Forschung : So will AIT den Luftfrachttransport automatisieren

Autonomes Fahrzeug am Flughafen Linz
© APA/OTS Bild/Flughafen Linz/Flug

Am Flughafen Linz zeigte das Austrian Institute of Technology den aktuellen Stand der Forschung: Zielsicher fährt das automatisierte Fahrzeug Reform Metron P48 RC zur Verladerampe, positioniert sich, sodass die Container verladen werden können und bringt das Verladegut zum vorgesehenen Übergabeplatz.

Die multifunktionale Fahrzeugplattform, die sowohl als Zugfahrzeug als auch als Geräteträger dient, soll künftig diese und weitere Arbeitsaufgaben eigenständig umsetzen. Dazu gehören automatisierte Transport- und Arbeitsabläufe für kommunale Dienstleistungen wie z.B. Müllabfuhr und Straßenreinigung aber auch im Bereich der Luftfracht.

Das Automatisierungskonzept dazu hat ein interdisziplinäres Team unter Federführung des AIT Centers for Vision, Automation & Control entwickelt und umgesetzt. Partner des Projekts aus Industrie und Forschung sind die FH OÖ, der Flughafen Linz, die Reform-Werke Bauer & Co und TTTech Auto.

Automatisierte Navigation in einer sich verändernden Umgebung

Im aktuellen Anwendungsfall haben die Experten die automatisierte Navigation im Verladebereich des Flughafens erprobt - eine besondere Herausforderung für das Fahrzeug, da es hier in einem dynamischen Umfeld nahe an Gebäuden agiert. „In unserer Forschungsgruppe Assistive & Autonomous Systems fokussieren wir auf die Automatisierung von großen Arbeitsgeräten, Kränen, Baggern usw. Da sie meistens in nicht planbaren und sich verändernden Umgebungen

wie z.B. auf Baustellen oder im Offroad-Bereich agieren, müssen die Geräte in der Lage sein, ihre Umgebung zu erfassen und richtig zu interpretieren. Sie müssen Hindernissen ausweichen können und ihren Pfad finden, um dann am Ende ihre Arbeit verlässlich auszuführen,“ so AIT-Projektleiter Wolfgang Pointner.

Mit Hilfe kombinierter Sensordaten und Methoden der künstlichen Intelligenz, lernen die Systeme zunächst in den Laboren und in realen Testumgebungen, ihr Umfeld zu verstehen, die Lage von relevanten Objekten zu erfassen aber auch ihre eigene Position im Raum richtig einzuschätzen, um dann sicher von A nach B zu navigieren. „Für das autonome Fahrzeug konnten wir auf Erfahrungen im Bereich der Sensorik, der Zusammenführung unterschiedlicher Sensordaten und der Auswertung dieser Daten in Echtzeit zurückgreifen. Wir haben bereits erfolgreich Methoden zur Umfelderfassung und Kollisionsvermeidung entwickelt, die z.B. weltweit in Assistenzsystemen für Straßenbahnen im Einsatz sind,“ so Pointner weiter „und, was entscheidend ist: die autonomen Systeme sollen künftig ja auch in der Lage sein, mit dem Menschen zusammenzuarbeiten. Viele Arbeitsabläufe sollen kooperativ erfolgen. Die Systeme könnten uns Menschen schwere, monotone oder gefährliche Arbeiten abnehmen. Gerade in Produktions- und Manipulationsaufgaben, aber auch in der Logistik wie hier am Flughafen ist das von größter Bedeutung.“

„Das Projekt AUTILITY eröffnet uns die Chance, neue Ansätze im Bereich des automatisierten Luftfrachttransportes zu erarbeiten, denn die Luftfracht ist unser zweites großes Standbein,“ so Norbert Draskovits, Geschäftsführer, Linz Airport.

„Mit dem Projekt AUTILIY wurden in den letzten Jahren unersetzbare Erkenntnisse im Bereich des autonomen Fahrens für Sondermaschinen gewonnen. Durch die Verfügbarkeit eines nahezu serientauglichen, geländegängigen Trägerfahrzeugs konnten die Algorithmen für autonomes Fahren auch im unwegsamen Gelände für verschiedenste Anwendungsfälle erstmals in Österreich und Realbedingungen ausgiebig erprobt werden“, erklärt FH-OÖ-Projektleiter Roman Froschauer.

Nach dem erfolgreichen Abschluss des Projekts, in dem Anwendungen in den Bereichen Luftfrachttransport und Verkehrsflächenreinigung erforscht wurden, sollen die entwickelten Konzepte nun auch in anderen Gebieten zum Einsatz kommen. Dazu gehören unter anderem Arbeitsaufgaben im Gelände, Manipulationsaufgaben in der Bauwirtschaft sowie die automatisierte Verladung von Gütern. Diese Aufgaben können teilweise mit der vorhandenen Fahrzeugplattform umgesetzt werden. Methoden, Technologien und Komponenten des Projekts lassen sich aber auch auf andere Fahrzeuge und Maschinen übertragen.