Schienengüterverkehr : Es braucht mehr Schiene - vor allem für den Zugang für Seehäfen
Eine Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts Economica legt nahe, dass mehr Investitionen in die Schieneninfrastruktur notwendig sind, um den Seezugang Österreichs zu verbessern. Die Verbesserung der Schieneninfrastruktur - etwa zwischen dem Hafen Koper und Österreich - sei notwendig, um den fehlenden Direktzugang Österreichs zu Seehäfen auszugleichen, hieß es in einer Aussendung der Studienauftraggeber Industriellenvereinigung und Zentralverband Spedition & Logistik.
Der slowenische Hafen Koper sei einer der wichtigsten Seehäfen für das Binnenland Österreich. Der Güterumschlag über den Hafen Koper mit Bezug zu Österreich entspreche rund einem Drittel des gesamten österreichischen Seehafenverkehrs. Durch die geografische Nähe zu Österreich weise der Hafen Koper gegenüber den nordischen Häfen einen Standortvorteil auf. Gleichzeitig sei Österreich der wichtigste Partner für den Hafen Koper. Der Hinterlandmarkt Österreich entspreche etwa 27 Prozent des gesamten Containerverkehrs über den slowenischen Hafen. Eine leistungsfähige Schieneninfrastruktur für den Güterverkehr des Hafens Koper mit Österreich sei daher von zentraler Bedeutung.
Um die Schieneninfrastruktur zu verbessern, sollten laut Studie zwei Vorhaben Priorität haben - zum einen der zweigleisige Ausbau der Schieneninfrastruktur vom Cargo Center Graz bis nach Spielfeld Straß, zum anderen die Fertigstellung des Semmering-Basistunnels. Als weitere Maßnahmen empfiehlt die Studie die Schaffung von Investitionsanreizen für den Kombinierten Verkehr (Straße und Schiene), die Sicherstellung marktkonformer Trassen für den Schienengüterverkehr, der Ausbau des eingleisigen Abschnittes Maribor - Spielfeld-Straß sowie die Kapazitätserweiterung auf der Strecke Divača - Ljubljana.
Masterplan Güterverkehr setzt auch auf Verlagerung auf Schiene
Der Masterplan Güterverkehr, der für Österreich gangbare Wege für einen klimaneutralen Güterverkehr aufzeigt, setzt unter anderem auf die Verlagerung des Straßentransports auf Schiene oder Schiff. Der Plan sieht vor, dass bis 2040 etwa zehn Prozent des Straßengüterverkehrs verlagert werden soll. Bei der Schiene soll es eine Zunahme von 31 auf 34 bis 40 Prozent und bei der Wasserstraße von zwei auf drei Prozent geben. Wobei: Bei letzterer hat die Transportmenge auf der Donau im Vorjahr einen historischen Tiefststand erreicht.
Sebastian Kummer, Head of Institute of Transport and Logistics der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien, hat dazu über Social Media Kritik geübt. So sei es gar nicht möglich, 40 Prozent Marktanteil im Schienengüterverkehr bis 2040 zu erreichen. "Schon allein, weil die Trassen für den attraktiven Personenverkehr auf der Schiene gebraucht werden", so Kummer.