Transportpreise : Beeinträchtigt die Huthi-Blockade das Weihnachtsgeschäft?
Je näher das Weihnachtsfest 2024 rückt, desto drängender wird die Frage, wie sich die Huthi-Blockade auf das wichtigste Geschäft des österreichischen Handels auswirken wird. Die bisherige Antwort überrascht: Obwohl sich die Containerpreise laut dem Drewy World Container Index (WCI) seit Beginn der Huthi-Attacken zeitweise knapp vervierfacht haben, prognostiziert eine aktuelle Analyse der Rabobank nur moderate Preissteigerungen. Für die Eurozone wird mit einem Anstieg von lediglich 0,5 % gerechnet, sollte die Blockade das gesamte Jahr 2024 andauern. Selbst im pessimistischsten Szenario wird eine Teuerung von maximal 1,8 % erwartet. Angesichts der gravierenden Auswirkungen der Huthi-Blockade erscheint dies erstaunlich zurückhaltend.
Was der Umweg bedeutet
Aktuell fahren nur noch etwa 30 Schiffe pro Tag durch den Suezkanal, was einem Viertel der vor der Huthi-Blockade üblichen Menge entspricht. Die erzwungene Umfahrung des Kaps der Guten Hoffnung verlängert die Route um 6.400 Kilometer. Dies treibt nicht nur die Treibstoffkosten pro Fahrt um mindestens eine halbe Million Dollar in die Höhe, sondern erhöht auch signifikant die Versicherungsprämien. Die Transportzeit von Shanghai nach Rotterdam verlängert sich je nach Schiffstyp um 8 bis 12 Tage. Anfangs brachte dies die Fahrpläne durcheinander und sorgte für Containerknappheit. Doch mittlerweile haben sich die Transportunternehmen darauf eingestellt.
Adaptive Strategien des österreichischen Handels
Die Erfahrungen aus der Corona-Pandemie oder der Suezkanal-Blockade durch das Containerschiff „Ever Given“ haben den österreichischen Handel wachsam und anpassungsfähig gemacht. Viele Händler haben präventiv gehandelt: Frühzeitige Bestellungen von Weihnachtswaren, teils bereits ab Juni, erhöhte Lagerbestände und eine Diversifizierung der Lieferantenbasis sind nur einige der getroffenen Maßnahmen. Diese Vorkehrungen haben zwar kurzfristig zu leichten Preiserhöhungen geführt, da die Lagerkapazitäten in den Zielmärkten erweitert werden mussten. Betroffen sind vor allem Waren aus Ostasien wie Elektronik, Möbel und Mode. Dennoch blieben die Auswirkungen für die Endkunden bisher erstaunlich gering.
Warum die Preise nicht drastisch steigen
Im niedrigpreisigen Segment bewegen sich die Preissteigerungen in einer Größenordnung von ein bis drei Prozent, im hochpreisigen Bereich sind sie kaum spürbar. Ein wesentlicher Grund hierfür ist die Zurückhaltung vieler Unternehmen, die gestiegenen Kosten vollständig an die Konsumenten weiterzugeben. In einem ohnehin angespannten wirtschaftlichen Umfeld fürchten sie, dass zu starke Preiserhöhungen die Nachfrage schwächen könnten. Eine Beispielrechnung veranschaulicht das: Ein 40-Fuß-Container fasst etwa 8.000 Schuhkartons. Bei einem durchschnittlichen Warenwert von 100 Dollar pro Paar entspricht das einem Gesamtwert von 800.000 Dollar. Selbst wenn die Transportkosten von 1.500 auf 4.500 Dollar pro Container steigen, erhöht sich der Preis pro Paar Schuhe nur um 37 Cent – eine vernachlässigbare Größe im Verhältnis zum Gesamtpreis.
Neue Schiffe dämmen Frachtkosten
Ein weiterer preisdämpfender Faktor ist die Inbetriebnahme neuer Containerschiffe. Während der Pandemie, als die Frachtraten in die Höhe schnellten, orderte die Schifffahrtsindustrie eine beträchtliche Anzahl neuer Schiffe. Viele dieser neu gebauten Schiffe verlassen nun die Werften. Das führt nicht nur zu einer Modernisierung der Flotten durch emissionsärmere Modelle, sondern schafft auch zusätzliche Frachtkapazitäten, die den Anstieg der Transportpreise abmildern.
Der Preisschock bleibt aus
Trotz der anhaltenden Herausforderungen durch die Huthi-Blockade zeigt sich die österreichische Wirtschaft also bisher resilient. Die Kombination aus vorausschauender Planung, zurückhaltender Preispolitik und technologischem Fortschritt in der Schifffahrt dämpft die Auswirkungen auf die Verbraucher und lässt auf ein stabiles Weihnachtsgeschäft 2024 hoffen.