieren aktuell mit einigen Unternehmen über die Verlagerung ihrer Fertigungen und Montagen nach Porto, womit wir unseren portugiesischen Standort stärken. Durch die Europäische Zollunion und die Anbindung an die Straße, Luft und Wasser, ist Porto geographisch hoch interessant. Die Fülle an Fertigungsmöglichkeiten ist hierbei ein wichtiger Faktor. Während der Jahre 2021/22 haben wir 4,1 Millionen Euro in Porto investiert.
Welche Pläne verfolgt MBO in diesem Jahr?
Burger Wir suchen eben verstärkt den Austausch mit den Kunden, um gemeinsame Ideen auszuarbeiten und zu realisieren und arbeiten daran, unser Portfolio zu erweitern. Wir wollen neben der Papierindustrie auch in andere Industriezweige gehen und damit für eine breitere Basis unserer Geschäftsbereiche sorgen. Von der Logistik und Intralogistik über die Lebensmittelindustrie und Pharmazie bis hin zum klassischen Maschinenbau wollen wir alle Kunden und Partner ansprechen.
Der Trend zum E-Commerce ist weiter ungebrochen. Ist auch er Treiber des Geschäfts?
Burger Einige unserer Kunden leben vom E-Commerce. Wir sind allerdings bis heute nicht Teil der Verpackungsindustrie, das soll sich aber dieses Jahr mit dem CoBo-Stack ändern. Wir möchten mit der CoBo-Stack Familie ein neues Gesicht in der Logistik und Intralogistik sein. Wir wollen vielseitige Lösungen anbieten. Durch unseren speziellen Greifer der CoBo-Stack-Familie, der ähnlich wie zwei menschliche Hände von unten das Paket greift, können somit auch offene Verpackungen oder Verpackungen mit einem schwachen Deckel palettiert werden. Diese Art zu Greifen bietet neue Möglichkeiten in der Verpackungs- und Intralogistik.
Wieviel Prozent macht der Robotik-Sektor in Ihrem Geschäft aus?
Burger Momentan ist die Robotik ein kleiner, seit Beginn der Investitionen allerdings ein steigender Anteil. Durch immer weitere Verbesserungen und Neuentwicklungen wächst dieser Bereich bei MBO. Wir haben durch Raul Heininger und mich nun zwei jüngere Personen im Unternehmen, um diese neue Welt weiter auszubauen und andere Industrien zu erschließen. Der CoBo-Stack soll in den nächsten zwei Jahren einen deutlich höheren Teil des gesamten Umsatzes ausmachen. Sebastian König und Bodo Tegtmeier haben es geschafft, eine völlig autonome Produktion zu entwickeln, denn: der demographische Wandel zwingt uns letztlich zu Investitionen.