Wasserstoff : Österreichs Wasserstoffstrategie kommt spät – aber doch
Bis 2030 sieht die österreichische Wasserstoffstrategie über eine halbe Milliarden Euro an Förderungen vor - basierend sowohl auf der Eigenerzeugung als auch auf dem Import. Überdies ist festgelegt, dass Wasserstoff in der Industrie, wo andere Energieträger nicht möglich sind, eingesetzt wird. In der Industrie ist H2 das Gas der Zukunft und kann vielseitig eingesetzt werden, um zahlreiche Prozesse und Abläufe künftig zu dekarbonisieren.
Die österreichische Wasserstoffstrategie sei ein wichtiger Schritt, jetzt gehe es aber darum, die Verzögerung aufzuholen und bei der Umsetzung Tempo zu machen, kommentiert WKO-Präsident Harald Mahrer die heimischen Pläne. Es gebe darüber hinaus auch noch einige Herausforderungen, die in der Strategie auch klar benannt werden.
WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf ergänzt: „Für die Erreichung der Klimaneutralität brauchen wir 89 bis 138 TWh grüne Gase.“ Das Klimaministerium zeigt in seiner Strategie auf, dass wir mehr gasförmige Energieträger brauchen als heute, aber in Form klimaneutraler Gase. Diese Mengen an Wasserstoff in Österreich zu erzeugen, ist jedoch unmöglich. Dafür müssten die gesamten heute in Österreich verfügbaren Strommengen nur für Wasserstoffproduktion eingesetzt werden. Auf Basis der Strategie muss jetzt ein genauer Plan für Wasserstoffimporte und internationale Kooperationen erarbeitet werden, der auch die entsprechenden Infrastrukturmaßnahmen beinhaltet. Ansonsten werden wir noch weiter ins Hintertreffen geraten.“
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Auf bestehende Projekte wie das Best Practice H2-Mobility Austria aufbauen
WKÖ-Präsident Mahrer zufolge müsse dabei auch auf bestehende Projekte aufgebaut werden. „Wir haben hier mit H2-Mobility Austria ein gemeinsames Projekt namhafter Unternehmen, die gewillt sind, in Wasserstoff zu investieren. Dies ist ein Best Practice, das nun aber Planungssicherheit braucht, um die Zukunftstechnologie tatsächlich zur Marktreife zu führen“, so Mahrer.
Dazu brauche es auch Weichenstellungen wie die nach wie vor fehlende Investitionszuschussverordnung für Wasserstoff auf Basis des im Vorjahr beschlossenen Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes. „Aber auch ein Grün-Gas-Gesetz brauchen wir dringend, um die Abhängigkeit von russischem Gas zu reduzieren“, fordern Mahrer und Kopf. Zusätzlich gelte es einen Transformationsfonds einzurichten, der hilft, mehr Wasserstoff in der Industrie einzusetzen, sowie die Klärung der Finanzierung. „Die Niederlande haben beispielsweise Wasserstoff-Unterstützungsvolumen in der Höhe von fünf Milliarden Euro bis 2030 zugesagt. Österreich muss sich an den Wasserstoff-Vorreitern Niederlande und Deutschland orientieren, damit wir nicht den Anschluss verlieren“, so die beiden WKO-Vertreter.
Erste Wasserstofftankstelle in Betrieb, zweite folgt
Wien Energie hat dabei bereits eine erste Wasserstoff-Tankstelle für Busse und LKWs in Wien Floridsdorf in Betrieb genommen - seit Jänner auch im Fahrgastbetrieb. Wien Energie sei zudem bereits mit anderen Partnern der Mobilitäts- und Logistikbranche im Gespräch, um weitere potenzielle Nutzer zu gewinnen, heißt es auf dispo-Anfrage.
Eine zweite H2-Tankstelle sei bereits in Planung, diese soll in Simmering errichtet werden. Auch eine Erzeugungsanlage ist geplant: Mit einer Elektrolyseanlage will Wien Energie künftig selbst grünen Wasserstoff produzieren. Der Baustart für die Elektrolyseanlage ist in der zweiten Jahreshälfte 2022 geplant. Ab 2023 will Wien Energie mit der 2,5 Megawatt-Anlage grünen Wasserstoff herstellen. Der dafür benötigte Strom kommt aus erneuerbaren Energiequellen, wie es vom Unternehmen heißt. Gleichzeitig forsche man an weiteren Produktions- und Einsatzmöglichkeiten dieses Elements.