Infrastruktur : Hafen Wien steckt 40 Millionen Euro in Klimaneutralität

Containerverladung Hafen Wien
© Hafen Wien

"Wir werden massiv bis 2040 investieren", sagt Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke bei einer Pressekonferenz des Hafen Wien. Man habe mit 25 Prozent erneuerbarer Energien bereits ein Zwischenziel erreicht, das sei aber für Klimaneutralität nicht ausreichend. "Deshalb müssen wir investieren", so Hanke.

Im Vorfeld hat der Hafen Wien, um den Status und mögliche weitere Maßnahmen zur Treibhausgasreduktion zu identifizieren, die Österreichische Energieagentur mit der Erstellung einer Energie- und CO2-Bilanz für den Hafen Wien und die WienCont auf Basis der Daten 2019 beauftragt. Daraus habe man wesentliche Erkenntnisse gezogen, nun wisse man genau, wo man handeln müsse, so die technische Geschäftsführerin des Hafens, Doris Pulker-Rohrhofer.

Eines der wichtigsten Ziele dabei ist, noch mehr Güter vom Transport auf der Straße zur Beförderung auf die Schiene und auf das Wasser zu verlagern. Deshalb wird der Hafen Wien seinen Containerterminal nochmals ausbauen und dafür 20 Millionen Euro in die Hand nehmen.

Außerdem werden weitere Landflächen im Hafen Freudenau gewonnen, um zusätzliche Umschlageinrichtungen ansiedeln zu können. Diese Redimensionierung des Hafenbeckens ist deshalb möglich, da der Hafen Freudenau noch aus einer Zeit stammt, in der ein Hafenbecken viel größer dimensioniert werden musste, als das heute der Fall ist. Denn heute brauchen die Schiffe weniger Platz zum Wenden und können auch rascher be- und entladen werden. Für das Projekt Landgewinnung stehen zehn Millionen Euro zur Verfügung.

Sieben Millionen Euro werden in neue moderne und umweltfreundlichere Kräne und Umschlagsinfrastruktur investiert. Um weitere drei Millionen Euro werden die Heizanlagen auf dem Hafenareal modernisiert.

Aktuelle Energiebilanz Hafen Wien und WienCont (Basis 2019)

Der Gesamtenergieverbrauch von Hafen Wien und WienCont liegt bei 8.967 MWh pro Jahr. Beide Unternehmen konnten in Summe bereits 1.312 MWh fossile Energie im Jahr 2019 durch erneuerbare Energie ersetzen. Über alle Standorte zusammen liegt der Anteil der erneuerbaren Energien immerhin bereits bei 25 % (Hafen Wien: 20 %, WienCont: 30 %). Das entspricht im Vergleich zu einem jährlichen österreichischen pro-Kopf-Energieverbrauch von 38 MWh etwa dem Energieverbrauch von 236 Österreichern.

Insgesamt haben Hafen Wien und WienCont durch ihre wirtschaftlichen Aktivitäten im Jahr 2019 in Summe Emissionen von 1.702 Tonnen CO2-Äquivalenten verursachten. Beim Vergleich mit den jährlichen pro-Kopf-CO2-Emissionen in Österreich von rund 9,4 Tonnen CO2-Äquivalenten entspricht dies etwa den CO2-Emissionen von 181 Österreichern.

Die Emissionen sind dabei überwiegend Fahrzeugen und Arbeitsmaschinen sowie der Wärmebereitstellung zuzurechnen – hier werden derzeit noch überwiegend fossile, CO2-intensive Energieträger eingesetzt.

Innerhalb der Studie wurde zudem der Vorteil der trimodalen Infrastrukturbereitstellung (Kombination aus Schiff-Straße-Schiene) untersucht und hinsichtlich der eingesetzten Energie und klimarelevanten Emissionen bewertet. Hierbei zeigt sich, dass der Hafen Wien durch die Kombination der Verkehrsträger Straße, Schiene und Binnenwasserstraße gegenüber einem monomodalen Standort für die Transportleistung von 1.000 Tonnen-Kilometern (tkm) rund 42,7 Prozent der Energie bzw. 44 Prozent der Emission an CO2-Äquivalenten einspart.

Insgesamt lässt sich sagen, dass eine Tonne Waren für einen Kilometer, der mit dem LKW zurückgelegt wird, 92 Gramm CO2 verbraucht. Mit dem Dieselzug reduziert sich dieser Wert auf 28 Gramm, mit dem Schiff auf zehn Gramm.

Hafen Wien Hanke, Pulker-Rohrhofer, Gollowitzer, Angerer
v.l.n.r. Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke, Technische Geschäftsführerin Hafen Wien Doris Pulker-Rohrhofer, Geschäftsführer Wien Holding Kurt Gollowitzer, Geschäftsführer Österreichische Energieagentur Franz Angerer - © David Bohmann

Einsparungsmaßnahmen der letzten Jahre

Der Hafen Wien betreibt seit Anfang des Jahres bereits die dritte Solaranlage im Probebetrieb. Eine vierte Solaranlage wird heuer projektiert. Außerdem hat der Hafen Wien in den letzten Jahren einen Großteil der Außen- sowie Innenbeleuchtung in den Lagerhallen auf LED umgestellt, E-Schnellladestationen wurden am Gelände installiert, fünf E-Fahrzeuge wurden angeschafft, bei Fahrten am und außerhalb des Hafengeländes wird verstärkt auf E-Bikes gesetzt und es wurde bei sämtlichen Betriebsanlagen auf Öko-Strom umgestellt.

Zusätzlich werden heuer im Hafen Albern zwei Ölheizungen durch Luft-Wärme-Pumpen ersetzt, diese werden wiederum mit Solarstrom gespeist und somit hat der Hafen Wien die Distanz zur vollständigen CO2-Neutralität weiter reduziert. Zusätzlich konnte aufgrund des Wechsels in den energiekonformen Modus mittels LED beim Projekt Außenbeleuchtung im Jahr 2020 im Gewerbeareal HQ7 eine Energieersparnis von rund 87 Prozent erzielt werden.

Der Strom am Hafen Wien wird bereits in diesem Jahr zu 100 Prozent als erneuerbare Energie am Standort eingesetzt. Dieser wird einerseits durch die eigenen Photovoltaikanlagen gewonnen, andererseits wird der Ökostrom auch zugekauft. Dieser zugekaufte Ökostrom wird konkret aus Wasserkraft, Biogas, fester und flüssiger Biomasse, Wind- und Sonnenenergie gewonnen. Außerdem wird das Terminal der WienCont seit einigen Jahren mit 100 Prozent Energie/Strom aus Wasserkraft versorgt.