Straßengüterverkehr : Rückläufiger Straßengüterverkehr und "unkoordiniertes Baustellenchaos" beschäftigen Österreichs Transportbranche
Im Jahr 2023 verzeichnete der Straßengüterverkehr in Österreich einen weiteren Rückgang, das Transportaufkommen auf österreichischen Straßen sank um 3,9 Prozent auf 569 Millionen Tonnen, wie Zahlen der Statistik Austria zeigen. Auch im Jahr davor, 2022, gab es einen Rückgang von drei Prozent auf 592 Millionen Tonnen.
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Dieser Abwärtstrend spiegelt sich auch in der Transportleistung wider, die auf 55,1 Milliarden Tonnenkilometer sank, was einem Rückgang von 2,2 Prozent im Vergleich zu 2022 entspricht. Insbesondere bei in Österreich registrierten Fahrzeugen fiel das Transportvolumen mit einem Minus von 4,8 Prozent auf 366,5 Millionen Tonnen stark ab. Auch ausländische Fahrzeuge verzeichneten einen leichten Rückgang um 2,1 Prozent auf 202,5 Millionen Tonnen.
Trotz des Rückgangs hat der Anteil ausländischer Fahrzeuge an der gesamten Transportleistung zugenommen: Mit 66 Prozent (36,4 Milliarden Tonnenkilometer) war ihr Beitrag signifikant höher als der inländischer Fahrzeuge, die lediglich 34 Prozent (18,7 Milliarden Tonnenkilometer) der Leistung erbrachten. Besonders der Transitverkehr trägt zu dieser Diskrepanz bei, da fast die gesamte Transitleistung (99,3 Prozent der 19,8 Milliarden Tonnenkilometer) von ausländischen Fahrzeugen erbracht wurde. Zu den bedeutendsten Herkunftsländern der ausländischen Fahrzeuge zählten Polen, Ungarn und Deutschland.
Deutscher Straßen- und Schienenverkehr wächst bis 2040 stark
Das deutsche Verkehrsministerium hat eine umfassende Verkehrsprognose für das Jahr 2040 erstellt die zeigt, dass der LKW n den kommenden Jahren das dominierende Verkehrsmittel für den Transport von Gütern bleiben wird. Demnach steigt der Güterverkehr auf der Straße in den nächsten 15 Jahren um 34 Prozent. Ähnlich stark wird demnach zwar auch der Schienengüterverkehr wachsen. Allerdings wird derzeit nur ein Fünftel aller Güter über die Schiene transportiert. Der Bund will diesen Anteil bis 2030 auf ein Viertel erhöhen.
Bei der Verkehrsprognose handelt es sich um unterschiedliche langfristige Szenarien, die die Verkehrsentwicklung bis 2040 unter bestimmten Bedingungen abbilden. Die vorige Prognose bezog sich noch auf das Jahr 2030 und stammt aus dem Jahr 2014.
Zentralverband Spedition & Logistik und WKO wollen Maßnahmen gegen "Baustellenchaos"
Zusätzlich zum rückläufigen Straßengüterverkehr in Österreich stünden heimische Haupttransitstrecken vor baubedingten Herausforderungen, warnt der Zentralverband Spedition & Logistik. Die Luegbrücke auf der Brennerautobahn wird ab Januar 2025 in beide Richtungen nur einspurig befahrbar sein, was erhebliche Verkehrsbehinderungen über drei Jahre hinweg verursachen wird. Gleichzeitig sind auf der A8 München-Salzburg sowie am Tauerntunnel Sanierungen geplant, die den Verkehr im Brennerkorridor weiter beeinträchtigen werden. Laut Alexander Friesz, Präsident des Zentralverbands Spedition & Logistik, drohen dadurch massive Staus und Unsicherheit in der gesamten Transportbranche.
Auch Alexander Klacska, Obmann der Sparte Transport und Verkehr der Wirtschaftskammer Österreich, spricht im Dispo-Interview über das Hinauszögern erforderlicher Maßnahmen bei Österreichs Infrastruktur - und deren Auswirkungen: "Bei Maßnahmen beispielsweise am Brenner mit der Lueg-Brücke oder der Europa-Brücke hat man bis zum letzten Moment gewartet und hat jetzt maximale Einschränkungen gerade für den Schwerverkehr. Wir sehen auch die negativen Auswirkungen aus Deutschland nun in Österreich. Die Strecke über Passau, die im Schien- und Güterverkehr 75 Prozent der Menge unserer Deutschland-Exporte aufnimmt, wird 2026 zweimal für jeweils fünf Monate komplett gesperrt. Unserer Berechnung nach ist das ein Äquivalent von 1,4 Millionen Lkw-Fahrten. Diese LKW haben wir gar nicht. Die große Frage ist: Wie soll die Industrie ihre Güter in diesen zweimal fünf Monaten exportieren? Deutsche Zahlen gehen davon aus, dass diese Maßnahmen der Mobilitätsbranche - oder der Industrie als Kunden am Ende des Tages - rund 400 bis 500 Millionen Euro mehr kosten wird. Da fordern wir, das zu kompensieren, hier braucht es auch eine Lösung zwischen den Wirtschaftsräumen."
Auch der Zentralverband fordert eine verbesserte Koordination der Baustellenaktivitäten zwischen Asfinag, ÖBB sowie den Nachbarländern Deutschland und Italien, um die Herausforderungen gering zu halten. Friesz schlägt vor, das bestehende Nachtfahrverbot für LKW während der Bauphasen temporär aufzuheben, um den Verkehr besser zu verteilen und die Belastung für Umwelt, Tourismus sowie Anwohner zu mindern. Er warnt davor, dass ohne rasche und koordinierte Maßnahmen das unkontrollierte Baustellenchaos langfristige Schäden für den Standort Österreich zur Folge haben könnte.