Case Study : KI und Robotik für die Intralogistik
BHS Global Logistics GmbH ist Kompetenzpartner von BHS Corrugated Maschinen- und Anlagenbau GmbH. Als Lifecycle-Partner im digitalen Zeitalter bietet BHS Corrugated mit weltweit mehr als 3.200 Mitarbeitenden seinen Kunden neben der Entwicklung und Produktion von Riffelwalzen sowie Einzelmaschinen und kompletten Wellpappenanlagen eine Vielzahl an Lifecycle Services und digitalen Dienstleistungen. Aufgabe von BHS Global Logistics ist es, die Supply Chain des Maschinen- und Anlagenbauers sicherzustellen. BHS Global Logistics nutzt zudem seine Expertise, End-to-End-Lösungen in der Outboundlogistik erfolgreich am Weltmarkt für Drittkunden anzubieten. Das Portfolio an Logistikprodukten wird sich kontinuierlich weiterentwickeln.
Wachstum erfordert Neuausrichtung
Passend zu dieser strategischen Ausrichtung gilt das neue Logistikzentrum als Dreh- und Angelpunkt für das operative Geschäft. Die Beweggründe, rund 38 Mio. Euro in den Neubau zu investieren, kennt Alexander Walberer, Managing Director BHS Global Logistics: „Die Lagerkapazitäten wurden knapp und das Wachstum von BHS Corrugated war mittelfristig nicht mehr abbildbar, denn der über den Produktionsstandort generierte Umsatz von etwa 600 Mio. Euro soll sich in den nächsten fünf bis sechs Jahren verdoppeln.“
Um das zu erreichen, waren neue Fertigungs- und Montagekonzepte umzusetzen, unter anderem die Umstellung auf Baugruppenfertigung, die auch die Errichtung einer weiteren Montagehalle bedingten.
Fortführung der Projektpartnerschaft
Unsicher war zunächst, ob die Abwicklung der In- und Outboundlogistik in Eigenregie durchgeführt oder von einem Dienstleister übernommen werden sollte. Unabhängig von der Entscheidung, die Logistik als Kernkompetenz unter Federführung von BHS Global Logistics zu halten, hatte IGZ Mitte 2020 mit der Erstellung des SAP EWM Feinkonzepts begonnen. Im Zuge dessen wurde festgelegt, dass SAP EWM als embedded Version in der Private Cloud abgebildet und SAP EWM/MFS die SPS-Steuerungen direkt ansteuern soll. Das Gesamtkonzept sowie die Erfahrung als SAP EWM-Generalunternehmer waren nur einige Argumente, die SAP Ingenieure mit der Realisierung des Logistikzentrums zu beauftragen.
Die Spezifikation der Anlagen- und Steuerungstechnik startete 2021 nur wenige Wochen nach dem offiziellen Spatenstich Ende September. Ein „Digitaler Zwilling“, der die Anlage 1:1 abbildet, ermöglichte bereits vor Inbetriebnahme realitätsnahe Tests, wodurch die Inbetriebnahmezeit signifikant verkürzt werden konnte. Der Go-Live des Logistikzentrums erfolgte dann im dritten Quartal 2023.
Kommissionierung mit Pick-by-Robot
Zum Thema Automatisierung merkt Alexander Walberer an, dass man schon immer davon geträumt habe, „Robotik in der Logistik einzusetzen“. Im Bereich der Einzelstückkommissionierung steht den Mitarbeitenden heute der Kommissionierroboter LUKE3 zur Seite. Er arbeitet zuverlässig und ermüdungsfrei und ist zudem in der Lage, durch einen automatisierten Greiferwechsel ein breites Artikelspektrum abzudecken. „Damit haben wir etwas Einmaliges für uns geschaffen“, sagt Alexander Walberer. „LUKE kann Teile aus dem AKL selbständig vorkommissionieren und durch künstliche Intelligenz lernt er permanent selbständig dazu“. Machine Learning unterstützt folglich auch die automatische Stammdatenpflege.
>>> Alexander Schurr von KI-Company: "Es gibt in jedem Unternehmen Prozesse, die man durch Künstliche Intelligenz optimieren kann"
Vollautomatische Behälter- und Produkterkennung
Für Qualität und Sicherheit sorgt das IGZ Best-Practice Smart Quality Gate. „Eine Hochleistungs-Kamera, montiert über der Fördertechnik, dient der vollautomatischen Verifikation“, ergänzt Alfred Meyer, Geschäftsführer bei IGZ. „Das System ermöglicht die vollständige Inhaltskontrolle von bewegten Behältern auf der Fördertechnik und erkennt Anomalien auf Basis von KI.“ So werden selbst kleinste Fehler erkannt und eliminiert.
Eine lückenlose Visualisierung ist auch im Logistikleitstand entscheidend. Hier setzt BHS auf das Smart Logistics Cockpit mit 3D-Anlagenvisualisierung in SAP EWM, ebenfalls ein IGZ- Best-Practice. In diesem Cockpit laufen alle relevanten Informationen zusammen und bieten bei individualisierbarem Detailierungsgrad eine Übersicht über die Gesamtanlage, Betriebsstände und alle wichtigen KPIs. Proaktive, automatische Alert-Meldungen ermöglichen ein frühzeitiges Reagieren, um Probleme oder Engpässe noch vor deren Auftreten auszuschließen. Die Besonderheit ist, dass über diesen zentralen Leitstand die Ersatzteildistribution, die Versorgung der beiden Fertigungsstandorte Weiherhammer und Tachov (CZ) und auch die gesamte Betriebstechnik abgebildet sind.
Unternehmensweite SAP EWM- und SAP TM-Strategie
„Eine möglichst hohe Performance dank Automatisierung kann nicht das alles entscheidende Kriterium sein“, erklärt Alfred Meyer. „Erfolg in der Intralogistik bedingt gleichermaßen ein Höchstmaß an Qualität bei kontinuierlicher Prozesssicherheit. Vor diesem Hintergrund haben wir bei IGZ unsere Best-Practices entwickelt, sodass das vollständige Potenzial der SAP Standardsoftware ausgeschöpft wird. Künstliche Intelligenz spielt hier schon lange eine zentrale Rolle.“
In diesem Sinne wird für BHS Global Logistics auch die Migration auf SAP Transportation Management (SAP TM) kein kompletter Neustart sein, da die KEP-Anbindung, Labelerstellung etc. bereits in SAP EWM mit dem Best Practice Extended SAP Express-Ship-Interface gelöst ist. Mit SAP TM eröffnen sich zum Beispiel neue Möglichkeiten bei der Transportplanung, der Frachtkostenberechnung sowie der Lagerintegration. „Ziel ist eine vollumfängliche SAP S/4HANA Lösung, bei der EWM und TM sowie alle SD-, PP-, MM-, QM- und FI/CO inkludiert sind“, so Alexander Walberer.
Generalunternehmerschaft als Erfolgsgarant
„Die Zeitschiene wurde, wie definiert, punktgenau gehalten und die Beauftragung von IGZ als SAP EWM-Generalunternehmer erwies sich als richtig“, resümiert Alexander Walberer.
Im nächsten Schritt erfolgen nun die Implementierung von SAP TM und auch der unternehmensweite Rollout von SAP EWM in der Produktionslogistik. Weiterhin möchte BHS Global Logistics autonome Flurförderzeuge in die Prozesse einbinden. „Wie wir uns inzwischen kennen- und schätzen gelernt haben, werden die beiden Projekte nicht die letzten gemeinsam mit der IGZ sein“, zieht Alexander Walberer augenzwinkernd Zwischenbilanz.